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Homepage > Thematische Projekte > Arabische Schriften des Mittelalters > Vorwort von Ahmed Djebbar

Entdeckungen in arabischen Schriften des Mittelalters

Vorwort von Ahmed Djebbar [1]

Übersetzung aus dem Buch "Découvertes en Pays d'Islam", Verlag le Pommier.

Von der Mitte des 8. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts bildete und entwi­ckelte sich in zahlreichen Städten der weiten, zwischen 632 und 751 im Namen des Islam eroberten Landstriche eine neue wissenschaftliche Tradition. Die neuen Wissenschaften traten zunächst ein doppeltes Erbe früherer Zivilisa­tionen an.

Da war einerseits das Erbe oft sehr erfinderischen Wissens und Könnens, das innerhalb der Gilden, in den Gewerben oder im häuslichen Gebrauch sowohl mündlich als auch prak­tisch weitergegeben wurde. Dieses Wissen unterteilt man für gewöhnlich und einfachheits­halber in: militärische und zivile Techno­logie (hydraulische Anlagen, Automaten), Chemie (Glas und Farben, Kosmetik, Metallverarbeitung), Buchhaltung der Verwaltungen und Rechenverfahren im Warenverkehr, Geometrie in der Landvermessung sowie in den dekora­tiven Künsten, und dergleichen mehr. Aus der vergleichenden Untersuchung der Methoden und Techniken geht hervor, dass ihre Ursprünge in den verschie­densten Kulturen liegen und dass ihre Entwicklung eng an diese Kulturen gebunden ist.

Das zweite Erbe umfasst die theoretischen oder angewandten Wissenschaf­ten, die in Schriften festgehalten und auf diese Weise überliefert und verbrei­tet wurden. Die Texte stammen im Allgemeinen aus Griechenland, aus Indien, aus Persien, aus Mesopotamien und in geringerem Maß von der iberischen Halbinsel. Sie hatten nicht überall den gleichen Charakter: Die griechischen waren zu einem Großteil hypothetisch-deduktiver Natur, während die indi­schen, persischen und mesopotamischen eher rechnerisch-konstruktive und experimentelle Grundlagen hatten.

Die ersten Schritte der Wissenschaften in den islamischen Ländern zeichnen sich dadurch aus, dass die ursprünglich vielfältigen Wissensquellen und Heran­gehensweisen unter einen Hut gebracht wurden, um Ergebnisse zu erzielen und Werkzeuge zu entwickeln. Die hete­rokliten Elemente aus den verschie­denen Kulturen wurden erst einmal nebeneinander­gestellt, bevor aus deren Verbindung Ergebnisse entstanden, die einheitlich in arabischer Sprache nie­dergeschrieben wurden. So bildete sich ab dem 9. Jahrhundert ein Netz von wissenschaftlichen Zentren in Städten wie Bagdad und Damaskus in der Mitte des Reichs, Samarkand in Zentralasien, Kairuan im Maghreb und Córdoba auf der iberischen Halbinsel. Ab dem 10. Jahrhundert kamen dann weitere, nicht weniger dynamische Zentren hinzu, wie Ray im Iran, Kairo in Ägypten und wenig später Toledo, Saragossa und Marrakesch im muslimischen Abendland. Wichtig ist, dass die Wissenschaften an all diesen Stätten auf gleiche Weise betrieben wurden, dass sie einer Norm unterlagen, die man als universell bezeichnen könnte, weil sie weder konfessionelle noch ethnische oder kul­turelle Bezüge hat. Allein die Sprache war, wie bereits erwähnt, das verbin­dende Glied – die einzige Rechtfertigung dafür, die Gesamtheit dieses Wissens und Könnens unter der Bezeichnung "arabische Wissenschaften" zusammen­zufassen.

