Einige Merkmale der Insekten
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Publikation: | 1.9.2001 |
Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Die Beobachtung von in der Schule gezüchteten Tieren und von Tieren, die bei Exkursionen gesammelt wurden, ermöglicht es, gewisse Insekten aufgrund verschiedener Merkmale zu bestimmen:
Heuschrecken haben ein Antennenpaar und drei Beinpaare – ein gemeinsames Merkmal aller Insekten.
Abgesehen von den Wirbeltieren (Vögeln, Fledermäusen) sind Insekten die einzigen Tiere, die Flügel haben – auch wenn einige von ihnen keine haben. Alle haben im Adultstadium drei Beinpaare und ein Antennenpaar. Im Adultstadium setzt sich der Insektenkörper aus drei Teilen zusammen: dem Kopf mit den Antennen, den Augen, dem Mund und den Mundwerkzeugen, dem Thorax mit den Beinen und den Flügeln und dem Abdomen mit den Geschlechtsorganen.
Abb. 1: Aufbau des Insektenkörpers
Flügel
Typischerweise haben Insekten drei Beinpaare und zwei Flügelpaare, aber es gibt verschiedene Arten von Flügeln. Einige primitive Insekten wie die Springschwänze, kleine Bodeninsekten, haben keine Flügel, andere haben nur ein Flügelpaar (Fliegen, Mücken) und wieder andere, z. B. Termiten, Flöhe und die Arbeiterinnen der Ameisen haben die Flügel sekundär verloren.
- zwei Paar häutige Flügel mit mehr oder weniger zahlreichen Nerven: Heuschrecken, Grillen, Libellen, Bienen, Hummeln usw.;
- zwei häutige, mit Schuppen bedeckte Flügel: Schmetterlinge;
- zwei Paar Flügel, aber die starren Vorderflügel (Elytren) schützen die beiden anderen Flügel: Käfer (Laufkäfer, Hirschkäfer, Maikäfer, Pillendreher, Marienkäfer usw. );
- ein einziges Flügelpaar, wobei das hintere Paar zu Schwingkölbchen (Halteren) umgebildet ist: Zweiflügler (Fliegen, Mücken);
- keine Flügel: flügellose Insekten (Springschwänze, Flöhe).
Abb. 2: Eine Holzbiene mit zwei Paar häutigen, geaderten Flügeln. Die Vorder- und Hinterflügel sind gekoppelt (Hautflügler). |
Abb. 3: Schmetterlinge haben zwei mit Schuppen bedeckte Flügel. |
Abb. 4: Der Pillendreher gehört zu den Käfern. Er hat ein Paar starre Elytren und ein Paar häutige Flügel. |
Abb. 5: Die Fliege ist ein Zweiflügler, sie hat ein Flügelpaar. |
Entwicklung
Insekten durchlaufen bei ihrer Entwicklung Larvenstadien. Je nach Art der
Larvenentwicklung werden zwei Typen unterschieden.
Wenn die Larven dem Adulttier (bei den Insekten Imago genannt) ähneln,
spricht man von Insekten mit unvollständiger Metamorphose. Die Larven
unterscheiden sich von den adulten Tieren im Wesentlichen durch die
Abwesenheit von Flügeln, die sich allmählich während der
aufeinander folgenden Larvenstadien entwickeln. Sie können die gleiche
Lebensweise wie die Imago haben (z. B. Heuschrecken und Grillen) oder eine
andere Lebensweise, wie es bei Libellen der Fall ist, die als Larven im Wasser
leben, als Adulttiere hingegen an Land.
Abb. 6: Larve einer Heuschrecke. Die Larven von Heuschrecken haben die gleiche Morphologie wie die adulten Tiere – mit Ausnahme der Flügel.
Bei Arten, deren Larven sich von den adulten Tieren durch ihre Morphologie und durch ihre Lebensweise unterscheiden und die ein Nymphenstadium durchlaufen, das durch das Auftreten einer Puppe gekennzeichnet ist, spricht man von Insekten mit vollständiger Metamorphose (Schmetterlinge, Fliegen, Maikäfer, Bienen, Wespen).
Oftmals leben die erwachsenen Insekten nur einige Wochen, manche gar nur einige Tage, z. B. die Eintagsfliegen, die sich im Adultstadium nicht einmal mehr ernähren und sofort nach der Fortpflanzung sterben. Bei einigen Arten hingegen, z. B. den Wespen, verbringen die befruchteten Weibchen den Winter an einem geschützten Ort und legen im folgenden Frühjahr ihre Eier ab, so dass eine neue Kolonie entsteht. Bei anderen Arten können die Larven mehrere Jahre im Boden verbringen. So dauert der Zyklus beim Maikäfer drei Jahre. Die Larvenentwicklung dauert zwei Jahre (Engerling). Dann verpuppt sich der Engerling und aus der Puppe schlüpft im dritten Jahr die Imago.
