Allgemeines über elektrische Stromkreise
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Publikation: | 26.6.2014 |
Herkunft: | Sonnentaler |
Viele Menschen haben Angst vor Elektrizität. Das ist zum Teil auch begründet. Geht man jedoch mit Elektrizität richtig um und verwendet die geeigneten Geräte, besteht kein Grund zur Sorge. Der folgende Text erklärt, welche Geräte Sie bedenkenlos verwenden dürfen. Außerdem werden einige Grundlagen eingeführt, die für einen sicheren Umgang mit Elektrizität wichtig sind.
Welche Geräte sind für den Unterricht geeignet?
Spannungs- und Stromquellen
Grundsätzlich gilt: Im Unterricht dürfen elektrische Stromkreise auf keinen Fall an eine Steckdose angeschlossen werden. Die Spannung an der Steckdose beträgt 230 Volt (bzw. 400 Volt an einer Drehstromsteckdose) und ist lebensgefährlich. Solche hohen Spannungen sind im Alltag erst durch entsprechende Schutzmaßnahmen ohne Gefahr nutzbar (siehe "Elektrische Anlagen – Elektrik im Haus"). Wird im Unterricht eine elektrische Schaltung aufgebaut, können diese Schutzmaßnahmen in der Regel nicht eingehalten werden, so dass auf geeignete Spannungsquellen zurückgegriffen werden muss.
Geeignet sind Spannungsquellen, die eine sogenannte Schutzkleinspannung mit sicherer Trennung zur Verfügung stellen. Für Schülerversuche darf eine Spannung von 25 Volt Wechselspannung bzw. 60 Volt Gleichspannung [1] nicht überschritten werden.
Zu den geeigneten Spannungsquellen gehören Batterien oder Akkumulatoren (Akkus) mit Nennspannungen [2] von 1,5 V, 4,5 V oder 9 V. Batterien und Akkus sind auch deshalb sehr geeignet, weil sie einen Bezug zum Alltag der Schülerinnen und Schüler darstellen. Zu den geeigneten Spannungsquellen zählen auch Netzgeräte, die eine entsprechend niedrige Spannung ausgeben. Es empfiehlt sich auf das Angebot bekannter Lehrmittelhersteller zurückzugreifen. Der Vorteil ist, dass an diesen Geräten unterschiedliche Spannungen eingestellt werden können.
Lampen, Widerstände, ...
Lampen eignen sich gut, um einen einfachen Stromkreis aufzubauen. Mit Lampen kann man die Wirkung von Elektrizität sichtbar machen. Außerdem ist eine leuchtende (oder nicht leuchtende oder schwach/stark leuchtende) Lampe leicht zu zeichnen, wenn der Stromkreis ins Arbeitsheft oder auf ein Arbeitsblatt übertragen werden soll.
Abb. 1: Eine kleine Glühlampe (links); Glühlmape für die Verwendung in einem Steckbrett (rechts)
Achten Sie darauf, dass die Glühlampen, die Sie verwenden wollen, auch an die "richtige" Spannungsquelle angeschlossen werden. Eine Lampe, die für einen Betrieb bei 12 V gebaut wurde, leuchtet bei einer Spannung von 1,5 V nur sehr schwach oder gar nicht. Und eine Lampe, die für einen Betrieb bei 1,5 V bestimmt ist, geht sehr wahrscheinlich kaputt, wenn man sie "an 12 V" anschließt.
Widerstände (z. B. für Steckbretter, siehe Abb. 2) wandeln elektrische Energie in innere Energie (Wärme) um. Die Erkenntnisse bzw. die Erfahrung wird in diesem Fall über die haptische Wahrnehmung im Gedächtnis verankert. Allerdings lässt sich ein "warmer Widerstand" nicht so leicht zeichnen.
Abb. 2: Widerstand für die Verwendung in einem Steckbrett: links ohne und rechts mit Gehäuse
Da Widerstände – ähnlich wie Lampen – nur für eine bestimmte maximale Spannung ausgelegt sind, muss auch hier darauf geachtet werden, dass diese Spannung nicht überschritten wird. Da auf den Widerständen meistens nicht die maximale Spannung sondern die maximale Leistung angegeben ist, muss die entsprechende maximale Spannung über eine kleine Rechnung bestimmt werden [3]. Sie können auch, anstatt zu rechnen, den Widerstand an eine regelbare Spannungsquelle anschließen, die Spannung langsam erhöhen und fühlen, wie warm der Widerstand wird. Achtung: Der Widerstand darf sich dafür nicht in einem geschlossenen Gehäuse befinden.
Natürlich kann man außer bzw. anstatt Glühlampen und Widerständen noch weitere Verbraucher in Stromkreisen einsetzen: einen Summer etwa, oder einen kleinen motorbetriebenen Propeller usw.
