Die Rolle der Académie des sciences
Der naturwissenschaftliche Unterricht in französischen Schulen ist ein altes Anliegen der 1666 gegründeten Académie des sciences. Ein Bericht von 1996 zur Verbreitung naturwissenschaftlich-technischer Kultur betont die Rolle von Vor- und Grundschule für die Aneignung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. 1995 kann Georges Charpak, Physiknobelpreisträger von 1992 und Mitglied der Académie des sciences seit 1985, den damaligen Erziehungsminister, François Bayrou, dazu veranlassen, eine Studiendelegation in die USA zu schicken. In Grundschulen der ärmeren Viertel von Chicago liegen Erfahrungen mit einem neuen Modell des naturwissenschaftlichen Unterrichts vor. Zur französischen Delegation gehören auch die Physiker und Mitglieder der Académie des Sciences, Yves Quéré und Pierre Léna. Das Chicagoer Modell ist das Ergebnis einer langfristigen, von der National Academy of Sciences geförderten Planung.
Der naturwissenschaftliche Unterricht in der französischen Vor- und Grundschule ist zwar mit dem alten Unterricht in den USA nicht zu vergleichen, aber auch in Frankreich gibt es größere Mängel. Nachdem im Juli 1996 die Académie des sciences einem Beschluss des französischen Erziehungsministeriums zugestimmt und ihre Unterstützung zugesagt hatte, beginnt mit dem Schuljahr 1996/97 ein Modellversuch der in den folgenden Jahren auf ganz Frankreich ausgedehnt werden soll. In öffentlichen und privaten Grundschulen entstehen daraufhin zahlreiche Initiativen zur Entwicklung eines Unterrichts im Sinne von La main à la pâte. Die Académie des sciences bleibt auf dem Laufenden, eine ihrer Arbeitsgruppen begleitet die Initiativen in zahlreichen Schulbezirken und beim Umgang mit den Schulbehörden. Im November 1997 verleiht sie – in ihrem großen Sitzungssaal – zum ersten Mal Preise für die besten Arbeiten zum naturwissenschaftlichen Unterricht.
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023