3.2: Das beste Küchenpapier
Autoren: | |
Publikation: | 18.10.2017 |
Lernstufe: | 2 |
Übersicht: | Die Schüler lernen Informationen aus der Werbung zu analysieren. Sie gewöhnen sich an, Informationen zu hinterfragen; begreifen, dass man sie überprüfen kann und lernen ein geeignetes Experiment zu planen, mit dem man die Information überprüfen kann. |
Angestrebte Kenntnisse: |
Wissenschaftlich denken, kritisch denken:
Eine Information (mit Hilfe eines Tests) überprüfen. Kompetenzen: Mit Unterstützung der Lehrerin forschendes Lernen betreiben: Eine Vorgehensweise vorschlagen, wie man ein Problem lösen oder eine Frage beantworten kann. |
Schwerpunkt: | Sachunterricht |
Dauer: | 1 Stunde |
Material: |
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Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Aktivität: Sagt die Werbung die Wahrheit?
Ablauf: Die Schüler untersuchen Werbetexte, die die Vorzüge verschiedener Küchenpapiermarken preisen (Phase 1). Sie überlegen sich, wie man überprüfen könnte, ob die angepriesenen Vorzüge auch der Wahrheit entsprechen. Sie planen einen Produkttest (Phase 2), führen diesen durch (Phase 3) und diskutieren die Ergebnisse und Schlussfolgerungen (Phase 4).
Botschaft zum Mitnehmen: Wie kann man wissen, ob das, was einem erzählt wird, wahr ist? In der Werbung, im Internet oder im Fernsehen wird viel angepriesen: Gegenstände, Produkte, Heilmittel, Fähigkeiten usw. Was stimmt an diesen Aussagen? Um das herauszufinden, kann man Tests durchführen oder Tests/Kritiken, die andere Personen gemacht haben, zu Rate ziehen.
Vorbereitung:
- Vor der Unterrichtsstunde sammelt die Lehrerin Werbung für Küchenpapier. Es sollte möglichst aussagekräftige Werbung für drei verschiedene Küchenpapiersorten sein (Text und Fotos oder Videos), in denen die Saugfähigkeit des Papiers gepriesen wird.
- Die Lehrerin besorgt drei Rollen Küchenpapier – drei verschiedene Marken, zwei von guter Qualität (dick, mit Prägung, reißfest) und eins von schlechter Qualität. Es gibt wirklich Unterschiede zwischen Küchenpapier mit Prägung und dünnem Küchenpapier ohne Prägung (das dann auch entsprechend billiger ist). Bei zwei Sorten Küchenpapier guter Qualität ist die Saugfähigkeit ähnlich gut. Die Reißfestigkeit kann dagegen sehr unterschiedlich sein.
- Die Lehrerin stellt Material für die Experimente bereit: Messbecher (anstatt Messbecher kann man auch identische Joghurtbecher verwenden). Es ist eventuell sinnvoll, dass die Lehrerin die Saugfähigkeit der verschiedenen Papiersorten vorab testet.
Phase 1: Werbetexte oder -videos analysieren (ca. 30 Minuten)
Die Lehrerin zeigt den Schülern die Küchenpapier-Werbung: "Welche Eigenschaften des Küchenpapiers wird in der Werbung gepriesen?" In der Regel geht es im Wesentlichen um die Saugfähigkeit und die Reißfestigkeit des Papiers. Um die Käufer zu überzeugen, betont die eine Werbung vielleicht die ökologischen Vorzüge ihres Produkts, während die andere auf den niedrigen Preis hinweist.
Die Schüler sollen die Werbung infrage stellen: "Glaubt ihr diesen Behauptungen? Aus welchen Gründen? Ist es wichtig zu wissen, ob das Gesagte richtig oder falsch ist? Warum?" Jeder Schüler äußert seine Zweifel an der Werbung – vielleicht werden die Vorzüge des Küchenpapiers in der Werbung überbewertet, damit die Kunden dazu verleitet werden, es zu kaufen.
Die Lehrerin fragt nun: "Wie kann man herausfinden, ob die hochgepriesenen Eigenschaften des Küchenpapiers tatsächlich stimmen?"
- Das Preisargument lässt sich am einfachsten lösen: Entweder hat die Lehrerin den Kassenbon behalten oder sie nennt den Schülern die Preise der drei Küchenpapierrollen.
- Die Saugfähigkeit und/oder die Reißfestigkeit können dagegen nur experimentell getestet werden.