Leitungen und Drähte
Grundsätzlich sind alle (Metall-)Drähte geeignet, um einfache Stromkreise aufzubauen. Lange dünne Drähte sollten jedoch vermieden werden. Drähte werden in den meisten Betrachtungen als ideal, also widerstandslos und leitend angenommen. Bei langen dünnen Drähten ist der Widerstand jedoch relativ groß. Die Folge ist, dass eine Lampe eventuell nicht leuchtet, weil ein zu großer Teil der Spannung am Drahtwiderstand abfällt.
Abb. 3: Kabel (links) und Brücken (rechst)
Vorgefertigte Laborleitungen für die Schule haben den Vorteil, dass die Stecker in die zugehörigen Steckbretter, Schalter oder Lampenfassungen passen.
Für die Steckbretter gibt es auch Brücken, mit denen die Drahtverbindungen auf den Steckbrettern "hergestellt" werden können. Der Vorteil dieser Bauteile ist, dass der Stromkreis dem zugrunde liegenden Schaltplan ähnlicher sieht. Drähte aus dem Baumarkt sind dafür preiswerter.
Schalter, Steckbretter, ...
Die Lehrmittelhersteller bieten verschiedene Materialbausätze an, deren Elemente – Schalter, Steckbretter mit Brücken usw. – zusammenpassen.
Abb. 4: Steckbrett mit Brücken und Glühlampe. Die Spannungsquelle ist über Laborleitungen angeschlossen.
Je nach Ziel des Unterrichts kann man aber auch auf andere Weise einen Stromkreis zusammenbauen, zum Beispiel indem man sich im Haushalt bedient. So können Stromkreise an den offenen Drahtenden mit Heftzwecken geschlossen werden. Wichtig ist nur, dass Sie ihren Schülern verständlich machen, dass dies nur im Versuch in der Schule bzw. nur mit Kleinspannungsquellen geschehen darf. Steckbretter haben den Vorteil, dass die Schaltung sehr stark einem Schlatplan (Stromlaufplan) ähnelt. Dies fördert die Vernetzung des abstrakten Schaltplans mit dem Versuchsaufbau.
Abb. 5: Einfacher Stromkreis mit Batterie, Büroklammern, Kupferdrähten und einer Glühlampe
Wichtige Begriffe und Ausdrücke
Die korrekte Fachsprache verwenden
In der Elektrizitätslehre gibt es eine Fachsprache, die gewährleisten soll, dass fachliche Zusammenhänge präzise und möglichst unmissverständlich ausgedrückt werden. Wird die Fachsprache richtig verwendet, kann sie außerdem helfen, Fehlvorstellungen zu vermeiden oder auszuräumen.
Appell an Lehrende, die im Unterricht das Thema Elektrizität behandeln
- Versuchen Sie selbst eine korrekte Fachsprache zu verwenden. Sie dienen den Schülern als Vorbild und könnten durch eine falsche Fachsprache für große Lernschwierigkeiten in der weiteren Schullaufbahn Ihrer Schüler sorgen.
- Führen Sie die wichtigsten Fachbegriffe in Ihrem Unterricht ein und üben Sie mit den Schülern die grundlegenden Ausdrucksweisen.
Die wichtigsten Begriffe und Ausdrucksweisen im Überblick
Strom
- Ausdruck: Ein Strom fließt.
- Ein Strom ist die Auszählung von Ladungen, die den Messpunkt innerhalb einer bestimmten Zeit passieren. Bildlich kann man sich den Zieleinlauf bei einem Marathon vorstellen, bei dem man über einen bestimmten Zeitraum zählt, wie viele Läufer die Ziellinie überqueren. An dieser Stelle gewinnt man keine Aussage über die Geschwindigkeit – um diese zu messen, bräuchte man mindestens zwei Messpunkte. Die Aussage, die man an dieser Stelle machen kann, ist: Je mehr Läufer die Ziellinie in einem bestimmten Zeitraum überqueren, desto größer ist der "Läuferstrom". Analog gilt für den elektrischen Strom: Je mehr Ladungen den Messpunkt passieren, desto größer ist der Strom (die Stromstärke).
Spannung
- Ausdruck: Eine Spannung liegt an etwas (z. B. an Punkten, an Leitern oder an Widerständen).
- Eine Spannung kann als eine Art Ausgleichbestreben von Ladungen verstanden werden. Liegt an einem Punkt ein nicht ausgeglichenes Verhältnis von Ladungen vor – also ein Überschuss an positiven oder negativen Ladungen – und an einem anderen Punkt nicht, so besteht ein Bestreben, einen Ausgleich der Ladungen herzustellen. Die Spannung ist das, was die Ladungsbewegung zum Ausgleich in Gang bringt; siehe die Wassersäulen-Analogie.
