Informationsblatt 17: Licht und Schatten
Publikation: | 26.3.2009 |
Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Aus den Lehrplänen
Lernstufe 3:
Himmel und Erde
- Licht und Schatten
Erschwernisse durch den gängigen Sprachgebrauch
Sehr oft wird mit dem Wort "Licht" die elektrische Beleuchtung bezeichnet.
Das Wort "Schatten" bezeichnet im Allgemeinen den Schatten, den ein beleuchteter Gegenstand auf den Boden, auf eine Wand, auf einen Schirm, auf einen anderen Gegenstand wirft, seltener den Raum hinter (im Schatten von) dem beleuchteten Gegenstand.
Man spricht vom Schatten eines Gegenstandes ohne die Lichtquelle zu erwähnen.
Erschwernisse aufgrund von vorgefassten Meinungen der Schüler
Die Schüler haben keine Vorstellung von der Ausbreitung des Lichts: Helligkeit oder Dunkelheit werden vielmehr als ein örtlich gegebener "Zustand" angesehen, der nicht immer von der Gegenwart einer Lampe oder der Sonne abhängt: "Das ist ein helles Zimmer".
Die Schüler stellen sich nicht vor, dass ein beliebiger Gegenstand Licht zu unseren Augen senden könnte; das scheint ihnen nur möglich, wenn es sich um eine als solche "anerkannte" Lichtquelle handelt: Lampe, Sonne. Das Vorhandensein von Licht wird von den Schülern nur erkannt bei einer intensiven Lichtquelle oder einem sehr hell erleuchteten Bereich (zum Beispiel in praller Sonne).
Den Sehvorgang erklären sich die Schüler oft fälschlicherweise mit dem "Sehstrahl"-Modell. Dabei geht ein Sehstrahl vom Auge aus und fängt das Bild eines Gegenstands ein. Ausdrücke wie "einen Blick werfen" und "mit dem Blick streifen" legen so ein Modell nahe.
Viele Schüler meinen, sie könnten das Licht "von der Seite" sehen (soll heißen, wenn es an ihren Augen vorbeigeht), ohne dass Licht in ihre Augen fällt.
Für manche Schüler ist der Schatten etwas Materielles. Sie schreiben ihm die gleichen Eigenschaften zu wie dem Gegenstand, von dem er ausgeht. Sie sind sich nicht unbedingt der Rolle bewusst, die die Lichtquelle spielt.
Ein paar Klippen, an denen Beobachtung und Experiment scheitern könnten
Die Behauptung "Schatten ist der Bereich, in den kein Licht fällt" ist im Allgemeinen falsch, weil ungenau. Tatsächlich ist der Schatten, den ein Gegenstand, bezogen auf eine bestimmte Lichtquelle, wirft, ein Bereich, der von dieser Lichtquelle kein Licht erhält, im Allgemeinen aber sehr wohl von den anderen Gegenständen der Umgebung ausgesandtes oder gestreutes (zurückgesendetes) Licht. Ein von mehreren Lichtquellen beleuchteter Gegenstand wirft ebenso viele Schatten wie es Lichtquellen gibt.
Für erste schematische Darstellungen sollte man mit einer Quelle von kleinen Abmessungen (Taschenlampe) beginnen, die einer punktförmigen Lichtquelle gleichkommt. Dann lässt sich die Form des Schattens erklären, indem man vom Lichtpunkt eine Linie zu den Umrissen des Gegenstandes zieht. In den Darstellungen sollte eine Vereinbarung (zum Beispiel was die Farbe angeht) helfen, materielle Dinge einerseits (Lichtquelle, Gegenstand, Auge) und abstrakte Dinge andererseits, wie den unsichtbaren Weg des Lichts (erste Vorstellung von einem Lichtstrahl), nicht durcheinanderzubringen. Wenn man eine ausgedehnte Lichtquelle verwendet, entstehen Schatten mit schwer definierbaren Umrissen. In dem Fall sehen die Lehrpläne das Zeichnen von Lichtstrahlen nicht vor.
Kenntnisse
Ein Schatten setzt eine Lichtquelle voraus. Seine Form hängt von
der Form des Gegenstandes, von seiner Lage und seiner Ausrichtung
in Bezug auf die Lichtquelle ab.
