1. Land, Menschen und Klima in einer wärmer werdenden Welt
Autoren: | |
Publikation: | 14.4.2022 |
Herkunft: | Office for Climate Education |
Inhalt
MENSCHEN UND LAND
DIENSTLEISTUNGEN DER LANDSYSTEME
Land ist da, wo wir leben. Land ist für uns überlebenswichtig, da es den Großteil der Nahrungsmittel, Futtermittel (Viehfutter), Textilfasern, Holz und Energie liefert. Heutzutage bewirtschaften die Menschen etwa drei Viertel der eisfreien Landfläche unseres Planeten (siehe Abb. 1). Die Art und Weise, wie das Land bewirtschaftet wird, hat nicht nur Auswirkungen auf die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen, sondern auch auf die natürlichen Landökosysteme. Letztere sind für die Aufrechterhaltung von Ökosystemdienstleistungen wichtig: saubere Luft und eine gute Bodenqualität, Schutz vor Hochwasser und Krankheiten, die Bestäubung von Pflanzen usw. Die Ressource Land ist allerdings endlich, und da die Weltbevölkerung wächst, sind wir Menschen auf das Land angewiesen wie nie zuvor. Wenn wir dem Land Schaden zufügen, sind die resultierenden Verluste groß und der ursprüngliche Zustand – der Landsysteme und der Ökosystemdienstleistungen – nur schwer wiederherzustellen (siehe Abb. 2).
Abb. 1: Landnutzung (um 2015): Obwohl wir Menschen nur etwa 1% der gesamten eisfreien Landfläche besiedelt haben, nutzen wir einen Großteil der Landfläche für viele verschiedene Zwecke [1]. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
Abb. 2: Beispiele für Ökosystemdienstleistungen [2]. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
- Zeichne ein Tortendiagramm zur Landnutzung.
Verwende die Prozentangaben der Abbildung 1 aus der Zusammenfassung
für Entscheidungsträger des Sonderberichts über Klimawandel und Landsysteme:
www.de-ipcc.de/media/content/SRCCL-SPM_de_barrierefrei.pdf - Zu welchen Landnutzungskategorien gehören die folgenden Landnutzungsarten:
1. Reisfelder (Nassreisanbau)
2. der Mount Everest
3. der Eiffelturm
4. die Milchviehwirtschaft
5. der Amazonas-Regenwald
Antwort:
1. → Kategorie 2: Bewässerte Anbaufläche
2. → Kategorie 5: Andere Landflächen (kahl, Fels)
3. → Kategorie 1: Infrastruktur
4. → Kategorie 3: Extensive Weidefläche
5. → Kategorie 5: Wälder (intakt oder primär) mit minimaler menschlicher Nutzung (das ändert sich allerdings gerade)
WIE ÄNDERT SICH DIE LANDNUTZUNG?
Die wachsende Weltbevölkerung und die sich ändernden Lebensstile haben dazu geführt, dass wir die Landressourcen – insbesondere Landflächen und Wasser – immer stärker beanspruchen. Heute wird weltweit 70% des Süßwassers in der Landwirtschaft verbraucht, und die Nahrungsmittelproduktion ist seit 1961 um etwa 30% gestiegen. Die Ausbreitung der landwirtschaftlichen Flächen und die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität haben diesen erhöhten Verbrauch gefördert (siehe Abb. 3).
Es haben sich ganz allgemein die Ernährungsgewohnheiten verändert, und infolgedessen hat sich auch die Art und Weise verändert, wie wir das Land für die Landwirtschaft nutzen. Unsere Ernährung ist heutzutage energiereicher: Sie enthält viel Fett, mit einem hohen Anteil an Pflanzenölen, Fleisch und Zucker. Diese Veränderungen in der Ernährung haben u. a. dazu beigetragen, dass etwa zwei Milliarden Erwachsene übergewichtig oder fettleibig sind. Dennoch sind immer noch rund 821 Millionen Menschen unterernährt, während auf der anderen Seite – im weltweiten Mittel – 25-30% der Lebensmittel verderben oder weggeworfen werden (siehe Abb. 4).
Diese Veränderungen in der Landnutzung haben zu den wachsenden Treibhausgasemissionen beigetragen, sowie zum Verlust natürlicher Ökosysteme und zum Rückgang der Biodiversität.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
Suche Statistiken zum Fleischkonsum.
- Wie viel Kilogramm Fleisch isst jeder Bewohner deines Landes in einem Jahr?
- Vergleiche den Fleischkonsum deines Landes mit dem Fleischkonsum anderer Länder.