Es verging mehr als ein Jahrhundert, in dem das Wissen und Können aus dem ersten Erbe in den verschiedenen Wirtschaftszweigen islamischer Städte angewandt wurde. Erst all­mählich ergab sich die Notwendigkeit auch das zweite Erbe zu erschließen. Zunächst finanzierten Kalifen und hohe Würden­träger des Abbasiden-Staates erste Übersetzungen. Doch schon ab Ende des 9. Jahrhunderts setzte eine Übersetzungswelle von großer Trag­weite und Dauer ein, die sich bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts hinzog und von Persön­lichkeiten der Zivilgesellschaft getragen wurde, die nicht unbedingt zum Hofstaat der Kali­fen und Prinzen zählten. Da diese Gesellschaft kosmopolitisch, multikonfessionell und multikulturell war, erstaunt es nicht, dass auch die Übersetzer in entsprechend unter­schiedlichen Zusammenhängen standen (auch wenn die arabische Bibliographie den starken Anteil von Mitgliedern christlicher Gemeinschaften in den Ländern des fruchtbaren Halbmondes hervorhebt). Im Übrigen erklärt sich die lange Dauer dieses Phänomens dadurch, dass sich in bestimmten Gruppen der Gesellschaft eine wirkliche Nachfrage entwickelte. Die Mitglieder dieser Gruppen waren im Allgemeinen weniger begütert als die Kalifen-Mäzene, aber dafür umso zahlreicher. Unter ihnen findet man interessanterweise so bedeutende Wissenschaftler wie al-Kindi (gestorben um 873) und die Brüder Banu Musa (11. Jahrhundert).

Übersetzt wurden Texte aus allen wissenschaftlichen und technischen Berei­chen der frühe­ren Zivilisationen: indische, in Sanskrit verfasste, oder persi­sche, in Mittelpersisch ver­fasste, astronomische und medizinische Werke, lateinische Texte über Astrologie und Medizin, nabatäische Landwirtschafts­traktate usw. Zu diesem relativ bescheidenen Korpus treten die ungleich bedeutenderen Schriften hinzu, die in der griechischen wissenschaft­lichen und philosophischen Tradition seit dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeit entstanden sind. Sie haben in übersetzter Form alle in islamischen Ländern praktizierten Disziplinen genährt oder geprägt, selbst diejenigen, zu denen die neue Zivili­sation die entscheidenden Beiträge lieferte. Da ist an erster Stelle die Mathe­matik zu nennen, deren verschiedene Gebiete sich schon ab dem 3. Jahrhun­dert abgezeichnet hatten: Zahlentheorie mit Pytha­goras und Nikomachos, ebene und sphärische Trigonometrie mit Euklid, Geometrie der Kegelschnitte mit Apollonios und die geometrischen Maße mit Archimedes. In enger Verbin­dung mit diesen Gebieten standen Astronomie (Planetenmodelle, astrono­mische Tabellen, astronomische Messinstrumente) und Physik (Statik, Hydro­dynamik, Optik). Schließlich waren da noch all die Wissenschaften des grie­chischen Erbes, die seinerzeit als Künste klassifiziert wurden: die Medizin (Physiologie, Anatomie, Arzneimittellehre), die Mechanik (sowohl in spiele­rischer als auch in zweckorientierter Form), die Chemie (experi­mentelle und esoterische), die Botanik, die Zoologie, die Agronomie usw.

Die in diesem Projekt beschriebenen "Entdeckungen in arabischen Schriften des Mittel­alters" berühren sechs wissenschaftliche Disziplinen. Ich werde kurz auf deren jeweilige Entwicklung eingehen, damit der Stellenwert der Ent­deckungen in der allgemeinen Ent­wicklung der Wissenschaften besser zu erkennen ist.

Die Mathematik hat sich in den islamischen Ländern anfänglich über ihre praktischen As­pekte behauptet. Sie diente den Bedürfnissen der Wirtschaft (Buchhaltung, Warenverkehr), der Rechtsprechung (Erbschaftsteilung), der Künste (Architektur, Dekoration). Alte Sparten wurden wiederbelebt: das Kopfrechnen zum Beispiel, arithmetische Verfahren, die auf den indisch-arabischen Ziffern (einschließlich der Null) basierten, geometrische Werkzeuge zum Entwerfen architektonischer Formen und zum Zeichnen zweidimensionaler dekorativer Elemente. Bewährte geometrische Verfahren und Techniken wurden perfektioniert und in der Kalligraphie- und Mosaikkunst eingesetzt. Symmetrie, Rotationssymmetrie und Par­kettierung (Kachelung) sind das Thema der Unterrichtseinheit "Symmetrie in der islami­schen Ornamentkunst".

