Woher weht der Wind?
Autoren: | MJENR/DESCO und französische Académie des sciences/La main à la pâte | ||
Publikation: | 1.10.2002 | ||
Lernstufe: | 3 | ||
Dauer: | 4 bis 6, eventuell sogar 8 Unterrichtsstunden | ||
Material: |
Für die Klasse:
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Herkunft: | La main à la pâte, Paris | ||
Bewertung: |
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Abb. 1: Wetterfahnen (C [serbisch] entspricht S = Süden)
© Vladimir Filipovic, ZUNS, Belgrad
Einleitung
In dieser Unterrichtseinheit wird klar, wie Naturwissenschaft (Aufbau von Kenntnissen: Luft ist Materie, Wirkung von Kräften) und Technologie (Anfertigung eines Gegenstands mit bestimmter Funktion und Nützlichkeit) miteinander verbunden sind.
- Bewegte Luft stellt eine Kraft dar und kann ihrerseits etwas bewegen.
- Man kann sich die Kraft in Maschinen zu Nutzen machen.
- Die Maschinen können Energie erzeugen (Windmühlen, Windgeneratoren) oder auch nur die Windrichtung anzeigen (Windsack, Wetterfahne). Der Windsack zeigt auch die Windstärke an.
Aus Gründen der Einfachheit und der pädagogischen Vermittlung (feste Rotationsachse, gedanklicher Zusammenhang mit den Himmelsrichtungen) beschränkt sich die vorliegende Unterrichtseinheit auf die Anfertigung einer Wetterfahne. Man kann aber auch ein Windrad oder einen Segelwagen bauen.
Möglicher Ablauf der Unterrichtseinheit
Die Unterrichtsstunden dieser Einheit müssen nicht in dieser Reihenfolge durchgenommen werden.
Der Ablauf kann auf vielerlei Weise gestaltet werden, jedoch bilden die Unterrichtsstunden 2, 3, 4, und 5 einen unumgänglichen Kern. Es bleibt der Lehrerin überlassen, den Kernstunden, je nach pädagogischem Projekt und im geeigneten Moment, die ein oder andere Unterrichtsstunde hinzuzufügen. Insbesondere lässt sich die Stunde 7 ganz einfach in die Unterrichtsstunde 4 integrieren.
Beispiele für den Ablauf:
- Stunden 2, 3, 4 und 5
- Stunden 6, 2, 3, 4 und 5
- Stunden 2, 3, 7, 4 und 5
- Stunden 2, 3, 4 und 5
- Stunden 2, 3, 4, 5, 8, ...
Bemerkung: Die Unterrichtsstunde 1 ist eher für die Klassenstufe 1 bis 3 geeignet, aber wenn sie den anderen Stunden unmittelbar vorausgeht, finden sich die Schüler in der Stunde 2 schneller in das Thema "Ausrichtung und Bezugssystem" ein.
Unterrichts- stunden |
Ausgangsfrage | Schülerarbeiten | Naturwissenschaftliche Herangehensweise | Angestrebte Kenntnisse und Fähigkeiten |
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Stunde 1 | Welche Wirkungen hat der Wind? | Die Schüler gehen von ihren sinnlichen Wahrnehmungen aus, überlegen, wie und wo sich Wind bemerkbar macht und versuchen, ihre Feststellungen zu beschreiben. | Beobachtung | Naturerscheinungen von Menschenwerk unterscheiden können. |
Stunde 2 | Welche Dinge zeigen die Windrichtung an? | Kurze Stunde, in der klar wird, dass der Wind Kräfte ausübt und Dinge bewegen kann. | Entwürfe von Experimenten |
Begründen können,
darstellen können |
Stunde 3 | Welche Eigenschaften haben diese Dinge? | Die Schüler prüfen alle oder einen Teil der Entwürfe aus der vorherigen Stunde. | Erste Versuche; feststellen, welche Merkmale das Ding haben wird. | Erkennen, was wichtig ist. Verstehen, dass der Wind Luft ist, die sich in Bezug auf einen Fixpunkt bewegt. |
Stunde 4 | Wie baut man eine Wetterfahne? | Die Schüler erkennen im Versuch die Rolle der Massen und Flächen beiderseits der Rotationsachse. | Erste Ausführungen | Begreifen, dass der Wind auf Gegenstände Kraft ausübt. Beobachten, dass die Wetterfahne die Windrichtung anzeigt, wenn die Flächen beiderseits der Rotationsachse sehr verschieden sind. |
Stunde 5 | Bau einer Wetterfahne | Die Schüler bauen und prüfen unter Berücksichtigung der vorherigen Experimente eine Wetterfahne, die den Erwartungen entspricht. | Bau und Prüfung | Anfertigen eines technischen Geräts, das strengen Vorgaben genügt. |
Stunde 6 | Warum möchte man herausfinden, woher der Wind weht? | Anhand von Sachbüchern/dem Internet denken die Schüler über die historische und gesellschaftliche Rolle von Konstruktionen zur Bestimmung der Windrichtung nach. Vergleich mit der Gegenwart. | Literaturrecherche | Stichhaltige Informationen suchen und finden |
Stunde 7 | Welches Bezugssystem soll für die Windrichtung gewählt werden? |
Die Schüler suchen die Windrichtung zu bestimmen (in der
Schule, bei einem Ausflug, auf einer Karte oder einem Plan).
