Vorgefasste Meinungen, verbreitete Ansichten
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Publikation: | 1.9.2000 |
Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Kommen die Mondphasen durch den Erdschatten zustande?
Nein, die Mondphasen entstehen durch die wechselnde Stellung des Mondes zur Sonne, sie haben mit dem Erdschatten nichts zu tun. Im letzten Viertel, wenn der Mond zu dreiviertel voll ist, könnte der Erdschatten niemals diese Form haben.
Die Mondphasen
Der Mond leuchtet nicht von selbst: Wie die Planeten reflektiert er einen Teil des Lichts, mit dem ihn die Sonne bescheint. Er hat also immer eine beleuchtete Seite, die der Sonne zugewandt ist, und eine dunkle Seite. Die relative Stellung des irdischen Beobachters zum Mond und zur Sonne ist der Grund für die Mondphasen (Abbildung 1): Der Beobachter sieht einen mehr oder weniger großen Teil der beleuchteten Seite. Wenn der Mond der Erde seine Nachtseite zukehrt, ist Neumond, der Mond ist unsichtbar; wenn er der Erde seine ganze beleuchtete Seite zeigt, ist Vollmond. Zwischen Neumond und Vollmond wächst der Mond von der Sichel zur halben Scheibe, man spricht vom ersten Viertel; dann folgt der Dreiviertelmond, in der mehr als die Hälfte beleuchtet erscheint. Nach Vollmond nimmt der Mond ab, erst ist wieder ein Dreiviertelmond zu sehen, dann ein Halbmond und im letzten Viertel wieder eine Sichel.
Ein Mondzyklus (Lunation) dauert 29,5 Tage. Die Erde dreht sich in einem Jahr um die Sonne; der Mond begleitet sie dabei, und dreht sich einmal in 27,3 Tagen um die Erde. Diese Zeitspanne bezeichnet man als siderischen oder Sternenmonat. Unser Monat (= der Mondzyklus) unterscheidet sich vom Sternenmonat, weil die Erde sich in Bezug auf die Sonne weiterbewegt hat, während der Mond einmal um sie kreist, oder, was auf dasselbe hinausläuft: Die Sonne hat sich in ihrer scheinbaren Bewegung in Bezug auf die Erde weiterbewegt. In 27,3 Tagen legt sie den Bruchteil 27,3/365,25 von 360°, nämlich 29° zurück. Weil der Mond in 27,3 Tagen 360° auf seiner Bahn um die Erde durchläuft, also 13,2° pro Tag, braucht er 29/13,2 = 2,2 Tage um die 29° aufzuholen, um die die Erde sich weitergedreht hat und die ihn für den irdischen Beobachter wieder in die gleiche Phase bringen. Daher dauert ein Mondzyklus (synodischer Monat) 27,3 + 2,2 = 29,5 Tage.
Die Mondphasen erklären sich aus der relativen Stellung der drei Gestirne Sonne, Mond und Erde.
Die Mondauf- und -untergangszeiten
Es ist eine verbreitete aber falsche Vorstellung, dass der Mond nur am Nachthimmel sichtbar sei. Tatsächlich variiert seine Position in Bezug auf Erde und Sonne so, dass er einen Teil der Zeit hauptsächlich am Nachthimmel, den anderen Teil der Zeit aber hauptsächlich am Tageshimmel steht.
Den Mond einen Monat lang (oder mehrere Monate, wenn die meteorologischen Bedingungen ungünstig sind) zu beobachten, ist eine einfache und interessante Übung. Bei Neumond wird die von uns abgewandte Seite des Mondes von der Sonne beschienen, er muss sich deshalb im Bereich zwischen Erde und Sonne befinden und geht dann ungefähr mit der Sonne zusammen auf und auch mit ihr wieder unter. Er ist dann aber natürlich nicht zu beobachten, da das Licht der Sonne exakt den von uns aus nicht sichtbaren Bereich des Mondes bescheint. Zwei, drei Tage später hat sich der Zeitpunkt seines Auf- und Untergangs gegenüber demjenigen der Sonne schon etwas zum Abend hin verschoben, und es ist insbesondere in der Abenddämmerung möglich, eine schmale Mondsichel zu beobachten. Man könnte dann auch den übrigen Mond im fahlen Licht sehen: Seine dunkle Partie ist nämlich nicht ganz schwarz, weil die voll erleuchtete Erde sie beleuchtet, sie liegt im "Erdschein", analog der nächtlichen Erde im Mondschein bei Vollmond. Tatsächlich liegen Sonne, Mond und Erde bei Neumond in dieser Reihenfolge nahezu auf einer Linie; der Mond kehrt der Erde seine dunkle Seite zu, dagegen die Erde ihm ihre helle, sie befindet sich dann für den Mond in der vollen Phase.
Jeden Tag wird der Winkel, den man zwischen Mond und Sonne beobachtet, größer, und der Mond geht immer später auf. Beim ersten Viertel erscheint er im rechten Winkel zur Sonne, er geht dementsprechend um die Mittagszeit auf, kulminiert bei Sonnenuntergang und geht selbst um Mitternacht unter.
Gibt es die Jahreszeiten, weil sich der Abstand Erde-Sonne ändert?
Nein, der Abstand Erde-Sonne steht in keinem Zusammenhang mit dem Phänomen der Jahreszeiten. Seine Änderung im Lauf des Jahres ist vernachlässigbar gering und würde auch nicht die Umkehr der Jahreszeiten zwischen Nord- und Südhalbkugel erklären. Tatsächlich liegt der Grund für die Jahreszeiten in der Neigung der Rotationsachse der Erde. In ihrem Lauf um die Sonne kehrt die Erde ihr abwechselnd die Nord- und die Südhalbkugel zu.
Haben Kometen ihren Schweif immer in entgegengesetzter Richtung zu ihrer Bewegung?
Nein, der Kometenschweif zeigt immer von der Sonne weg, unabhängig von der Bewegungsrichtung. Der "Strahlungsdruck" des Sonnenlichtes "bläst" die Materie, aus der der Schweif des Kometen besteht, von der Sonne weg. Die Richtung des Schweifs wird also nicht durch die Richtung der Bewegung des Kometen bestimmt.
Siehe auch den Abschnitt über die Asteroiden, Kometen und Sternschnuppen (Meteoriten).
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023