2. Das Land: Teil des Problems und Teil der Lösung
Autoren: | |
Publikation: | 18.10.2021 |
Herkunft: | Office for Climate Education |
Das Land kann einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels leisten, und dabei gleichzeitig den Bedürfnissen der Menschen auf nachhaltige Weise gerecht werden.
Die unterschiedlichen Zeithorizonte von Klimaschutzmaßnahmen
Es gibt zwei Möglichkeiten, dem Klimawandel zu begegnen: Sich an den Klimawandel anpassen und/oder die Treibhausgasemissionen verringern. Das Land kann dazu beitragen, auf die Auswirkungen des Klimawandels zu reagieren – durch die Bekämpfung der Wüstenbildung und Landdegradation sowie durch die Verbesserung der Ernährungssicherheit und die Förderung nachhaltiger Entwicklung.
Die Zeithorizonte der verschiedenen Handlungsoptionen sind sehr unterschiedlich. Einige Maßnahmen haben unmittelbare Auswirkungen – zum Beispiel die Erhaltung von Ökosystemen mit hohem Kohlenstoffgehalt, wie Moore, Feuchtgebiete, Mangroven und Wälder. Andere haben langfristige Auswirkungen – zum Beispiel Aufforstung, Wiederaufforstung oder die Wiederherstellung degradierter Böden.
Landumwandlung
Landumwandlung ist die Umwandlung von Land für einen anderen Zweck. Auch wenn die meisten landnutzungsbasierten Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels nicht um die verfügbaren Landflächen konkurrieren, kann es bei einigen der Maßnahmen zu einer erhöhten Nachfrage nach Landfläche kommen. Das ist ein Problem, weil die Landfläche, die für den Anbau von Pflanzen für Nahrungsmittel, Futter, Fasern oder Biokraftstoffe sowie für die Holzernte oder die Viehhaltung genutzt werden kann, begrenzt ist.
Einige Klimaschutzmaßnahmen, wie zum Beispiel eine verbesserte Bewirtschaftung von Acker- und Weideflächen, eine verbesserte und nachhaltige Forstwirtschaft oder die Erhöhung des Gehalts an organischem Kohlenstoff im Boden, erfordern keine Änderung der Landnutzung. Die Umwandlung von Grasland in Ackerland und die Wiederherstellung von Mooren oder Küstenfeuchtgebieten sind Beispiele für eine Landumwandlung, die wenig oder gar keine zusätzlichen Flächen erfordert.
Aufforstung und der Anbau von Biokraftstoffpflanzen sind dagegen zwei Beispiele für Landumwandlungen, die die Nachfrage nach Landfläche erhöhen. Diese erhöhte Nachfrage kann Maßnahmen zur Sicherstellung der Ernährungssicherheit entgegenwirken.
Änderung der Landnutzung und nachhaltige Entwicklung
Gute Strategien, Planung, Steuerung und Institutionen sind wesentlich für eine ganze Reihe von Anpassungsoptionen in der Landwirtschaft. Zum Beispiel können Institutionen neue Kapazitäten erschließen, um bei der Entwicklung hochwertiger Produkte den Klimaschutz mitzudenken, eine bessere Ernährungsweise für eine gesündere Lebensweise zu fördern, die Lebensgrundlagen in Gemeinden zu verbessern usw. Andere Anpassungsmaßnahmen betreffen die Eigentumsrechte und die Sicherung von Landbesitz. Ziel ist es, Anpassungsmaßnahmen zu fördern, und dafür den Zugang zu Land zu gewährleisten.
Eine wichtige Lösung zur Bewältigung des Klimawandels ist die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energiequellen wie Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie. Diese Energiequellen konkurrieren nicht oder nur in geringem Maße um landwirtschaftliche Flächen: Windkraftanlagen können zum Beispiel auf weiten landwirtschaftlichen Flächen wie Weideland installiert werden, Solarmodule auf Dächern oder auf ariden Böden. Erneuerbare Energien verringern den Verbrauch von traditioneller Biomasse wie Brennholz und tragen so zu einer besseren Luftqualität bei. Die Verringerung des Brennholzverbrauchs hat auch den Nebeneffekt, dass die (meist von Frauen) für das Sammeln von Brennholz aufgewendete Zeit eingespart wird. Folgende Nachhaltigkeitsziele werden erreicht: Gesundheit und Wohlergehen, bezahlbare und saubere Energie, weniger Ungleichheiten, Klimaschutz.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
- Bestimme, welche Nachhaltigkeitsziele erreicht werden, wenn wir uns klimafreundlich ernähren, den Verlust von Nahrungsmitteln nach der Ernte reduzieren, weniger Nahrungsmittel wegwerfen und die Nahrungsmittelsicherheit verbessern.