Sie lernen den Gebrauch der Begriffe: "lokales Bezugssystem", "geografisches Bezugssystem" (Himmelsrichtung). |
Beobachtungen | Die Unterscheidung "lokales Bezugssystem" und "geografisches Bezugssystem" verstehen. Einen Kompass verwenden können. |
Stunde 8 | Welches sind die vorherrschenden Winde? | Die Schüler protokollieren regelmäßig die Windrichtung, die die Wetterfahne anzeigt und beobachten die örtlichen Winde. | Beobachtungen |
Unterrichtsstunde 1. Welche Wirkungen hat der Wind?
Die Schüler gehen von ihren sinnlichen Wahrnehmungen aus, überlegen, wie und wo sich Wind bemerkbar macht und versuchen, ihre Feststellungen zu beschreiben.
Ziele
- Erste Annäherung an die Auswirkungen des Windes in der Natur oder auf die von Menschen geschaffenen Dinge.
- Erläuterung des Unterschiedes zwischen "natürlichen" und von Menschen geschaffenen Dingen.
- Erweiterung des Wortschatzes im Zusammenhang mit den Beobachtungen.
- Erweiterung der sprachlichen Fähigkeiten (Beobachtung, Beschreibung, Deutung, Aufsatz).
Ausgangslage, Fragestellungen
Damit sich die Schüler nicht durch allzu förmliches Fragen und Antworten beengt fühlen, kann man das Thema wie folgt inszenieren: "Frieda sagt, dass heute ein starker Wind weht. Geht nach draußen und findet heraus, wie sich diese Behauptung beweisen lässt."
Antworten der Schüler
Man merkt es an den Blättern, Zweigen, den Haaren, dem nassen Finger, aufgewirbeltem Staub, Erde, Sand, am Rauch, der aus Schornsteinen steigt, an einem Stück Stoff oder Papier, an der Wäsche, die zum Trocknen aufgehängt wurde, an den Wolken, einem Windsack, einer Wetterfahne, ...
Besprechung der Antworten und Erarbeiten der Fragestellung
"Welche Unterschiede bestehen zwischen all diesen Antworten, wie kann man sie ordnen?" Von Schülern der 1. bis 3. Klasse kann man nicht erwarten, dass sie von sich aus das gewünschte Ordnungsschema finden (natürlich/von Menschen geschaffen). Daher wird die Lehrerin im Lauf des Gesprächs mit der ganzen Klasse drei Kategorien nennen:
- Auswirkungen des Windes auf den Körper, wahrgenommen mit Hilfe der fünf Sinne;
- Auswirkungen des Windes auf Dinge in der Natur;
- Auswirkungen des Windes auf von Menschen geschaffene Dinge.