Energie
- Ausdruck: Energie wird übertragen (transportiert), umgewandelt oder entwertet.
- In elektrischen Stromkreisen wird Energie von der Quelle (Spannungsquelle im Versuchsaufbau) über die elektrischen Leitungen zum Verbraucher übertragen oder transportiert. Dort wird sie in andere Energieformen umgewandelt (z. B. in innere Energie [Erwärmung der Umgebung], Licht oder Bewegungsenergie). Da der umgekehrte Vorgang, zum Beispiel die Umwandlung von Bewegungsenergie in elektrische Energie, nicht von selbst stattfindet (das geht nur, wenn man wiederum Energie aufwendet), spricht man bei dem Prozess auch von einer Energieentwertung.
Widerstand
- Ein Widerstand ist ein abstraktes Konstrukt. Ein Widerstand ist die Größe, die bei einer festgelegten Spannung den Strom begrenzt. Je größer der Widerstand (also das, was den Strom begrenzt), desto kleiner ist der Strom.
- Ein Bauteil, das nur diesen Zweck erfüllt (den Strom zu begrenzen), wird ebenfalls Widerstand genannt. In diesem Fall ist der Begriff nicht abstrakt, sondern bezeichnet das Bauteil.
Abb. 6: Unterschiedliche Wiederstände
Parallelschaltung
- Ausdruck: Bauteile (z. B. Widerstände, Lampen oder Schalter) können zueinander parallel geschaltet werden. Man spricht von einer Parallelschaltung zweier Bauteile.
- Ordnet man zwei Bauteile parallel zueinander an und verbindet ihre seitengleichen Enden bzw. Anschlüsse elektrisch miteinander, so spricht man von einer Parallelschaltung. Diese Parallelschaltung kann in einen Stromkreis integriert werden (siehe Abb. 7).
- Beispiel: Die Verbraucher im Haushalt (Lampen, Küchengeräte, Fernseher, Fön, ...) sind alle parallel zueinander geschaltet. Das hat den einfachen Grund, dass nur so gewährleistet werden kann, dass allen eine Spannung von 230 V zur Verfügung steht. Wären mehrere Geräte in Reihe geschaltet, so müssten sich diese die 230-Volt-Spannung teilen; jedem Gerät stünde also nur eine kleinere Spannung zur Verfügung.
Abb. 7: Parallelschaltung von zwei Lampen auf einem Steckbrett
Abb. 7a: Parallelschaltung von zwei Lampen
Reihen- oder Serienschaltung
- Ausdruck:
Bauteile (z. B. Widerstände, Lampen oder Schalter) können zueinander in Reihe
geschaltet werden. Man spricht von einer
Reihenschaltung
zweier Bauteile.
Synonym zu Reihenschaltung wird der Begriff Serienschaltung verwendet, "Reihe" ist allerdings der anschaulichere und heute gebräuchlichere Begriff. - Beispiel: Lichterketten bestehen aus vielen Lampen, die eine viel kleinere Spannung als 230 V benötigen. Bei Lichterketten ohne Vorschaltgerät (z. B. einem Transformator) werden die Lampen in Reihe geschaltet, damit sich die Spannung unter ihnen aufteilt. So würde bei 23 Lampen in Reihe an jeder Lampe eine Spannung von 10 V anliegen.
Abb. 8: Reihenschaltung von zwei Lampen auf einem Steckbrett
Abb. 8a: Reihenschaltung von zwei Lampen
Was leitet und was nicht?
Im Grundschulunterricht bietet es sich an, die Schülerinnen und Schüler kleine Experimente machen zu lassen, um selbstständig herauszufinden, was leitet und was nicht. Am einfachsten geht es, wenn man einen kleinen Stromkreis aufbaut, bestehend aus einer Batterie und einer Lampe. Öffnet man diesen Stromkreis an einer Stelle und fügt den jeweiligen Gegenstand ein, kann man überprüfen, ob es sich um einen Leiter handelt oder nicht. Im Folgenden sind zahlreiche Gegenstände angegeben, die sich für diese Experimente eignen.
Metalle
- Metalle sind grundsätzlich gute Leiter. Es gibt zwar bessere und schlechtere metallische Leiter, was mit dem hier vorgestellten Aufbau jedoch nicht nachweisbar ist.
-
Beispiele zum Ausprobieren:
- Büroklammer
- Nagel
- Stecknadel
- sonstige Metalloberflächen (Tacker, Heftklammern usw.)
-
Einschränkungen in der (Unterrichts-)Praxis:
- Manche Drähte sind mit einer dünnen, oft transparenten Lackschicht überzogen. Wenn Sie solche Drähte als Leiter verwenden wollen, muss die Lackschicht an den Enden entfernt werden, da diese isolierend wirkt.
