Fondazione Ettore Majorana
International School of Science Education
Direktor: Pierre Léna
Erster Kurs (1.-7. September 2017), Erice, Sizilien, Italien
Klimawandel: eine Herausforderung für die
naturwissenschaftliche Bildung
Direktor: David Wilgenbus
ABSCHLUSSERKLÄRUNG
Das Ausmaß, die Dringlichkeit, die Langzeiteffekte, die Gefahren und die Chancen, die der aktuelle Klimawandel mit sich bringt, waren Gegenstand der COP21 und des Pariser Abkommens (2015). Das von 160 Ländern ratifizierte Abkommen ist inzwischen in Kraft getreten.
Neben politischen, wirtschaftlichen und technologischen Maßnahmen, nennt Artikel 12 die Bildung als wichtigen Bestandteil einer umfassenden politischen Strategie: Die Jugendlichen müssen in der Lage sein zu verstehen, was auf dem Spiel steht, sie werden ihre Verhaltensweisen ändern müssen, und sie werden in den nächsten Jahrzehnten als verantwortungsvolle Erwachsene handeln müssen.
An der Sommerschule in Erice nahmen 34 Klimawissenschaftler und Bildungsakteure aus entwickelten und Entwicklungsländern teil, um zu untersuchen, wie sich weltweit, durch Einbindung von Lehrern und Schülern, Bildung zum Klimaschutz in Primar- und Sekundarstufe am besten implementieren lässt. Sie haben debattiert und sich auf Folgendes geeinigt:
- Die Jugendlichen – Mädchen und Jungen – sollten darauf vorbereitet werden, den Klimawandel und seine Auswirkungen zu verstehen. Sie sollten erkennen, dass es notwendig und möglich ist zu handeln, um den Klimawandel zu begrenzen, seine Auswirkungen abzumildern und eine kohlenstoffarme Gesellschaft aufzubauen.
- Grund- und weiterführende Schulen können nicht einfach so weitermachen wie bisher, es sind tiefgreifende Änderungen der Unterrichtsmethoden und -inhalte nötig.
- Um rationales und kritisches Denken bei Schülern zu entwickeln, ist es unbedingt erforderlich, die Art und Weise zu verbessern, wie Naturwissenschaften unterrichtet werden und wie die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit in den Unterricht eingebunden werden.
- Erzieher und Lehrende vom Kindergarten bis zum Ende der Schulzeit sind Schlüsselfiguren für diese Veränderungen; sie müssen unterstützt und begleitet werden.
- Naturwissenschaftliche Bildung hat in den letzten Jahrzehnten erhebliche und erstaunliche Fortschritte gemacht. Es gibt überall auf der Welt Pilotprojekte, die auf forschend-entdeckendem Lernen basieren (Inquiry Based Science education). Es ist nun an der Zeit, sich der neuen Herausforderung der Bildung zum Klimawandel zu stellen, indem naturwissenschaftliche Inhalte durch sozialwissenschaftliche Inhalte und allgemeine gesellschaftliche Fragestellungen ergänzt werden. Dies sollte parallel zu den Bemühungen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) geschehen, der in regelmäßigen Berichten über den Klimawandel und die damit verbundenen Probleme informiert.