Die Schüler planen ihre Untersuchungen
Die Schüler werden aufgefordert, im Hinblick auf die dritte Kategorie ein Gerät zu entwerfen, anzufertigen und auszuprobieren. Eine weitere Unterscheidung bietet sich an:
- Von Menschen geschaffene Geräte zur Feststellung von Eigenschaften des Windes (Geschwindigkeit, Richtung). Falls Kompass oder Windrose zur Sprache kommen, werden diese vorläufig hier eingeordnet, Bedenken werden zurückgestellt;
- Dinge, die den Auswirkungen des Windes ausgesetzt sind, aber nicht gebaut wurden, um Eigenschaften des Windes festzustellen (Dachziegel, die vom Wind heruntergeweht werden, ein Regenschirm, der umgestülpt wird).
Aufzeichnungen – sprachliche Arbeit
Schriftliche Aufzeichnungen sind wichtig, damit die Schüler erste Beobachtungen in eine Form bringen (Beschreibung, Rechtfertigung der Einordnung in eine bestimmte Kategorie). Sie erweitern durch das Aufschreiben auch ihren Wortschatz: herumwirbeln, trudeln, verstreuen, ... Blätter werden herumgewirbelt, Dachziegel nicht.
Unterrichtsstunde 2. Welche Dinge zeigen die Windrichtung an?
Die Schüler überlegen sich Anordnungen, mit denen man herausfinden kann, woher der Wind weht. Kurze Unterrichtsstunde, die dennoch in zwei Teilen durchgenommen werden kann, vorausgesetzt, sie liegen zeitlich nicht zu weit auseinander.
Ziel
Die Schüler ihre Vorstellungen entwickeln lassen, sie im Einzelnen besprechen, um das Ziel der weiteren Arbeit festzulegen.
Arbeitsauftrag
"Kennt ihr Dinge, die man benutzen kann, um herauszufinden, woher der Wind weht? Wie verwendet man die?" Jeder Schüler beschreibt seine Einfälle mit Zeichnungen und/oder einem Text in seinem Versuchsheft. Die Lehrerin überzeugt sich, dass der Arbeitsauftrag auch richtig verstanden wurde. Je nach Alter und Vorerfahrung haben die Schüler gelegentlich Schwierigkeiten, die Frage nach der Windrichtung von der nach der Herkunft (der Ursache) des Windes zu trennen.
Die Frage "Warum gibt es Wind?" ist zwar berechtigt, auf Grundschulniveau aber nicht einfach zu beamtworten
Von der Schülern vorgeschlagene Vorrichtungen
- "Ich binde einen Luftballon an eine Schnur und sehe in welche Richtung er treibt";
- "Ich nehme ein Heft, dessen Seiten sich drehen lassen (Ringbuch) und halte das Heft so, dass der Wind die Seiten dreht."
- "Ich knüpfte eine Schnur und/oder ein Stück Stoff an einen Stock."
- "Ich nehme eine Fahne."
- "Ich nehme einen Windsack."
- "Ich nehme eine Wetterfahne."
- "Mit einem Satelliten."
- "Mit einem Kompass."
Abb. 2: Drei Vorschläge der Kinder
Begutachtung der Schülervorschläge
Man kann auf zwei Wegen zu sinnvollen Fragen kommen (siehe die "Anhaltspunkte für den praktischen Umgang mit einer Unterrichtseinheit").
Entweder direkt: Die Lehrerin fordert die Schüler auf, ihre Vorschläge in vorgegebene Kategorien einzuordnen. Jede Gruppe (mit vier bis sechs Schülern) erarbeitet eine begründete Ordnung aller Vorschläge der Gruppenmitglieder und schreibt sie auf ein Plakat. Mit den Plakaten kann die Lehrerin eine vergleichende Diskussion anregen. Es werden die als durchführbar angesehenen Vorrichtungen behalten, die anderen verworfen.
Oder indirekt: Alle Vorschläge werden von der Lehrerin aufgeschrieben. Die Alternative ist dann:
- Die Schüler einigen sich untereinander, zum Beispiel in Zweiergruppen, auf eine Einordnung in Kategorien. Die Vorschläge werden dann in den Vierergruppen, gegebenenfalls auch zwischen einzelnen Gruppen, verglichen und diskutiert. Zum Schluss wird der Klasse eine begründete Einordnung vorgelegt.
- Die Schüler arbeiten in kleinen Gruppen Kategorien selbst aus, sie stützen sich dabei auf Erfahrungen aus der ersten Unterrichtsstunde. Sie schlagen eine Einordnung vor. Austausch und Diskussion kreisen dann sowohl um die Kategorien als auch um die Einordnung.