- Wie hat sich der Fleischkonsum in den letzten 10 bis 50 Jahren in deinem Land bzw. in der Welt verändert?
Finde Informationen zur Lebensmittelverschwendung.
- Wie viele Lebensmittel (in %) verkommen bzw. werden verschwendet?
- Überlege dir Möglichkeiten, die Verschwendung von Lebensmitteln zu verringern.
- Suche nach Apps und Initiativen zur Rettung von Lebensmitteln aus privaten Haushalten, Restaurants, Läden und Supermärkten.
Antwort: Foodsharing, Zu gut für die Tonne, Too Good To Go usw.
Abb. 3: Entwicklung der landwirtschaftlichen Flächen zwischen 1600 und 2016. Gesamtheit der landwirtschaftlich genutzten Flächen (Ackerland und Weideland) in Hektar [3]. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
Abb. 4: Nahrungsmittelverluste entlang der Nahrungskette [4]. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
- Zähle alle Gründe auf, die deutlich machen, weshalb das Festland und
seine Biodiversität wichtig sind für a) die Menschen, b) Tiere und Pflanzen,
c) das Klima der Erde.
Antwort: Regulierung des Wasserzyklus, Bestäubung, Nahrungsketten, Freizeit usw.
KURZ ZUSAMMENGEFASST
- Das Land sichert uns Nahrung, Süßwasser, eine Lebensgrundlage, Wohlbefinden und Biodiversität.
- Der Mensch nutzt mehr als 70% der eisfreien Landfläche der Erde.
- Das Land spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Klimas.
LAND ALS TEIL DES KLIMASYSTEMS
Die Landmassen tauschen Energie, Wasser, Aerosole und Treibhausgase mit der Atmosphäre und dem Ozean aus. Die dahinterliegenden Mechanismen sind teils natürlichen Ursprungs, teils menschengemacht. Das Festland spielt eine sehr wichtige Rolle bei den dynamischen Veränderungen unseres Klimas, da es nicht nur eine Quelle, sondern auch eine Senke von Treibhausgasen ist: Es kann Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen, hauptsächlich durch die Photosynthese der Pflanzen. Da sich das Klima der Erde ändert, verändert sich auch der bisher ausgeglichene Austausch zwischen Land und Atmosphäre, und macht das Land dadurch vulnerabler.
DER KLIMAWANDEL VERÄNDERT DIE LANDSCHAFT
ANSTIEG DER LANDOBERFLÄCHENTEMPERATUR UND EXTREME EREIGNISSE
Menschliche Aktivitäten sind die Ursache für die Erderwärmung. Seit der vorindustriellen Zeit ist die mittlere Temperatur über der Land- und der Ozeanoberfläche angestiegen (siehe Abb. 5). Die Temperatur über dem Festland ist allerdings viel stärker angestiegen (um etwa 1,53°C seit 1850) als die globale mittlere Temperatur – also die Temperatur über dem Festland und dem Ozean zusammengenommen (Anstieg um etwa 0,87°C seit 1850) [5].
Abb. 5: Beobachtete Veränderungen der mittleren Lufttemperatur an der Landoberfläche und Veränderungen der globalen mittleren Temperatur (= an der Land- und der Ozeanoberfläche zusammengenommen), bezogen auf den Mittelwert der Jahre 1850 bis 1900. Seit der vorindustriellen Zeit (1850-1900) ist die mittlere Lufttemperatur an der Landoberfläche erheblich stärker angestiegen als die globale mittlere Oberflächentemperatur (Land und Ozean) [6]. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
Es gibt zwei Ursachen für den Unterschied zwischen der Temperatur der Landoberfläche und der Temperatur der Ozeanoberfläche. Erstens: Das Land besteht hauptsächlich aus fester Materie und hat daher eine geringere Wärmekapazität als der Ozean, der aus flüssigem Wasser besteht. Das Land braucht weniger Energie, um seine Temperatur zu erhöhen. Zweitens: Wenn die Temperatur des Ozeans steigt, verdunstet mehr Wasser, was einen Kühleffekt zur Folge hat. Auf dem Land gibt es viel weniger Wasser, so dass die kühlende Wirkung der Verdunstung geringer ist.
Extreme Ereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Starkregen gehören zu den zerstörerischsten Auswirkungen des Klimawandels an Land. Die Erderwärmung hat zu einer Zunahme der Häufigkeit und Intensität von extremen Ereignissen geführt. Auch Sand- und Staubstürme sind heftiger und treten häufiger auf. Dies ist vor allem auf die Ausweitung von Trockengebieten und die Wüstenbildung zurückzuführen.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
- Erkläre, weshalb der Anstieg der mittleren Lufttemperatur über der Landoberfläche fast doppelt so hoch ist wie der Anstieg der mittleren Lufttemperatur über der Land- und der Ozeanoberfläche zusammengenommen.