Die Teilnehmer der Sommerschule:
- unterstreichen die Notwendigkeit, Kinder und Jugendliche, Mädchen und Jungen, innerhalb und außerhalb der Schule durch Bildung zu stärken;
- rufen zur Annäherung und zur Zusammenarbeit von Klimawissenschaftlern, Lehrenden und Nichtregierungsorganisationen (NGO) auf, sowohl in entwickelten als auch in Entwicklungsländern;
- stellen fest, dass die bereits existierenden, teilweise sehr hochwertigen und von einer großen Vielfalt von Akteuren betriebenen Initiativen zur Bildung zum Klimawandel ergänzt werden sollten, um den Bedürfnissen und spezifischen Anforderungen der Lehrenden gerecht zu werden;
- erkennen die Notwendigkeit, dass – zusätzlich zu den bereits vorhandenen – eine große Auswahl von hochqualitativen Ressourcen entwickelt werden muss, um Lehrenden und Bildungseinrichtungen weltweit bei der Vermittlung der Thematik zu helfen; dabei sollte der globale Kontext auf lokale Zusammenhänge angepasst werden;
- sind der Meinung, dass zeitgleich mit und basierend auf den 2018, 2019 und 2021/22 zu erscheinenden IPCC-Berichten sowie den dazugehörigen Summaries for Policy Makers (Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger) Summaries and Tools for Teachers (Zusammenfassungen und Unterrichtsmaterial für Lehrende) entwickelt und veröffentlicht werden sollten;
- unterstützen die Gründung einer internationalen Initiative, die dieses Unterrichtsmaterial entwickelt und zur Verfügung stellt – in Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftlern des IPCCs und anderer Institutionen sowie einem Netzwerk aus Akteuren der Bildung zum Klimawandel; dieses Unterrichtsmaterial sollte über geeignete Kanäle verbreitet werden;
- bitten die Wissenschaftlergemeinschaft und insbesondere auch die Akademien der Wissenschaften, die sich bereits in vielen Ländern für die naturwissenschaftliche Bildung engagieren, um eine breite Unterstützung;
- kommen überein, diese langfristigen aber dringenden Ziele gemeinsam zu verfolgen.
Unterzeichner (in alphabetischer Reihenfolge):
- Juan Carlos ANDRADE, Innovec (Mexiko)
- Stéphan BAILLARGEON, Pôle régional pour l'enseignement de la science et de la technologie (Kanada)
- Martín BASCOPÉ, Pontificia Universidad Católica de Chile (Chile)
- Abdelatif BELKOURI, Ecole Normale Supérieure de Casablanca (Marokko)
- Chiraz BEN KILANI, Higher Institute of Education (Tunesien)
- Pascaline BOURGAIN, Tara Expeditions Foundation (Frankreich)
- Laurence CONSTANTINI, Fondation La main à la pâte (Frankreich)
- Emilie DETOUILLON, Museum National d’Histoire Naturelle (Frankreich)
- Sanny DJOHAN, PT Kuark Internasional (Indonesien)
- Michael FRITZ, Stiftung Haus der kleinen Forscher (Deutschland)
- Soledad GONZALEZ, für die Siemens-Stiftung (Chile)
- Eric GUILYARDI, Institut Pierre Simon Laplace (Frankreich)
- Jean JOUZEL, LSCE/IPSL CEA Saclay (Frankreich)
- Ute KRÜMMEL, Stiftung Haus der kleinen Forscher (Deutschland)
- Pierre LENA, Fondation La main à la pâte (Frankreich)
- Robin MATTHEWS, IPCC Working Group I – Technical Support Unit (Frankreich)
- Peter McGRATH, InterAcademy Partnership (Italien)
- Mauricette MESGUICH, Maison pour la science en Aquitaine (Frankreich)
- Sylvain MONDON, Observatoire national sur les effets du réchauffement climatique (Frankreich)
- Cliona MURPHY, Institute of Education, Dublin City University (Irland)
- Abdourakhmane NDIAYE, Université Clermont Auvergne (Frankreich)
- Carol O’DONNEL, Smithsonian Science Education Center (USA)
- Eric PAKULAK, University of Oregon (USA)
- Anna PASCUCCI, National Association of Natural Science Teachers (Italien)
- Elena PASQUINELLI, Fondation La main à la pâte (Frankreich)
- Laurent RICHARD, Albédo climat (Frankreich)
- Anwar RUMJAUN, Mauritius Institute of Education (Mauritius)
- Daniel SCHAFFER, Foundation for Environmental Education (Dänemark)
- Jenny SCHLÜPMANN, Freie Universität Berlin (Deutschland)
- Catherine SENIOR, Institut Pierre Simon Laplace (Frankreich)
- Matthew StCLAIR, University of California Office of the President (USA)
- Julia TORRES, Facultad de Química, Universidad de la Republica (Uruguay)
- Vincent VIGUIÉ, Centre International de Recherche sur l'Environnement et le Développement (Frankreich)
- David WILGENBUS, Fondation La main à la pâte (Frankreich)
Übersetzung der englischen Version der Erklärung: Jenny Schlüpmann
Letzte Aktualisierung: 23.9.2024