Beispiele möglicher Kategorien
Kategorie 1: Anordnungen, die der Fragestellung entsprechen, aber in der Klasse nicht durchführbar sind: Es gibt Satelliten, die die Atmosphäre vom Weltraum aus beobachten und Windrichtungen erkennen können (zum Beispiel über den Ozeanen). Aber man kann in der Klasse nun mal keinen Satelliten bauen!
Kategorie 2: Alles was unmittelbar einen der fünf Sinne anspricht. Das Geräusch des Windes in den Ohren, der feuchte Finger.
Kategorie 3: Alles was mit Beobachtungen in der Umgebung zusammenhängt: Richtung des Rauchs, gebeugte Bäume, fliegende Blätter.
Kategorie 4: Geräte, Gegenstände: Wetterfahne, Windsack, Wollfaden usw. sowie Dinge, die vom Wind verformt werden (Schnur, Flüssigkeiten) und Dinge, die sich um einen Haltepunkt herum bewegen (befestigte Gegenstände).
Anordnungen dieser letzten Kategorie werden im Folgenden hergestellt und ausprobiert.
Warum die Kategorien 1, 2 und 3 hier nicht weiter betrachtet werden:
- Kategorie 1: unrealistisch;
- Kategorie 2: zu subjektiv, vom Beobachter abhängig;
- Kategorie 3: nicht reproduzierbar, nicht allgemeingültig und ungenau.
Übrig bleibt die konkrete Aufgabe, einen technischen Gegenstand anzufertigen, der auf die Windkraft reagiert und zuverlässig die Windrichtung angibt.
Anmerkung
Die Kinder sollen verstanden haben: Wenn man genau wissen möchte, woher der Wind weht, braucht man ein Ding, das sich verformt oder von der Windkraft ausgerichtet wird.
Unterrichtsstunde 3. Welche Eigenschaften haben diese Dinge?
Es werden erste Versuche gemacht, um herauszufinden, welche (Konstruktions-) Merkmale die Vorrichtung haben sollte. Die Schüler prüfen alle oder einen Teil der in der Stunde gemachten Vorschläge. Diese Unterrichtsstunde zieht sich länger hin und muss unter Umständen in zwei Teilen durchgenommen werden.
Arbeitsaufträge
In einer Versuchsanordnung kann jeder Schüler seine eigenen, im Lauf der 2. Unterrichtsstunde bereits mehr oder weniger veränderten Vorstellungen experimentell überprüfen. Damit jeder Einzelne möglichst gut und erfolgreich arbeitet, werden vorzugsweise Zweiergruppen gebildet.
"Ein Ding finden und ausprobieren, das anzeigt, woher der Wind weht - man braucht also Wind - wie kann man das machen?"
Was ausprobiert werden soll, wird aus den Schülervorschlägen der vorherigen Stunde ausgewählt. Wenn nicht schon geschehen, werden die unbrauchbaren (Kompass, Windrose) oder zu ungenauen (Wollfaden) Vorschläge jetzt verworfen. Die Lehrerin lenkt die Schüler nach und nach in Richtung Bau einer Wetterfahne. Der Windsack, den die Schüler oft gut kennen, ist auch eine Lösung.
Die Frage des Bezugssystems wird entweder anhand der Schülervorschläge oder anhand der unten beschriebenen Versuchsanordnung gestellt.
Von den Schülern durchgeführte Untersuchungen
Zum Testen der Konstruktionen kann die Anordnung aus Abb. 3 dienen. Der Ventilator sollte ein Schutzgitter haben, damit die Kinder auf keinen Fall mit den Flügeln in Berührung kommen. Wenn die Frage des Bezugssystems (wie bestimmt man eine Richtung?) nicht gleich aufkommt, verschiebt man sie auf später (siehe Unterrichtsstunde 7). Das Experiment gelingt am besten mit einem großen Ventilator (10 bis 20 cm Durchmesser).
Abb. 3: Vorrichtung zum Testen der Konstruktionen: In der Mitte steht ein fester Tisch; der Ventilator steht auf einem Rolltisch (hier rund gezeichnet) und kann um den festen Tisch herum bewegt werden.