Abb. 1: Die Eigenschaften des Küchenpapiers
Phase 2: Die Behauptungen der Werbung experimentell überprüfen (ca. 30 Minuten)
Die Schüler sollen einen Versuch vorschlagen, mit dem die Eigenschaften der verschiedenen Küchenpapiersorten überprüft werden können.
Pädagogische Anmerkung
Die Lehrerin kann beschließen, nur eine Eigenschaft des Küchenpapiers überprüfen zu lassen. In dem Fall sollte sie die Reißfestigkeit überprüfen lassen, da dort die größten Unterschiede zwischen den Marken zu erwarten sind. Oder sie schlägt vor, dass einige Gruppen die Reißfestigkeit testen, und andere die Saugfähigkeit.
Die Klasse einigt sich darauf, welche Eigenschaften getestet werden sollen. Anschließend wird (in Gruppenarbeit oder alle zusammen) für jede zu testende Eigenschaft eine Versuchsplanung gemacht. Die Lehrerin kann den Schülern das Arbeitsblatt 16 (Ein Produkt testen) geben. An der Tafel steht: "Was wollen wir herausfinden?" sowie ein Satz, der erklärt, was getestet werden soll. Danach kommt die Frage: "Wie werden wir das testen?" und es folgt in einigen Worten oder als Schema die geplante Versuchsdurchführung. Eventuell kann die Beantwortung dieser beiden Fragen auch in Einzelarbeit und schriftlich erfolgen.
Die Lehrerin erinnert die Schüler daran, wozu eine Versuchsplanung gut ist: Mit einer Versuchsplanung weiß man genau, was zu tun ist – bevor man mit dem Experimentieren beginnt.
Abb. 2: Die Versuchsplanung
Die Saugfähigkeit von Küchenpapier testen
-
Die Schüler werden vielleicht vorschlagen, Wasser auf den Tisch zu
schütten, um es dann mit dem Küchenpapier aufzuwischen. Die Lehrerin
gibt zu bedenken, dass man nicht entscheiden kann, welches der drei
Küchenpapiersorten am saugfähigsten ist, wenn die Wassermenge nicht
in allen drei Fällen identisch ist. Das Gleiche gilt für die Menge
des Papiers. Die Klasse versteht, dass man den Test sehr sorgfältig
durchführen muss: Die Bedingungen für den Test müssen in allen
Fällen identisch sein. Man kippt die gleiche Menge Wasser auf den Tisch
(die Menge wird mit einem Messbecher oder einem Joghurtbecher abgemessen)
und wischt das Wasser mit der gleichen Menge Küchenpapier auf, zum Beispiel
mit einem Blatt. Die Schüler können darüber nachdenken, was
passieren würde, wenn man in einem Fall ein Blatt Küchenpapier nehmen
würde und in einem anderen zwei oder drei Blätter. Das Experiment ist nur
dann auswertbar, wenn lediglich ein Parameter auf einmal verändert wird.
Pädagogische und praktische Anmerkungen
- Falls die Schüler vorschlagen eine ganze Flasche Wasser auf dem Tisch auszuschütten, kann die Lehrerin sie selbst feststellen lassen, dass man mit einem Blatt Küchenpapier in diesem Fall nicht weit kommt. Die Schüler können zum Beispiel den Inhalt einer Flasche Wasser in eine Wanne kippen. Sie werden schnell einsehen, dass man zum Testen des Küchenpapiers nur eine kleine Menge Wasser nehmen sollte.
- Wenn die Schüler Schwierigkeiten mit der Planung des Versuchs haben, kann die Lehrerin ihnen das zur Verfügung stehende Material zeigen. Das hilft ihnen meistens weiter.
Welches Papier saugt "am besten" das Wasser auf? Um die Frage zu beantworten, braucht man ein objektives Maß für die Saugfähigkeit; ein "Gefühl für die Saugfähigkeit" reicht nicht. Man kann das Blatt Küchenpapier zum Beispiel über einem Messbecher auswringen und die Menge des ausgewrungenen Wassers ablesen ... oder abwiegen. - Eine von den Schülern manchmal vorgeschlagene Variante ist die folgende: Man taucht das Blatt Küchenpapier vollständig in eine Wanne mit Wasser ein, lässt es abtropfen und wringt es dann wieder über einem Messbecher aus. Auch in diesem Fall muss die Prozedur immer gleich und und sorgfältig durchgeführt werden: Alle drei Blätter gleich lang ins Wasser tauchen, gleich lang abtropfen lassen, und so lange auswringen, bis kein Wasser mehr herauskommt.