GREENING UND BROWNING DER VEGETATION
Die Vegetation reagiert auf die Erderwärmung. In den letzten 30 Jahren wurde in Teilen Asiens, Europas, Südamerikas, im zentralen Nordamerika und im Südosten Australiens ein sogenanntes "Greening" der Vegetation beobachtet (eine Zunahme der Produktivität der Vegetation), was auf längere Vegetationsperioden zurückzuführen ist: Den Pflanzen steht mehr CO2 für die Photosynthese zur Verfügung. Außerdem setzen Landwirte andere Bewässerungs- und Düngemethoden ein. Das regt das Pflanzenwachstum an und macht einige Gegenden grüner.
In anderen Regionen – in Teilen Nordeurasiens, Nordamerikas, Zentralasiens und im Kongobecken – hat man das Gegenteil beobachtet: Das sogenannte "Browning" der Vegetation (ein Rückgang des Pflanzenwachstums bzw. das Absterben der Vegetation) ist größtenteils auf Wasserstress aufgrund von Klima- und Landnutzungsänderungen, aber auch auf Waldbrände und klimabedingte Dürren zurückzuführen (siehe Abb. 6). In manchen Gegenden verschieben sich sogar ganze Klimazonen. So werden zum Beispiel polare Klimazonen kleiner und aride Klimazonen größer.
Abb. 6: Satellitendaten der NASA von 2016, gesammelt über einen Zeitraum von 29 Jahren:
In Alaska und Kanada ist ein starker Greening-Trend zu sehen
[7].
Zum Vergrößern
auf das Bild klicken.
LANDDEGRADATION UND STAUBSTÜRME
Wenn Land seine Bodenqualität, seine Vegetation, seine Wasserressourcen oder seine Fauna verliert, spricht man von Landdegradation. Im 20. Jahrhundert hat sich die Landdegradation beschleunigt Dies ist zum Teil auf die Zunahme von extremen Ereignissen wie Dürren und Überschwemmungen zurückzuführen, aber auch auf die veränderte Landnutzung durch die Menschen, wie Verstädterung, Entwaldung und intensive Landwirtschaft. Heutzutage ist etwa ein Viertel der Erdoberfläche von durch den Menschen verursachter Landdegradation betroffen. Eine extreme Form der Landdegradation in ariden und semiariden Gegenden ist die Wüstenbildung: In Wüsten kann keine Landwirtschaft (mehr) betrieben werden. Zwischen 1980 und den 2000er Jahren lebten etwa 500 Millionen Menschen in von Wüstenbildung betroffenen Regionen.
Der Klimawandel verschärft die Landdegradation, insbesondere in niedrig gelegenen Gebieten, Flussdeltas, Trockengebieten und Permafrostgebieten. Das wirkt sich auf das Leben von Menschen auf der ganzen Welt aus, insbesondere aber auf Bevölkerungsgruppen in Südostasien, der Sahara, Nordafrika und dem Nahen Osten.
Die veränderte Flächennutzung und Bodenbedeckung sowie klimabedingte Faktoren (wie zum Beispiel die Erderwärmung) haben zu einer erhöhten Häufigkeit und Intensität von Sand- und Staubstürmen geführt. Bei Sand- und Staubstürmen werden in sehr trockenen Gegenden große Sand- und Staubmassen vom Wind aufgewirbelt und fortgetragen, was sich negativ auf die Gesundheit der Menschen auswirkt.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
- Nutze die Informationen der vorherigen Absätze, um eine Mindmap zum Thema "Wie verändern Menschen die Landschaft?" zu erstellen.
-
Nenne ein Land auf jedem Kontinent, in dem die Wüstenbildung voranschreitet.
Nimm zum Beispiel die Abb. 7 zur Hilfe.
Antwort: USA, Tschad, Kasachstan, Australien. -
Nenne Möglichkeiten, wie man die Wüstenbildung auf lokaler Ebene bekämpfen kann.
Recherchiere im Internet.
Antwort: Das Pflanzen von Bäumen und Büschen verringert die Lufttemperatur und erhöht die Luftfeuchtigkeit.
- Nenne 10 Wörter, die du mit der Wüste verbindest und schreibe mit diesen Wörtern ein Gedicht.
