3.1: Geschichte des Fahrrads
Autoren: | |
Publikation: | 9.3.2015 |
Lernstufe: | 3 |
Übersicht: | Die Schüler erkunden die historische Entwicklung des Fahrrads und machen sich mit den wesentlichen Bauteilen eines Fahrrads vertraut. |
Angestrebte Kenntnisse: | Seit der ersten bekannten Konstruktion eines einspurigen Fahrzeugs 1817 wurde das Fahrrad ständig weiterentwickelt. |
Wortschatz: | die Bauteile eines Fahrrads, die Namen der historischen Fahrräder |
Dauer: | 1 Stunde 30 Minuten |
Material: |
Für jeden Schüler:
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Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Pädagogische Anmerkung
Man sollte nicht gleich das Thema (Fahrrad) ankündigen, damit die erste Unterrichtsstunde über die Frühformen des Fahrrads (Laufräder usw.) möglichst wenig von den Vorstellungen beeinflusst wird, die die Schüler vom Fahrrad haben.
Untersuchung anhand von Unterlagen (Einzelarbeit)
Die Schüler lesen sich den Text zur Geschichte der Laufmaschine durch (Arbeitsblatt 6). Die Lehrerin überzeugt sich, dass die Schüler – abgesehen von dem Begriff Laufmaschine – keine Probleme mit dem Wortschatz haben. Die Schüler sollen zeichnen, wie sie sich eine Laufmaschine vorstellen. Dazu sollen sie zunächst die Bauteile eines Laufrads auflisten: zwei Räder, ein Balken, die "Beine", die vom Balken zu den Rädern führen, der "Kopf", der "Reiter".
Anmerkungen
- Da seit den 1990er Jahren Kinderlaufräder weit verbreitet sind, werden viele Schüler in der Laufmaschine den Vorfahren ihres Laufrads wiedererkennen.
- Das Vorderrad der ersten Laufmaschinen ließ sich nicht lenken. Bekannt und auch praktisch benutzbar wurde die Laufmaschine erst in ihrer verbesserten Form: Die von Karl Drais entwickelte Draisine hatte einen beweglichen Lenker.
Gemeinsame Erörterung
Die Lehrerin überprüft, ob in den Zeichnungen etwas erscheint, was nicht im Text vorkommt. Die Schüler lassen sich manchmal von ihrer Vorstellung vom Fahrrad leiten und zeichnen Dinge, die nicht Bestandteil einer Laufmaschine sind, wie zum Beispiel Sattel, Pedale, Lenker.
Abb. 1: Oben eine Darstellung, die mit dem Text gut übereinstimmt (es fehlen die "Beine"). Die Darstellung unten ist dagegen von der Vorstellung eines modernen Fahrrads beeinflusst [1].
Die Lehrerin bespricht mit den Schülern den Unterschied zwischen schematischer Darstellung und freier Zeichnung. In der schematischen Darstellung konzentriert man sich auf das Wesentliche, ästhetische Aspekte spielen eine untergeordnete Rolle.
Je nach Niveau der Schüler kann man das Thema vertiefen und der Frage nachgehen, wie die einzelnen Teile der Laufmaschine miteinander verbunden sind.
Anschließend wird besprochen, wie sich das heutige Fahrrad von der
Laufmaschine unterscheidet. Die Lehrerin verteilt dazu das
Arbeitsblatt 7 (Geschichte des
Fahrrads in Bildern). Gemeinsam wird erörtert, worin sich die verschiedenen
Fahrräder voneinander unterscheiden. Auf dem Arbeitsblatt
sind abgebildet:
1. Spalte: ein Rad mit Gangschaltung, ein Velociped
(eine Michaudine), eine Draisine, ein Elektrofahrrad;
2. Spalte: ein Sicherheitsniederrad, ein Rad mit Luftreifen, ein Klapprad,
ein Hochrad.
Chronologische Einordnung (in Zweiergruppen)
Jede Gruppe ordnet die sieben Räder nach einer zeitlichen Reihenfolge. Sie können sie einfach nummerieren oder sie als Fries anordnen.