- Eine weitere Variante ist: Das Blatt Küchenpapier vorher (im trockenen Zustand) wiegen und dann mit dem aufgesaugten Wasser erneut wiegen. Zum Wiegen kann man das trockene bzw. das nasse Blatt Papier in ein Gefäß tun (das Gefäß vorher auf die Waage stellen und auf Tara drücken).
Die Reißfestigkeit von Küchenpapier testen
- Für die Untersuchung der Reißfestigkeit gilt das Gleiche wie für die Untersuchung der Saugfähigkeit.
- Als objektives Maß für die Reißfestigkeit kann man immer größere Gewichte an ein Blatt Küchenpapier hängen (zum Beispiel immer mehr Wäscheklammern), bis es reißt. Oder man legt immer größere Gewichte auf ein Blatt und versucht das Papier mit dem Gewicht hochzuheben.
Bevor die Klasse mit dem Testen beginnt, fragt die Lehrerin: "Wer ist der Meinung, dass das Küchenpapier A am saugfähigsten ist? Wer stimmt für B und wer für C? Warum?". Die Antworten sollten begründet sein (A ist am saugfähigsten, weil ...). Die Schüler notieren ihre Vorhersagen in ihre Versuchshefte.
Phase 3: Die Tests durchführen (ca. 30 Minuten)
Die Versuche werden in kleinen Gruppen (à 3 oder 4 Schüler) durchgeführt. Die von der Klasse gemeinsam beschlossene Versuchsplanung kann zum Beispiel an der Tafel stehen oder auf einem Blatt Papier, das an jede Gruppe verteilt wird.
Die Lehrerin gibt jeder Gruppe drei Messbecher (oder drei Joghurtbecher oder Ähnliches) und drei Blätter Küchenpapier. Es muss eindeutig zu erkennen sein, welches Blatt zu welcher Marke gehört; zu diesem Zweck kann man zum Beispiel auf die Messbecher die Buchstaben A, B und C schreiben. Außerdem bekommt jede Gruppe eine Flasche Wasser, eine Stoppuhr und eventuell Lebensmittelfarbe (drei verschiedene Farben, eine pro Küchenpapiersorte).
Die Schüler führen die Versuche durch und schreiben die Ergebnisse für jede der drei Papiersorten (A, B und C) auf. Die Ergebnisse der verschiedenen Gruppen werden verglichen. Stimmen sie überein? Kann man daraus eine allgemein gültige Schlussfolgerung ziehen? Passt diese zu den Vorhersagen der einzelnen Gruppen? Die Ergebnisse, die Zusammenfassung und die Schlussfolgerung werden ins Versuchsheft geschrieben.
Abb. 3: Zwei Mädchen testen die Saugfähigkeit des Küchenpapiers.
Phase 4: Diskussion
Die Klasse diskutiert: "Was haben wir aus den Versuchen gelernt?" "Wir wissen nun, dass wir überprüfen können, ob das, was man uns sagt, stimmt. Beim Experimentieren müssen wir sehr sorgfältig und genau sein. Wir wissen, was wir tun müssen, um unsere Versuche miteinander vergleichen zu können."
Diese Herangehensweise lässt sich natürlich auf andere Fälle/Situationen übertragen. Die Schüler suchen nach Alltagssituationen, in denen sie mit Informationen konfrontiert werden, die sie gern bestätigt haben würden: "Wenn jemand behauptet, er hätte magische Fähigkeiten; ob ein Gegenstand tatsächlich Glück bringt; ob ein Nahrungsmittel stark und intelligent macht, usw."
Die Klasse wird feststellen, dass wir (oft) weder die Zeit noch die Möglichkeit haben, selber Tests durchzuführen. Aber vielleicht haben sich schon andere die gleiche Frage gestellt und haben bereits sorgfältige Tests durchgeführt. Ist dies der Fall, kann man sich die Ergebnisse der Tests anschauen. Sie können für unsere Entscheidungsfindung nützlich sein.
Zusammenfassung
Zum Schluss kann die Lehrerin mit den Schülern darüber diskutieren, dass Wissenschaftler beim Forschen ebenfalls Versuchsplanungen machen. Um zum Beispiel die Wirksamkeit eines Medikaments zu untersuchen, oder die Eigenschaften eines Materials usw.
Evaluation
Der Lehrer kann für die Evaluation den Evaluationsbogen 9 (Der bessere Luftballon) verwenden. Es geht darum, das bessere der beiden Produkte auszuwählen. Jeder Schüler bewertet die Tests und beantwortet die Fragen bzw. sagt, wann die Tests es einem nicht erlauben zu entscheiden, welches das bessere Produkt ist. Die Antworten werden begründet und gemeinsam diskutiert.
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023