Die zweite Entwicklungsrichtung der Mathematik ist rein theoretisch in dem Sinn, dass die Forscher Fragestellungen zu beantworten suchten, an denen ihre griechischen Vorgänger gescheitert waren. Oder sie versuchten neu auf­tauchende Probleme zu lösen, bzw. solche, die sich in anderen Wissenschaften stellten. Sie gingen dabei von den Ergebnissen und Herangehensweisen der Alten aus, kommentierten diese zunächst – manchmal auch kritisch – und begannen dann über die Grundlagen ihrer Disziplin nachzudenken, Synthe­sen zu erarbeiten, und schließlich in neue Richtungen vorzustoßen. Bestimmte Gebiete, wie Algebra und Trigonometrie, waren die Fortsetzung und Bereiche­rung hergebrachten Wissens. Andere, wie Kombinatorik und magische Qua­drate, verdanken ihre Entstehung und Entwicklung eher dem kulturellen Kontext.

Die Astronomie stand von Anfang an in der Gunst des Staates. Manche Kalifen haben nicht nur einschlägige Übersetzungen finanziert, sondern den Astronomen regelrecht Aufträge erteilt: Herstellung von Kalendern und geografischen Karten, Bestimmung der Himmelsrichtung, in der Mekka liegt, Berechnung der täglichen Gebetszeiten. Auch dem Bedarf von Privatpersonen – Händlern, Pilgern, Wissenschaftlern – wurde entsprochen: In den meisten Fällen interessierten diese sich für alte Instrumente (planisphärische Astrola­bien, Sonnenuhren), die wieder eingesetzt und perfektioniert wurden. Davon handelt die Unterrichtseinheit "Das Astrolabium von al-Chwarizmi". Später dann wurden – aus dem Wunsch heraus, die alten zu verbessern (sie vor allen Dingen leichter zu machen) – neue Instrumente erfunden (universelles Astro­labium, astrolabische Sonnenuhr).

Die Astronomie hat jedoch auch eine bedeutende theoretische Seite, die weniger bekannt ist, obwohl ihr ein entscheidender Fortschritt in der Disziplin zu verdanken ist, selbst da wo sie versagte. Es wurden für jeden Zweck zahlreiche astronomische Tabellen aufgestellt, außerdem neue Planeten­modelle, um die ptolemäischen zu ersetzen, die sich im Lauf der Jahrhunderte als unbefriedigend herausgestellt hatten. Anfang des 11. Jahrhunderts hat man in Zentralasien sogar die Hypothese diskutiert, dass die Erde sich um ihre Achse dreht und um die Sonne. Diese Hypothesen wurden letztendlich ver­worfen, nicht aus theologischen oder philosophischen Gründen, sondern aus Gründen, die zu jener Zeit als rein wissenschaftlich galten.

In der Physik hat man in Fortsetzung der griechischen Überlieferung vor allem vier Gebiete besonders vorangetrieben: die Statik, die Dynamik, die Hydro­dynamik und die Optik. In drei Unterrichtseinheiten dieses Projektes wird lebendig gezeigt, wie sich diese Gebiete entwickelten: "Die Waage mit fünf Waagschalen von al-Khazini" (12. Jahrhundert), "Die Theorie des Sehens von Ibn al-Haytham" (gestorben 1041) und "Die Theorie des Regen­bogens von al-Farisi" (gestorben 1319). Es muss betont werden, dass in diesen Beispielen Entwicklungen gipfeln, die zum Teil Anfang des 9. Jahrhunderts begonnen hatten. In der Optik beispielsweise geht aus den Quellen hervor, dass in erster Linie an Brennspiegeln geforscht wurde. Das Militär war an Brennspiegeln, mit denen feindliche Flotten und Fes­tungen in Brand gesetzt werden sollten, in höchstem Maße interessiert. Später traten theoretische Forschungsinteressen in den Vordergrund. Die von al-Kindi, Ibn Sahl (10. Jahrhundert) und ihren beiden Nachfolgern – al-Khazini und Ibn al-Haytham – durch­geführten Unter­suchungen betrafen die physiologische Optik, die Brechungs- und Refle­xions­gesetze sowie Himmelserscheinungen.