Ein Tisch mit Rollen, auf dem ein Ventilator steht, kann um einen fest stehenden Tisch herum bewegt werden. Man achte darauf, dass der Luftstrom in genügendem Abstand über den Tisch streicht (20 cm oder mehr). Der Tisch mit Rollen kann also zum Beispiel die in Abb. 3 eingezeichneten Positionen 1 bis 6 einnehmen. Die zu untersuchende Konstruktion wird in der Mitte des Tischs, der keine Rollen hat, festgemacht.
Wenn die Schüler für die Positionen des Ventilatortisches von sich aus auf die Himmelsrichtungen Nord, Süd, Ost, West kommen (weil sie diese bereits im Erdkundeunterricht gelernt haben), sollte man diese auch verwenden.
Die verschiedenen "Apparaturen" und deren Verhalten im Luftstrom des Ventilators werden mit Hilfe der Lehrerin untereinander verglichen.
Abb. 4: Wettervogel, Windmühle auf einem Sockel und Luftballon an einem Faden
Aufzeichnungen
Die Schüler notieren in ihr Versuchsheft ihr Vorhaben und was sie sich davon erhoffen; außerdem ihre bisherigen Konstruktionsversuche und ihre Beobachtungen beim Austesten ihrer Konstruktion im Luftstrom des Ventilators. Sie schreiben auch auf, aus welchen Gründen eine Konstruktion als geeignet befunden oder verworfen wurde.
Beobachtungen geben Anlass zu einer Diskussion, die zur Aufstellung von Kriterien für die eigene Konstruktion führt.
- Das Gerät zeigt auch bei regelmäßigem Wind verschiedene Richtungen an, es erreicht keinen "Gleichgewichtszustand" (Beispiel Wollfaden).
- Das Gerät hält starkem Wind nicht stand oder verformt sich (Abhilfe: Sockel, Verstrebung).
- Das Gerät zeigt bei schwachem Wind nichts an.
- Das Gerät verträgt keinen Regen!
Beispiele für zusammenfassende Sätze
- Der Wind ist ein Luftstrom, der aus einer Richtung (stromaufwärts) kommt und in eine Richtung (stromabwärts) geht. Er hat also in einem gegebenen Bezugssystem eine bestimmte Richtung.
- Ein Gegenstand, der sich mit dem Wind dreht, kann anzeigen, woher der Wind weht.
- Damit man diese Richtung angeben kann, muss der Gegenstand einen Zeiger haben und man braucht ein Bezugssystem, ein örtliches (im Schulhof) oder ein geografisches (die vier Himmelsrichtungen).
Von der Klasse herausgefundene Konstruktionsmerkmale
- Unsymmetrie der Gegenstände, damit auch die "Richtung" des Luftstroms zu erkennen ist (stromaufwärts, stromabwärts; von wo kommt der Wind, wohin geht der Wind).
- Falls die Vorrichtung eine Rotationsachse besitzt: Vertikalität der Achse und Verminderung der Reibung.
- Empfindlichkeit der Anzeige (Material, Form).
- Stabilität der Richtungsanzeige bei Wind, der stetig aus einer Richtung weht.
Tipps
Die Frage "Wie macht man Wind?" dürfte den Kindern nun klar sein. Der Wind wird zum Beispiel mit dem laufenden Ventilator in Verbindung gebracht. Der Wind ist bewegte Luft. Der Begriff Bewegung muss unbedingt genauer erörtert werden: Bewegung in Bezug auf Koordinaten. Zu diesem Zweck kann die Lehrerin vergleichende Beobachtungen anregen zwischen:
- einem Ventilator, der Luft in Bewegung versetzt;
- der Ortsveränderung eines Windrads (oder Windsacks) im Luftstrom, was zur Drehung des Windrads (oder zum sich Aufrichten des Windsacks) führt.
Man kommt zu dem Schluss, dass der Wind eine Luftbewegung in Bezug auf ein Bezugssystem ist (Begriff der relativen Bewegung).
Unterrichtsstunde 4. Wie baut man eine Wetterfahne?
In dieser Unterrichtsstunde sind die Schüler vor allem damit beschäftigt, die Rolle der beiden Flächen beiderseits der Rotationsachse der Wetterfahne zu erkennen. Es wird nach einer Antwort auf die Frage "Wie wirkt der Wind?" gesucht.