Kohlenstoffsequestrierung
Bei der natürlichen Kohlenstoffsequestrierung wird atmosphärisches CO2 im Boden oder in der Vegetation gebunden. Die Vegetation kann der Atmosphäre jedoch nicht unbegrenzt Kohlenstoff entziehen. Wenn sie "altert", erreicht der Kohlenstoffgehalt der Vegetation (und der Böden) irgendwann einen Sättigungspunkt, in der Regel nach einigen Jahrzehnten. Die Kohlenstoffvorräte bleiben allerdings erhalten, es kann nur nicht weiterer Kohlenstoff aufgenommen werden. Anders verhält es sich bei Mooren: Moore können über Jahrhunderte Kohlenstoff aufnehmen.
Heutzutage sind Moore die größte natürliche Kohlenstoffsenke an Land. Weltweit enthalten die verbleibenden natürlichen Moore 42% des gesamten Bodenkohlenstoffs. Und sie binden jedes Jahr mehr Kohlenstoff als alle Vegetationsarten zusammengenommen, einschließlich der Wälder [1].
Wird das Holz der Wälder geerntet, ist der Kohlenstoff in den Holzprodukten langfristig gespeichert. Holz kann als Baumaterial verwendet werden – als Ersatz für Beton oder Stahl – und so zur Verringerung der Treibhausgasemissionen beitragen. Wenn allerdings Biomasse (wie z. B. Holz) als Energiequelle genutzt wird, dann wird der Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre freigesetzt.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
- Welches der folgenden Ökosysteme sollten wir vorrangig schützen: Moore, Feuchtgebiete, Weideland, Mangroven, Wälder in der gemäßigten Klimazone?
- Erläutere, weshalb jedes Ökosystem wichtig ist. Denke bei deiner Argumentation an die Kohlenstoffsequestrierung und die Kohlenstoffspeicherung in Bäumen.
- Recherchiere im Internet, wie viel Kohlenstoff ein Baum in einem Jahr bzw. während seines gesamten Lebens aufnehmen kann. Vergleiche diesen Wert mit dem Pro-Kopf-Ausstoß in deinem Land.
- Versuche, die verschiedenen Holzarten in deinem Haus zu benennen, und finde heraus, wo die entsprechenden Bäume wachsen.
Die Schüler werden herausfinden, dass die Menge an Kohlenstoff, die ein Baum während seines Lebens speichert, von der Baumart und seinem Standort abhängt. In gemäßigten Breiten liegt die Größenordnung im Mittel bei etwa einer Tonne Kohlenstoff pro Baum.
Die Wüstenbildung und die Winderosion bekämpfen
Zu den Lösungen, die zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel beitragen und gleichzeitig die Wüstenbildung bekämpfen, gehören: das Auffangen von Wasser und die Mikrobewässerung, die Wiederherstellung degradierter Böden durch die Verwendung trockenheitsresistenter, ökologisch geeigneter Pflanzen sowie andere agrarökologische und ökosystembasierte Praktiken wie die Agroforstwirtschaft oder die Permakultur. Letztere haben den zusätzlichen Nutzen, dass sie den Kohlenstoffgehalt der Böden langfristig erhöhen.
Windschutz in Form von "grünen Wällen" mit Baumarten, die wenig Wasser benötigen, verhindern Winderosion und schwächen Sandstürme ab. Grüne Wälle binden nicht nur Kohlenstoff, sie verbessern auch die Luftqualität (weniger Staub) und damit die Gesundheit der Menschen.
Der Landdegradation entgegenwirken
Zu den wichtigsten Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft gehören die Anreicherung von organischer Materie im Boden, die Vermeidung von Erosion, ein effektiveres Düngemittelmanagement und die Verwendung hitze- und trockenheitstoleranter Pflanzenarten.
Während konventionelle landwirtschaftliche Praktiken wesentlich zur Landdegradation beitragen, verringern andere Praktiken sowohl die Bodenerosion als auch den Nährstoffverlust. Beispiele: eine reduzierte oder gar keine Bodenbearbeitung (Direktsaat), der Anbau von Gründüngungspflanzen (z. B. Leguminosen, die Nährstoffe im Boden speichern und für andere Pflanzen verfügbar machen) oder das Mulchen (das dafür sorgt, dass der Boden stets bedeckt und gedüngt ist).
Zu den Klimaschutzmaßnahmen bei der Viehzucht gehören eine bessere Bewirtschaftung der Weideflächen, ein besseres Dungmanagement, die Verwendung von hochwertigerem Futter und die Haltung genetisch verbesserter Nutztierrassen.
Die Diversifizierung der Nahrungsmittelsysteme verringert klimawandelbedingte Risiken, zum Beispiel indem die Vielfalt und die Verfügbarkeit von Saatgut gesichert oder heterogene Ernährung gefördert werden. Ernährungsweisen, die hauptsächlich auf Pflanzen wie Getreide, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse, Nüssen und Samen basieren, tragen zum Klimaschutz bei und fördern gleichzeitig die Gesundheit und das Wohlbefinden. Bis 2050 könnten veränderte Ernährungsweisen, die weniger oder keine Fleisch- und Milchprodukte enthalten, mehrere Millionen Quadratkilometer Landfläche freimachen. Diese Landflächen könnten dann für andere Zwecke, wie zum Beispiel Aufforstung, genutzt werden.