Die arabische Medizin, fest verankert in der galenischen Tradition, konnte sich nur schwer von alten Überzeugungen und Anschauungen lösen. Das hat sie jedoch nicht daran gehin­dert, auf manchen Gebieten Fortschritte zu machen. Ihr wichtigster Beitrag ist die Einfüh­rung und der Ausbau der Krankenhaus­medizin, die zunächst von Vertretern des Staates finanziert wurde, später dann – über den Umweg der Awqaf (eine Waqf [Plural: Awqaf] ist eine fromme Stiftung, die unveräußerliches Gut verwaltet, sogenanntes Eigentum der Toten Hand) – von der Gesellschaft. In manchen Krankenhäusern gab es sogar eine Abteilung für Geisteskranke. Auch die Anatomie wurde vorangetrieben (Teile des menschlichen Kno­chensystems wurden identifiziert), ebenso die Diagnostik bestimmter Krankheiten, die Chirurgie (Weiterentwicklung chirurgischer Praxis und chirurgischer Instrumente) – insbe­sondere durch die Beiträge des Andalu­siers al-Zahrawi (auch Albucasis genannt, 11. Jahr­hundert). Es wurden weiter­hin Gesamtdarstellungen der Medizin verfasst, zum Beispiel von Ibn Sina (auch Avicenna genannt, gestorben 1037) oder von al-Razi (auch Rhazes genannt, gestorben 935), die bis ins 17. Jahrhundert die Grundlage der medizinischen Lehre in Euro­pa bildeten. In der Physiologie zeichnete sich mit der Entdeckung des Lungenkreislaufs durch Ibn al-Nafis ein ganz neuer Weg auf, der jedoch leider von der Ärzte­schaft jener Epoche (13. Jahrhundert) nicht beschritten wurde, sie blieb der galeni­schen, von Avicenna ausgebauten Theorie treu. Der Lungenkreislauf ist Gegenstand der Unterrichtseinheit "Das Blut gefror mir in den Adern – Die Entdeckung des Lungenkreis­laufs".

In der Mechanik sorgte ziviler und militärischer Bedarf für die Übersetzung ins Arabische der Werke von Heron von Alexandria, Archimedes und Philon von Byzanz. Die "Mecha­niker" in den islamischen Ländern eigneten sich das Wissen an, erweiterten es teilweise und brachten bald neue Ideen ein. Sie erfanden Automaten und hydraulische Systeme, in denen Kegelventile, Nockenwellen, Kolben und Kurbelwellen Einsatz fanden. Originelle Ideen finden sich bereits im Buch der Banu-Musa-Brüder. Die zahlreichsten und bedeu­tendsten Erfindungen sind jedoch al-Dschazari (gestorben 1206) zu verdanken, darunter auch die al-Dschazari-Pumpe, die in der Unterrichtseinheit "Wie holt man Wasser aus dem Fluss? – Die al-Dschazari-Pumpe" erkundet wird.

Es scheint, als habe die Chemie, zusammen mit der Medizin, den Niedergang der antiken Zivilisationen im östlichen Mittelmeerraum am besten überlebt. Das würde auch ihre frühe Wiederbelebung in der neuen Zivilisation erklären. In der Tat beobachtet man, wie sich seit dem Anfang des 8. Jahrhunderts eine feste Tradition in der Chemie etablierte, wobei der berühmte Dschabir ibn Hayyan (auch Geber genannt) der unbestrittene Motor der Erneue­rung war. Seine Arbeiten führten, zusammen mit denen seiner Schüler sehr schnell zu neuen Ergebnissen. Sie standen am Beginn der Entwicklung verschiedener chemischer Verfahren wie die Kalzinierung, die Sublimation, die Stofftrennung und vor allem die Des­tillation, die erhebliche Fortschritte machte. Die Destillation ist Thema der Unterrichtsein­heit "Der Alambic von Abu Bakr al-Razi". Stets getreu der von den Griechen ererbten Vier-Elemente-Theorie in ihrer von al-Dschabir ver­feinerten Form wurden bis dahin unbe­kannte Substan­zen beschrieben, minera­lische Säuren entdeckt und neue Klassifizierun­gen der analysier­ten Substanzen vorgenommen. Unter den Wissenschaftlern, denen man diese Fortschritte ver­dankt, sind al-Kindi und Abu Bakr al-Razi zu nennen.