Gemeinsame Erörterung
Die chronologische Einordnung sollte unproblematisch sein, ausgenommen vielleicht die zeitliche Einordnung des mit Pedalen am Vorderrad und Bremsen versehenen gusseisernen Rades der Brüder Michaux (der "Michaudine") und des Hochrads. Das Hochrad wurde entwickelt, weil man die Geschwindigkeit eines Fahrrads mit Tretkurbel und Pedalen vergrößern wollte: Mit dem Antrieb über die Tretkurbel ist die Fortbewegungsgeschwindigkeit bei gleicher Tretgeschwindigkeit umso größer, je größer der Durchmesser des Vorderrads ist (an dem die Tretkurbel befestigt ist).
Für die Diskussion ist es sinnvoll, die einzelnen Bilder des Arbeitsblattes 7 zu vergrößern.
Abb. 2: Chronologie der Entwicklung des Fahrrads [1]
Zusammenfassung
Zum Schluss der Unterrichtsstunde wird das Arbeitsblatt 8 (Bauteile eines Fahrrads) verteilt. Die Schüler bezeichnen die einzelnen Bauteile mit den zuvor gelernten Begriffen: Kette, Speiche, Sattel, Hinterradbremse, Bremsgriff, Lenker, hintere Gangschaltung, Reifen, Pedale, Rahmen, Kurbel, Kettenblatt, Zahnkranz.
Am besten ist es natürlich, wenn ein wirkliches Fahrrad in der Klasse steht. Fahrräder sind ihnen zwar vertraut, die Schüler haben aber oft Schwierigkeiten, die genaue Funktionsweise zu verstehen (die in der folgenden Stunde eingehend untersucht wird).
Abb. 3: Die Bauteile eines Fahrrads [1]
Als Schlussfolgerung kann ein chronologischer Fries erstellt werden, mit den Fotos der verschiedenen Fahrräder, ihren Namen und den sie kennzeichnenden technischen Entwicklungen.
Historische Erläuterungen zum Fahrrad
Die Suche nach präzisen Daten und Erfindern hat für die "Laufmaschinen" und Fahrräder wenig Sinn. Die Draisinen zählen zu den ersten dokumentierten Laufmaschinen. Sie bestanden aus Holz, hatten zwei Räder, die durch einen Balken verbunden waren, auf dem man rittlings "saß". Sie besaßen einen Lenker, mit dem das Vorderrad bis zu 180 Grad gedreht werden konnte. Man stieß sich mit den Füßen vom Boden ab.
Drais nannte sein Fahrzeug Veloziped, was so viel heißt wie "Schnellfuß", weil er damit 14 Kilometer in einer Stunde zurücklegen konnte.
Später erfuhr das Fahrrad zahlreiche Verbesserungen. Einige davon sind in der folgenden Tabelle in chronologischer Reihenfolge aufgeführt.
Was | Jahr | Erfinder/ Konstrukteur | Technische Neuerung |
---|---|---|---|
Erstes Fahrrad mit Pedalen | 1861 | Pierre und Ernest Michaux, Pierre Lallement |
Tretkurbel und Verbesserung von Fahrkomfort und Sicherheit (Sattel, Federung, Bremsklötze); erstes Rad aus Gusseisen (und nicht mehr aus Holz) |
Hochrad | 1870 |
Eugène Meyer, James Starley |
Pedale unter dem Sattel; großes Vorderrad, um den Weg pro Umdrehung möglichst groß zu machen |
modernes Fahrrad (Sicherheitsniederrad) | 1879 |
Harry J. Lawson, John K. Starley |
Kraftübertragung mit Kette und Zahnkranz; größere Sicherheit durch gleiche Größe von Vorder- und Hinterrad |
Fahrrad mit Luftreifen | 1888-1891 | Robert W. Thomson (Patent), John B. Dunlop, später auch André und Édouard Michelin |
Reifen mit Schlauch, der auf die Radfelge aufgezogen wird |
Fahrrad mit Gangschaltung | 1887 | Ernst Wilhelm Sachs | Das Rad bewegt sich weiter, auch wenn der Fahrer (vorübergehend) nicht in die Pedale tritt (Freilauf). |
Fahrrad mit Elektromotor | 1895 | Ogden Bolton Jr. | Das Fahrrad ist mit einer Batterie und einem Elektromotor ausgerüstet, der bei Bedarf den Radler unterstützt. |
Das Video "Evolution of the bicycle" fasst die Entwicklung des Fahrrads sehr schön zusammen.
Fußnote
1:
Abb. 1: 6. Klasse von Sophie Gouet (Paris)
Abb. 2: 6. Klasse von Patricia Chevalier (Paris)
Abb. 3: 5. Klasse von Cécile Perrin (Kremlin-Bicêtre)
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023