Bemerkungen der Lehrerin
Technisch einwandfreie Drehbarkeit (kein Kippen der Achse, minimale Reibung) setzt voraus, dass sich die Massen beiderseits der Achse im Gleichgewicht befinden. Falls das nicht der Fall ist, ist die Vorrichtung nicht sehr stabil und Reibung schränkt die Genauigkeit der Anzeige ein. Das Gleichgewicht ist erreicht, wenn der Schwerpunkt des Drehkörpers auf der Achse liegt. Das kann auf folgende Weise geprüft werden: Da wo kein Wind weht, hält man die Achse waagerecht, dann muss die Wetterfahne in jeder Richtung in die man sie dreht, stehenbleiben.
Aus physikalischen Gründen dreht sich die Wetterfahne nur dann genau in den Wind, wenn die Flächen beiderseits der Achse sehr ungleich sind, die kleine Fläche zeigt stromaufwärts, in die Richtung, aus der der Wind weht. Diese Ungleichverteilung der Flächen ist wichtig.
Erstaunlicherweise kann ein Gerät mit zwei ebenen, in Bezug auf die Achse symmetrischen, Flächen sich sogar senkrecht zur Windrichtung stellen: ein einfaches Gegenbeispiel zur empirischen Regel, dass bewegliche Gegenstände sich derart einstellen, dass die dem Wind ausgesetzte Fläche möglichst klein ist.
Diese Bemerkungen sind nicht für die Schüler bestimmt. Sie sollen der Lehrerin helfen, die Versuchsergebnisse der Schüler zu deuten und sie beim experimentellen Entdecken anzuleiten.
Anregungen der Lehrerin
Damit die Schüler darauf kommen, dass sie unsymmetrische Wetterfahnen bauen müssen, gibt man ihnen folgenden Arbeitsauftrag: "Probiert eure Vorrichtung aus und schlagt vor, wie man die Genauigkeit der Anzeige verbessern kann."
Es geht darum, dass die Schüler, die symmetrische Wetterfahnen gebaut haben, die Fehlerhaftigkeit ihrer Konstruktion erkennen. Experimentell kann leicht bewiesen werden, dass sich die angezeigte Richtung bei symmetrischen Wetterfahnen deutlich von der Windrichtung unterscheidet. Die Deutung und die mehr oder weniger empirische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen veranlassen die Schüler dazu, die Flächen beiderseits der Achse stark unsymmetrisch zu gestalten.
Die Lehrerin weist darauf hin, dass bei gleicher Einstellung des Ventilators verschiedene Flächen im Luftstrom verschiedene Bewegungen ausführen. Die Frage "Wie wirkt der Wind?" kann man also experimentell beantworten. Man wird versuchen, Situationen zu schaffen, die zu Äußerungen führen wie: Der Wind "schiebt" die Gegenstände oder genauer: "Der Wind übt Kraft auf die Flächen aus, und die Kraft ist umso größer, je größer die Fläche ist."
Anmerkung
In den Seewetterberichten gibt die "Windstärke" (auf der Beaufort-Skala) die Windgeschwindigkeit in Kilometer pro Stunde (km/h) an.
Probleme und Erfolge bei den ersten Konstruktionsversuchen
- Drehung um die waagerecht gestellte Achse statt Gleichgewicht in jedem Punkt.
- Wetterfahne klemmt und bleibt in Stellungen stehen, die nicht die Windrichtung angeben.
- Einwandfreie Ausrichtung auf den Ventilator (wenn die Schüler ihren Versuch erfolgreich beendet haben, fordert die Lehrerin sie auf, zum besseren Verständnis eine andere, "ebenso gelungene" Form auszuprobieren).
Beispiele persönlicher Aufzeichnungen
Abb. 5: Auszug aus einem Versuchsheft
Man kann zum Beispiel die Klasse alle Geräte, "die funktionieren" und alle Geräte, "die nicht funktionieren" betrachten lassen. Die Kinder kommen dabei auf Veränderungen und Verbesserungen, die sie ausprobieren können.
Unterrichtsstunde 5. Bau einer Wetterfahne
Die Schüler bauen eine Wetterfahne, die den gemeinsam aufgestellten Kriterien genügt.