Schon bald kursierte ein Teil der hier erwähnten Schriften auch außerhalb der Grenzen islamischer Länder, besonders in Europa. Die "arabischen" Zahlen und das Astrolabium erschienen Ende des 10. Jahrhunderts im Süden Europas. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts übersetzte Konstantin der Afrikaner medizinische, in Bagdad und Kairuan publizierte Werke ins Lateinische. Diese Übersetzungstätigkeit (aus dem Arabischen ins Lateinische und Hebräische) kam jedoch erst Anfang des 12. Jahrhunderts wirklich in Schwung. Mit Leiden­schaft widmeten sich ihr in Toledo und in Palermo zahlreiche, neuer­dings des Arabischen mächtige, junge Europäer, unterstützt und finanziert von Männern einer aufgeklärten Kirche, später dann auch von Alfons X., dem Weisen, König von Kas­tilien. Dank ihrer Arbeit stand den Wissenschaftlern und Praktikern nun das reiche Erbe griechischen, indischen und arabischen Ursprungs zur Verfü­gung, das seit dem 9. Jahr­hundert im muslimischen Raum gepflegt wurde. Die Aneignung dieses Wissens öffnete den Weg zu neuen Entwicklungen, die zur Entstehung der modernen Naturwissenschaft beitrugen.

Zum Schluss seien noch ein paar Bemerkungen angefügt, einerseits zur wis­senschaft­lichen Tätigkeit in den islamischen Ländern, die zu den hier vorge­stellten Entdeckungen geführt hat, und andererseits zur heutigen Tragweite dieser Entdeckungen.

Zunächst ist festzustellen, dass die wissenschaftliche Praxis, die hier kurz beschrieben wurde, in jeder ihrer Phasen in einem Kontext kulturellen Aus­tauschs stand, den sie stets erkennen ließ. Auch haben Wissenschaftshisto­riker feststellen können, dass die wissen­schaftliche Tätigkeit rein weltlichen Charakter hatte – hinsichtlich ihrer Inhalte, ihrer Formu­lierungen, der Heran­gehensweise sowie der Art und Weise, in der über die wissenschaft­liche Produktion diskutiert wurde. Die universalistische Dimension der Wissenschaf­ten in den Ländern des Islam wurde gestärkt und gleichzeitig war dafür gesorgt, dass ihre Ergeb­nisse sich über den kulturellen muslimischen Raum hinaus bis in das christliche mittel­alterliche Europa ausbreiten konnten. Allen religiösen Gegensätzen zum Trotz, die sich seit den Anfängen des Islam gezeigt hatten und die sich im Lauf der Zeit noch vertieften, insbe­sondere während der Kreuzzüge (Ende des 11. bis Ende des 13. Jahrhunderts).

Zur Tragweite der hier vorgestellten Entdeckungen ist zu sagen, dass sie in der Entwick­lung der Naturwissenschaften eine Etappe darstellen – wenn auch eine längst überholte Etappe. Das ist aber nicht alles. Die Begeisterung, die sie beseelte, die Herangehens­weisen und die Ziele, die die Urheber der Ent­deckungen anstrebten, zeugen – jenseits aller spezifischen Eigenheiten – von dem, was die Wissenschaftler verschiedener Epochen und Kulturen einander näherbringt: eine jederzeit wache Neugier, die geduldige Beobachtung der untersuchten Phänomene, die kritische Würdigung der Beiträge der Vorgänger, die beharrliche Wahrheitssuche, verbunden mit dem unerschütterlichen Glauben an die Fähig­keiten der Wissenschaft, Fortschritte zu machen und Hindernisse zu überwinden. Das ist die – letztendlich sehr moderne und universelle – Lehre, die die Autoren der "Entdeckun­gen in arabischen Schriften des Mittelalters" aus den Beiträgen jener Gelehrten der Länder des Islam herausgelesen haben und die sie den Lehrenden und ihren Schülern zugänglich machen wollen.


Fußnoten

1: Ahmed Djebbar, geboren in Aïn Defla (Algerien), ist Mathematiker und Wis­senschafts­histo­riker mit dem Schwerpunkt Mathematik im islamischen Abend­land (Spanien, Magh­reb). Er war Professor für Geschichte der Mathematik an der Universität Lille und schrieb u. a. die Bücher "L'âge d'or de la science arabe" und "Une histoire de la science arabe".

Letzte Aktualisierung: 6.3.2017

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