In einem homogenen Medium nimmt das Licht einen geraden Weg.
Damit ein Gegenstand gesehen werden kann, muss von ihm ausgehendes
Licht ins Auge fallen.
Eine punktförmige Lichtquelle und ein undurchsichtiger Gegenstand
definieren zwei Bereiche des Raumes: einen beleuchteten, in dem der
Beobachter die Quelle sehen kann, und einen Schattenbereich, in dem
der Beobachter die Quelle nicht sieht. Wenn die Lichtquelle ausgedehnt
ist, entsteht noch ein Zwischenbereich, in dem der Beobachter nur einen
Teil der Lichtquelle sehen kann.
Ein undurchsichtiger, von einer Lichtquelle beleuchteter Gegenstand
hat eine beleuchtete Seite und eine Seite im Schatten. Die sichtbare
Form der beleuchteten (bzw. der sich im Schatten befindenden) Seite
hängt von der Position des Beobachters ab.
Gewöhnliche Lichtquellen sind nicht punktförmig (Glühbirne,
Taschenlampe, Sonne). Sie erzeugen an den Umrissen undeutliche
Schatten (Schatten, Halbschatten, ...). Man sollte nicht versuchen,
diese Schatten zu erklären, sondern nur erörtern, was ein
Beobachter sieht.
Wenn Licht und Materie einander begegnen, kann es zu verschiedenen
Erscheinungen kommen: Spiegelung (das Licht wird in wohl definierter
Richtung zurückgeworfen); Streuung (das Licht wird in alle Richtungen
reflektiert), Absorption (das Licht wird von der Materie absorbiert,
die sich dabei erwärmt) [siehe dazu das
Informationsblatt 16: "Energie"], Transmission
(das Licht geht durch die Materie hindurch). Alle diese Erscheinungen
treten in der Regel gemeinsam in unterschiedlichen Verhältnissen auf.
Bei durchsichtigen Gegenständen überwiegt die Transmission, im
Gegensatz zu den undurchsichtigen, bei denen kaum oder kein Licht
durchkommt. Man sagt, die Transmission sei groß, wenn die Absorption
schwach ist und umgekehrt.
Nur in einem homogenen Medium pflanzt sich das Licht geradlinig
fort, wenn also überall die gleichen Eigenschaften vorliegen. Unter
bestimmten Bedingungen wird das Licht abgelenkt: Beugung an einem Spalt
oder Brechung beim Übergang in ein anderes Medium (zum Beispiel
Luft/Wasser). So wird das Phänomen der Luftspiegelung (Fata Morgana)
von nicht geradliniger Ausbreitung des Lichts hervorgerufen: Die
Temperaturverteilung in der Luft, durch die das Licht geht,
ist nicht homogen.
Das Licht pflanzt sich mit großer Geschwindigkeit fort (ungefähr
300 000 km pro Sekunde). Es braucht ungefähr 8 Minuten
von der Sonne zur Erde und ein paar Jahre bis zu ein paar tausend
Jahre von den verschiedenen, mit bloßem Auge sichtbaren Sternen bis zu uns!
Das sichtbare Licht zeichnet sich auch durch seine Farbe aus, von Rot
zu Violett. Bestimmte Lichtstrahlen (infrarote und ultraviolette) sind
unsichtbar, zeigen sich aber auf andere Weise: das Gefühl von Wärme in
der Nähe eines Bügeleisens (das infrarotes Licht ausstrahlt),
Hautverbrennungen in der Sonne (durch das ultraviolette Sonnenlicht).
Einsatz der Kenntnisse in anderen Zusammenhängen, verwandte Begriffe
-
Informationsblatt 16: "Energie":
- Um Licht zu erzeugen braucht man eine Energiequelle.
- Licht transportiert Energie und insbesondere gibt das Sonnenlicht Sonnenenergie an absorbierende Materialien ab. Von dieser Energie hängt das Leben auf der Erde ab.
-
Verbindungen zur Mathematik:
- Wie bestimmt man die Höhe eines Pfostens aus der Länge seines Schattens?
- Wie bestimmt man die Breite eines Flusses, den man absolut nicht durchqueren kann? (Vielleicht kann die Situation auf dem Schulhof nachgestellt werden?)
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023