ERNÄHRUNGSSICHERHEIT
Der Klimawandel wirkt sich insbesondere auch auf die Ernährungssicherheit aus. Veränderte Niederschlagsmuster, häufigere extreme Ereignisse und höhere Temperaturen führen in Regionen mit niedrigen Breitengraden zu geringeren Ernteerträgen (z. B. von Mais und Weizen). In Afrika hat der Klimawandel zu einem geringeren Wachstum der Nutztiere und einer verminderten Produktivität der Beweidungssysteme geführt. Dafür sind in einigen Regionen mit höheren Breitengraden die Ernteerträge mancher Nutzpflanzen gestiegen (z. B. Mais, Weizen und Zuckerrüben). Neben dem Klimawandel gibt es weitere Risiken für die Ernährungssicherheit, wie zum Beispiel die Ausdehnung der Städte oder die Umwandlung von Ackerflächen in Anbauflächen für Biokraftstoffe.
Abb. 7: Regionen der Welt, die Landstress ausgesetzt sind [8].
Zum Vergrößern
auf das Bild klicken.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
- Was sind die Auswirkungen des Auftauens der Permafrostböden – auf die Landschaft, das Klima, die Infrastruktur? Sortiere nach positiven und negativen Auswirkungen.
- Stelle dir vor, du wärst ein Wissenschaftler/eine Wissenschaftlerin: Wie würdest du das Fortschreiten der Wüstenbildung und der Entwaldung oder das Tauen der Permafrostböden überwachen?
KURZ ZUSAMMENGEFASST
- Seit der vorindustriellen Zeit ist die durchschnittliche Temperatur an der Landoberfläche fast doppelt so stark angestiegen wie die durchschnittliche Temperatur an der Oberfläche von Land und Ozean zusammengenommen.
- Der Klimawandel wirkt sich auf die Ernährungssicherheit, die Landökosysteme und die Biodiversität aus und trägt in vielen Regionen zur Wüstenbildung und Landdegradation bei.
DAS LAND TRÄGT ZUM KLIMAWANDEL BEI
TREIBHAUSGASQUELLEN UND -SENKEN
Es ist nicht nur vom Klimawandel betroffen, das Land trägt selber auch zum Klimawandel bei, indem es das Klima verändert. Auf der einen Seite emittiert das Land Treibhausgase in die Atmosphäre, auf der anderen entfernt es Treibhausgase aus der Atmosphäre. Auch wenn die Treibhausgasemissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe wesentlich höher sind, tragen die Emissionen aus der Landwirtschaft ebenfalls zum Treibhauseffekt bei: Alle menschlichen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Landnutzung – die Landwirtschaft und Waldbewirtschaftung (AFOLU) inbegriffen – sind für etwa 23% der gesamten anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich (siehe Abb. 8).
Die drei wichtigsten Treibhausgase in der Landwirtschaft sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (= Distickstoffoxid, N2O). Methan und Lachgas sind eng mit der Landwirtschaft verknüpft und haben beide ein höheres Treibhauspotenzial als Kohlenstoffdioxid.
Die Hauptquellen für Methan in der Landwirtschaft sind der Reisanbau, die Milchwirtschaft und die Viehzucht (insbesondere von Rindern), während Lachgas vor allem durch den massiven Einsatz von Kunstdünger und Gülle entsteht. Die Ausweitung des Reisanbaus und der Wiederkäuerhaltung ist für die gestiegenen Methanemissionen verantwortlich, die vermehrte Entstehung von Gülle für die gestiegenen Lachgasemissionen. Betrachtet man die anthropogenen (durch menschliche Aktivitäten erzeugten) Treibhausgasemissionen, so stellt man Folgendes fest: Zwischen 2007 und 2016 hat der Landwirtschaftssektor zu etwa 13% der Kohlenstoffdioxid-, 44% der Methan- und 81% der Lachgasemissionen beigetragen.
Abb. 8: Treibhausgasemissionen, die durch die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft und andere Landnutzung (AFOLU) sowie die Nahrungsmittelproduktion erzeugt werden [9].
Unser Ernährungssystem ist eng mit der Landwirtschaft verknüpft. Es umfasst die Herstellung, den Transport und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln, den Einzelhandel, sowie den Verbrauch und den Abfall von Nahrungsmitteln. Auch die Folgen für die Ernährung, die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Umwelt zählen dazu. Das gesamte Ernährungssystem ist für 21-37% der anthropogenen Netto-Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Emissionen werden in der Zukunft voraussichtlich noch steigen, da die Bevölkerungszahl und die Einkommen steigen, und sich auch das Verbraucherverhalten und die Lebensstile weiter verändern werden.