Die Untersuchung eines Bienenstocks bei einem Imker veranschaulicht gut das Leben sozialer Insekten.
Entwicklung der Taufliege (Drosophila)
Abb. 7: Ein Larvenstadium (Made) |
Abb. 8: Nymphenstadium (Puppe) |
Abb. 9: Das Schlüpfen. Man beachte die noch nicht entfalteten Flügel.
Abb. 10: Adulte Taufliege (Imago)
Mundwerkzeuge
Ein anderes charakteristisches Merkmal sind die Mundwerkzeuge, deren Anatomie der Art der Ernährung angepasst ist.
Beißend-kauend
Primitivster Typ, der sich durch kräftige, mit Spitzen ausgerüsteten Mandibeln auszeichnet, die die Nahrung abschneiden und zerkleinern. Man findet sie bei:
- phytophagen Insekten (Pflanzenfressern), die sich von Blättern oder Knospen (Kartoffelkäfer, Heuschrecken, Grillen), Wurzeln (Maulwurfsgrille, Larven des Maikäfers), Samen (Rüsselkäfer), Holz (Larven und Adulttiere verschiedener Käfer) ernähren.
- fleischfressenden Insekten (Larven und Adulttiere des Marienkäfers und der Libelle, Laufkäfer, Gottesanbeterin).
Abb. 11: Beißend-kauendes Mundwerkzeug bei einem Hirschkäfer. Die Mandibeln (Unterkiefer) und Maxillen (Oberkiefer) dienen zum Zerkleinern der Nahrung.
Kauend-leckend
Die Mandibeln behalten ihre kauende Funktion. Sie dienen beispielsweise den Bienen zur Bearbeitung des Wachses. Dazu kommt die Fähigkeit, Flüssigkeiten mit umgestalteten Mundgliedmaßen (Unterlippe oder Labium) aufzunehmen, die einen Rüssel bilden (Wespe, Biene, Ameise).
Abb. 12: Kauend-leckendes Mundwerkzeug bei einer Hummel. Das Labium ist zu einem Rüssel umgewandelt, mit dem Nektar aus Blüten gesaugt werden kann. Man beachte den Nektartropfen am Ende des Rüssels.
Saugend
Man unterscheidet:
- Insekten mit saugenden Mundwerkzeugen, bei denen die Maxillen zu einem aufrollbaren Rüssel umgewandelt und Mandibeln und Labium reduziert sind. Insekten dieses Typs ernähren sich durch Aufsaugen von Blütennektar (Schmetterlinge).
Abb. 13: Saugendes Mundwerkzeug, mit umgebildeten Maxillen. Die Unterkiefer sind zu einem Rüssel umgebildet, während die Mandibeln und das Labium verkümmert sind (hier beim Taubenschwänzchen im stationären Schlagflug).
- Insekten mit leckend-saugenden Mundwerkzeugen, bei denen die Unterlippe (Labium) zu einem stempelartigen, weichen Saugrüssel mit zwei Lippenpolstern (Labellen) umgewandelt ist, die von zahlreichen winzigen Rinnen durchzogen sind. Die flüssige Nahrung wird durch Kapillareffekt aufgesaugt (Fliege).
Abb. 14: Leckend-saugendes Mundwerkzeug. Das Labium bildet einen Saugrüssel, an dessen Ende sich schwammähnliche Polster befinden, mit denen die Nahrung durch Kapillareffekt aufgesaugt werden kann (hier bei der Taufliege).
Stechend-saugend
Die Mundgliedmaßen bestehen aus einem Stechapparat, mit dem Tierpanzer und Pflanzenhüllen durchstochen werden können, und aus kanalartigen Strukturen, mit denen verschiedene Nahrungsflüssigkeiten wie Blut oder Pflanzensaft aufgenommen werden können (Bremse, Mücke, Floh, Wanze, Zikade, Blattlaus).
Abb. 15: Stechend-saugendes Mundwerkzeug. Die Mundgliedmaßen bilden einen Stechapparat, in dem sich Kanäle befinden, die das Aufsaugen von Flüssigkeiten ermöglichen (hier bei der Zikade, Quelle: Banque nationale de photos en SVT).
Hinterleibsende
Einige Insekten haben Verteidigungsorgane: Stachel der Bienen, Wespen und Hornissen. Andere besitzen Organe, die bei der Fortpflanzung verwendet werden: Zangen beim Männchen, mit denen er sich während der Paarung am Weibchen festhält, Legestachel für die Eiablage beim Weibchen.
Abb. 16: Hinterleibsende von Heuschrecken (Steppen-Sattelschrecken); Männchen (links), Weibchen (rechts). Man beachte den Legestachel am Hinterleibsende des Weibchens.
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023