Unterrichtseinheit 6. Warum möchte man herausfinden, woher der Wind weht?
Die Schüler suchen in Sachbüchern oder im Internet nach Informationen über die geschichtliche und gesellschaftliche Bedeutung der Windrichtungsbestimmung. Sie vergleichen diese Bedeutung in der Vergangenheit mit der heutigen. "Warum möchte man herausfinden, woher der Wind weht und wozu?"
Schülerantworten
- "Um mit bestimmten Fahrzeugen fahren zu können (Segelboot, Segelwagen)"
- "Um sich sicher fortbewegen zu können (Autos, Schiffe, Flugzeuge [Windsäcke an den Start- und Landebahnen])."
- "Beim Zelten muss man sein Zelt nach der Windrichtung aufstellen."
- "Wenn man im Sommer im Garten grillt oder Feuer macht, muss man auf die Windrichtung achten, damit keine Funken auf trockenes Gras fallen und ein Feuer entfachen, und auch damit der Rauch nicht die Nachbarn belästigt."
- "Wenn man Bäume pflanzt, muss man die vorherrschende Windrichtung kennen."
- "Wenn der Wind aus nördlicher Richtung weht, weiß ich, dass das Wetter schön wird, Südwind dagegen bringt Regen (je nach Gegend, natürlich)."
Literaturrecherche
In dieser Unterrichtsstunde sollen diverse Quellen nach Informationen zu Wind und Wetterfahnen durchsucht werden:
- Sammlung von Sprichwörtern und allerlei Ausdrücken zu "Wind und Wetter".
- Unterlagen zum Verständnis der Geschichte der Wetterfahne.
- Materialien über die Vielzahl von Formen von Wetterfahnen, die die Menschen entworfen und gebaut haben.
Man kann auch Menschen in der Umgebung befragen (alte Leute, Landwirte, Gärtner, Seefahrer, Fischer, Feuerwehrleute, Piloten usw.).
Unterrichtsstunde 7. Welches Bezugssystem soll für die Windrichtung gewählt werden?
Die Schüler überlegen, wie sie die Windrichtung angeben können (in der Schulumgebung, auf einer Karte oder am Versuchstisch). Sie machen sich mit den Begriffen "örtliches Bezugssystem" (zum Beispiel die Wände des Schulgebäudes) und "geografisches Bezugssystem" (Himmelsrichtungen) vertraut (falls sie ihnen noch nicht geläufig sind).
Das Thema dieser Stunde kann auch während der Unterrichtsstunde 3 behandelt werden oder während der Arbeit an der Wetterfahne – oder im Lauf des Schuljahres bei anderer Gelegenheit.
Unterrichtsstunde 8. Welches sind die vorherrschenden Winde?
Die Schüler beobachten regelmäßig die Windrichtung, die die Wetterfahne anzeigt. Sie nehmen eine große Anzahl von Daten auf, um die örtlich vorherrschende Windrichtung zu bestimmen. Die Unterrichtsstunde kann mit dem Erdkunde- und Mathematikunterricht verknüpft werden.
Man kann eine Scheibe anfertigen und darauf die Himmelsrichtungen einzeichnen. Nach jeder Messung (zum Beispiel einmal pro Tag) klebt man einen Aufkleber in den der Windrichtung entsprechenden Sektor der Scheibe. Da wo die Aufkleber sich häufen, sprechen die Statistiker auch von einer "Punktwolke". Die Ausdehnung dieser Punktwolke ist ein Maß einerseits für die Schwankungen der Windrichtung, andererseits für die Mess(un)genauigkeit.
Abb. 6: Welches ist die vorherrschende Windrichtung?
Aufzeichnungen der Messungen
Aus den Häufungen der Aufkleber ergeben sich die vorherrschenden Winde; in unserem Fall: N-NW und O.