- Metalle können oxidieren. Die dabei entstehende Oxidschicht sollte ähnlich wie der Lack der Drähte entfernt werden.
Kunststoffe
- Die meisten Kunststoffe sind gute Isolatoren. Sie leiten nahezu keinen Strom.
-
Beispiele zum Ausprobieren:
- Knopf
- Filzstift
- Plastikgehäuse
- PET-Flasche
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Abb. 9: Isolatoren aus Glas an Hochspannungsleitungen
(Quelle: Kreuzschnabel,
Wikimedia Commons, artlibre)
Keramik und Glas
- Keramik wird ebenfalls oft als Isolator eingesetzt. Ein Alltagsbeispiel sind die Isolatoren an Hochspannungsleitungen.
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Beispiele zum Ausprobieren:
- Tasse oder Teller
- Blumentopf
- Trinkglas
- Glasflasche
Holz
- Trockenes Holz leitet sehr schlecht (fast gar nicht)
- Wird Holz feucht, steigt seine Leitfähigkeit
-
Beispiele zum Ausprobieren:
- Zahnstocher
- Schaschlikspieß
- Ast
- Holzlineal
- Buntstifte
Der elektrische Stromkreis
Ein elektrischer Stromkreis besteht immer aus einer Strom- bzw. Spannungsquelle und unterschiedlichen Elementen, die so miteinander verbunden werden, dass ein leitender "Kreis" entsteht; man spricht daher von einem geschlossenen Stromkreis.
Der einfachste Stromkreis besteht aus einer Batterie (Spannungsquelle) und einem Draht, der die beiden Pole der Batterie miteinander verbindet. Ein solcher Stromkreis stellt allerdings einen Kurzschluss dar. Da der Widerstand des Drahtes sehr klein ist, wird bei einem Kurzschluss der Strom sehr groß [4]; der Draht wird heiß.
In einem Stromkreis sollte aus diesem Grund ein Verbraucher (z. B. eine Lampe oder ein Motor) eingebaut sein. Ein Verbraucher hat einen größeren Widerstand und begrenzt dadurch den Strom. Der einfachste ("sinnvolle") Stromkreis besteht demnach aus:
- einer Batterie,
- Verbrauchern,
- zwei Drähten, die je einen Pol der Batterie mit einem Anschluss des Verbrauchers verbinden.
Abb. 10: Ein einfacher Stromkreis
Dieser einfache Stromkreis kann durch weitere Verbraucher, aber auch durch zusätzliche Spannungs- und Stromquellen oder Schalter erweitert werden. Diese müssen dann in Reihe oder parallel geschaltet werden.
Abb. 11: Beispiele für weitere Stromkreise (zum Vergrößern auf das Bild klicken)
a) Reihenschaltung mit zwei Batterien – die Lampen leuchten heller
als in der einfachen Reihenschaltung von Abb. 8a
(die Spannung und die Stromstärke sind hier doppelt so groß).
b) Reihenschaltung mit drei Batterien – die Lampen leuchten noch heller
(die Spannung und die Stromstärke sind hier dreimal so groß wie in der einfachen
Reihenschaltung von Abb. 8a).
c) Reihenschaltung mit drei Batterien, von denen sich zwei "aufheben", weil zwei
Minuspole bzw. zwei Pluspole miteinander verbunden sind. Die Lampen leuchten
genauso hell wie in der einfachen Reihenschaltung von
Abb. 8a (die Spannung und die Stromstärke sind in beiden
Fällen gleich groß).
d) Reihenschaltung mit zwei Batterien, deren Minuspole miteinander verbunden sind.
Die Lampen leuchten gar nicht (Spannung und Stromstärke sind gleich null).
e) Stromkreis mit zwei parallel verbundenen Batterien – die Lampe
leuchtet genauso hell wie in dem einfachen Stromkreis mit nur einer Batterie
(Abb. 10). Spannung und Stromstärke sind in beiden Fällen
gleich groß.
Fußnoten
1: Für Gleichspannung und Wechselspannung werden häufig die englischen Kürzel DC und AC verwendet. Sie stehen für direct current (= Gleichstrom) und alternating current (= Wechselstrom).
2: Die Nennspannung ist der vom Hersteller angegebene Spannungswert, den die Batterie oder der Akku im Normalbetrieb bereitstellt.
3: Über die Beziehungen "Leistung ist gleich Spannung mal Strom" (P = U I) und "Spannung ist gleich Widerstand mal Strom" (U = R I), folgt für die Spannung: U = √(P R) (Spannung ist gleich Wurzel aus Leistung mal Widerstand).
4: Da die Spannung der Batterie konstant ist, ergibt sich aus der Formel U = R I, dass bei kleinem Widerstand der Strom groß ist.
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023