Derzeit gehen 25-30% der insgesamt produzierten Nahrungsmittel verloren: Sie verderben oder werden verschwendet. Wenn man die Nahrungsmittelverluste verringern würde, bräuchte man weniger Landfläche für die Nahrungsmittelproduktion. Das würde zum Klimaschutz beitragen, weil man dadurch die Treibhausgasemissionen senken würde. Zwischen 2010 und 2016 waren Nahrungsmittelverluste für 8-10% der gesamten anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
- Die Direktsaat (auf Englisch: no tilling) wird in der Landwirtschaft immer beliebter. Zeichne einen Cartoon, um die Vorteile und Nachteile der Direktsaat zu illustrieren. Vorteile: Erhaltung der Mikroorganismen im Boden, Böden speichern mehr Kohlenstoff usw. Nachteile: mehr Unkraut, mehr Krankheiten und/oder Schädlinge aus vorangegangenen Anbaukulturen usw.
- Nenne und erkläre einige der Hauptmerkmale der Permakultur (Mulchen, Agroforstwirtschaft, Hügelkultur usw.).
- Suche im Internet nach ungewöhnlichen Permakulturprojekten und stelle sie deinen Mitschülern vor.
-
Stelle ein Menü zusammen, das einen geringen CO2-Fußabdruck hat.
Nützliche Links:
Das Minderungspotenzial im Lebensmittelsektor – von der Produktion bis zum Verbrauch, einschließlich Lebensmittelverlusten und -abfällen – wird bis 2050 auf 2,3 bis 9,6 Gt CO2eq/Jahr geschätzt. Das Minderungspotenzial einer veränderten Ernährungsweise wird auf 0,7 bis 8 Gt CO2eq/Jahr bis 2050 geschätzt. Zum Vergleich: Die gesamten Treibhausgasemissionen auf unserem Planeten beliefen sich im Jahr 2017 auf 53,6 Gt CO2eq [2].
- Diskutiert darüber, ob es sich lohnt, die eigene Ernährung umzustellen. Ihr könnt verschiedene Interessengruppen bilden: Landwirte, Wissenschaftler, Politiker. Startet nach einer kurzen Internetrecherche eine Debatte, in der jede Gruppe ihren Kontext schildert und ihren Standpunkt vertritt.
Klimaschutzpfade
Im IPCC-Sonderbericht wird eine Reihe von modellierten Szenarien untersucht. Diese Zukunftsszenarien werden auch Pfade genannt. Jeder Pfad berücksichtigt unterschiedliche Entscheidungen (der Politik). Alle Pfade, die auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C abzielen, setzen Maßnahmen zur Verringerung der Landnutzung bzw. Änderungen der Landnutzung voraus.
Die meisten Pfade beinhalten verschiedene Kombinationen von Aufforstung, Wiederaufforstung, verringerter Entwaldung und einer starken technologischen Entwicklung der Bioenergie.
Für die Pfade, die die Erderwärmung auf 1,5°C begrenzen, ohne zu sehr auf Bioenergie und andere Methoden zur Entfernung von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre zurückzugreifen, sind rasche und umfassende Umstellungen in den Bereichen Energie, Landnutzung, urbane Systeme und Infrastruktur sowie Verhaltens- und Lebensstiländerungen zwingend erforderlich.
KURZ ZUSAMMENGEFASST
- Es gibt zwei Wege, den Klimawandel zu bekämpfen: Man kann sich an seine Auswirkungen anpassen und/oder Klimaschutz betreiben, indem man die Treibhausgasemissionen reduziert.
- Landbasierte Maßnahmen können zum Klimaschutz beitragen: Man kann zum Beispiel die Wüstenbildung und die Landdegradation bekämpfen, die Ernährungssicherheit verbessern und auf eine nachhaltige Entwicklung setzen.
- Manche Maßnahmen wirken unmittelbar, andere langfristig. Manche erfordern auch keine Änderungen der Landnutzung bzw. keinen erhöhten Landflächenbedarf.
- Die Kohlenstoffsequestrierung stellt eine Möglichkeit dar, das Klima zu schützen. Moore können mehr Kohlenstoff speichern als Wälder, und das außerdem über einen längeren Zeitraum.
- Eine Änderung der landwirtschaftlichen Praktiken kann Bodenerosion und Nährstoffverluste verringern.
Abb. 1: Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit der Landnutzung [3]. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
Fußnoten
1: Quelle: IUCN – Peatlands and climate change
2: Quelle: UNEP – Emissions Gap Report 2018
3: Angepasst aus "Citoyens pour le Climat"
Abb. 2: Wüste, Foto und © Lydie Lescarmontier
Letzte Aktualisierung: 14.10.2024