Tag | Wind |
Abb. 7: Windrose mit "Punktwolke" |
Montag, der 2. | N-NW | |
Dienstag, der 3. | N-NW | |
Donnerstag, der 5. | N-NW | |
Freitag, der 6. | Kein Wind | |
Montag, der 9. | Kein Wind | |
Dienstag, der 10. | Kein Wind | |
Donnerstag, der 12. | O | |
Freitag, der 13. | O | |
Montag, der 16. | O | |
Dienstag, der 17. | Kein Wind | |
Donnerstag, der 19. | Kein Wind | |
Freitag, der 20. | N-NW |
Die Zahl der Aufkleber könnte auch durch ein Papierband, dessen Länge der Zahl der Messpunkte entspricht, dargestellt werden. Je nach dem, welche Darstellungsformen die Schüler aus dem Mathematik- oder Erdkundeunterricht kennen, kann man verschiedene Diagramme zeichnen.
Anmerkungen
Diese Unterrichtseinheit wurde für die 4. bis 6. Klasse entwickelt; aber die Fragen "Kennt ihr Dinge, mit denen man herausfinden kann, woher der Wind weht?" und "Wie macht man das?" wurde auch Schülern der 1. bis 3. Klasse gestellt. Der Vergleich der Antworten zeigt, wie fest bestimmte Vorstellungen sitzen, und wie stark sie von der Alltagsumgebung geprägt werden. Zum Beispiel: "Der Wind wirkt nur auf leichte Gegenstände", "die Wolken machen den Wind".
Die gesellschaftliche und geschichtliche Dimension des Gegenstandes, die Arbeit am einschlägigen Wortschatz, beanspruchen in der Unterrichtseinheit viel Zeit. Das ist umso mehr gerechtfertigt, als der Gegenstand "Wetterfahne" zwar von pädagogischem Interesse ist, aber längst nicht mehr die Bedeutung hat, die er in der Vergangenheit hatte. Im heutigen städtischen Umfeld kann er sogar ganz unbekannt sein. Das Ziel ist also nicht nur eine Wetterfahne herzustellen, sondern sämtliche Lernmöglichkeiten, die dieser technologische Gegenstand bietet, möglichst auszuschöpfen.
Empfohlene Informationsblätter
- Informationsblatt 3: "Luft"
- Informationsblatt 23: "Elektrizität"
- Informationsblatt 24: "Hebel und Waagen"
- Informationsblatt 25: "Übertragung von Bewegungen"
Mögliche Erweiterungen
Diese Unterrichtseinheit kann eine Einleitung zu anderen Unterrichtseinheiten abgeben oder auch die Gelegenheit bieten, früher erworbenes Wissen wieder zu beleben. Zwei Beispiele:
Bezug zur Unterrichtseinheit "Wie wirkt der Hebel?"
Wenn vorher schon über Hebel gearbeitet wurde, ist das dabei erworbene Wissen gut zu gebrauchen – zum Beispiel beim Austarieren der Wetterfahne. Andersherum können die Erfahrungen und Begrifflichkeiten, die notwendigerweise beim Bau der Wetterfahne gesammelt und erworben wurden, im Unterricht zum Hebel explizit wieder zum Tragen kommen.
Bezug zur Unterrichtseinheit "Ist Luft Materie?"
Falls die Unterrichtseinheit "Woher weht der Wind?" erst nachher durchgenommen wird, kann man die Frage "Wenn Luft Materie ist, wie wirkt sie dann auf Gegenstände, wenn sie sich in Bezug auf sie bewegt?" einbringen. Weil Luft Materie ist, kann sie auf Gegenstände wirken, wenn sie sich bewegt. Die Wirkung kommt durch die relative Ortsveränderung von Gegenstand und Luft zustande, sie hängt ab von der Angriffsfläche, die der Gegenstand dem Wind bietet, sei es, dass die Luft sich bewegt (Wind), sei es, dass der Gegenstand bewegt wird.
Falls die Unterrichtseinheit "Woher weht der Wind" zuerst durchgenommen wird, kann man anschließend auf die Frage "Was ist Wind?" kommen. Zum Beispiel kann die Lehrerin die Windkraft mit anderen Kraftwirkungen auf Gegenstände vergleichen und die Schüler auf die Fragen "Was ist Luft?"; "Ist Luft Materie?" bringen.
Beispiele von Wetterfahnen
In der Bildersuche einer Suchmaschine das Stichwort "Wetterfahnen" eingeben.
Autoren
4. Klasse der Montaigne-Schule in Sevran und 5. Klasse der Simone-de-Beauvoir-Schule in Saint-Fons
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023