ENTWALDUNG, AUFFORSTUNG UND WIEDERAUFFORSTUNG
Unter Entwaldung versteht man die Umwandlung eines Waldes in "kein Wald". Durch Entwaldung entweicht CO2 in die Atmosphäre. Da Bäume während ihres Wachstums CO2 absorbieren, führt das Abholzen auch zu einer Verringerung des gespeicherten Kohlenstoffs. Die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) schätzt, dass zwischen 1990 und 2019 weltweit schätzungsweise 420 Millionen Hektar Wald durch Abholzung verloren gegangen sind, ein großer Teil davon durch die Umwandlung des Amazonas-Regenwaldes in landwirtschaftliche Nutzfläche. 2020 gingen weitere 10 Millionen Hektar verloren.
Abb. 9: Der Beitrag der Wälder zum Kohlenstoffkreislauf. Bäume nehmen durch Photosynthese Kohlenstoffdioxid auf und geben einen Teil davon durch Atmung wieder ab. Aus der Differenz entsteht neue Biomasse oder Pflanzenwachstum. Ein Teil dieser Biomasse fällt als Laub, Totholz usw. auf den Waldboden und verrottet. Der anfallende Kohlenstoff wird entweder wieder in die Atmosphäre emittiert (als CO2), oder im Waldboden gespeichert (was zur Erhöhung des Kohlenstoffgehalts des Bodens führt), oder im Wald – in Stämmen, Ästen und Wurzeln – angereichert. Ein Teil dieser angehäuften Biomasse wird zur Herstellung von Holzprodukten geerntet; der Rest führt zu einer Nettozunahme der im Wald gespeicherten Biomasse [10]. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
DIE BÖDEN
Durch komplexe Prozesse in den Böden wird ständig Kohlenstoff zwischen Land und Atmosphäre ausgetauscht. Heutzutage binden die Böden mehr Kohlenstoff als sie freisetzen – in der Dekade 2007-2016 lag die Differenz bei etwa 6 Gt CO2 pro Jahr. Steigen die CO2-Emissionen aus der Vegetation und den Böden jedoch weiter an, reicht die Kapazität der Böden irgendwann nicht mehr aus, um Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen. Landdegradation führt zum Beispiel dazu, dass mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen, als im Boden gespeichert werden.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
- Schlage im Internet nach, wie groß die Treibhauspotenziale von Methan und Kohlenstoffdioxid sind. Vergleiche die beiden Werte.
- Vergleiche die ungefähren Lebensdauern und Konzentrationen dieser beiden Gase in der Atmosphäre und erkläre, warum man beim Klimaschutz unbedingt auch bei der Landwirtschaft ansetzen muss.
- Nenne und erkläre die Hauptquellen für die Emission von Methan in der Landwirtschaft.
-
Diskutiert das Für und Wider der
Weidehaltung von Rindern sowie die Frage, wie die Tiere gehalten werden
sollten, um die Umwelt und das Klima möglichst wenig zu beeinträchtigen.
Diskutiert insbesondere darüber, ob es die beste Lösung wäre, überhaupt
keine Viehhaltung zu betreiben.
Für Hintergrundinformationen könnt ihr euch die TED-Konferenz des simbabwischen Ökologen Allan Savory anschauen (auf Englisch).
- Finde heraus, welche Nutzpflanzen, Gemüse und Früchte in deiner Region bzw. deinem Land angebaut werden.
- Welche haben eine hohe Nährstoffaufnahme und benötigen viel Dünger (= welche sind sogenannte Starkzehrer)?
- Welche müssen bewässert werden?
- Finde heraus, ob es Nutzpflanzen gibt, die aufgrund des Klimawandels erst seit kurzem angebaut werden (z. B. Trauben zur Herstellung von Sekt in England).
Von Kohlenstoffdioxiddüngung (CO2-Düngung) spricht man, wenn der Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre die Photosyntheserate der Pflanzen erhöht.
- Erläutere, warum die CO2-Düngung eine CO2-Senke ist.
KURZ ZUSAMMENGEFASST
- Land kann Treibhausgase in die Atmosphäre emittieren und aus ihr entfernen.
- Derzeit entziehen die Böden der Atmosphäre mehr Treibhausgase als sie emittieren. Es ist aber bei voranschreitendem Klimawandel nicht garantiert, dass es in Zukunft bei einer Netto-Entfernung von Treibhausgasen bleibt.
- Die Landnutzung, einschließlich Land- und Forstwirtschaft, ist für etwa 23% der globalen anthropogenen Netto-Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zwischen 2007 und 2016 entfielen auf diesen Bereich etwa 13% der Kohlenstoffdioxid-, 44% der Methan- und 81% der Lachgasemissionen.
DAS LAND BEEINFLUSST DAS LOKALE KLIMA
Änderungen der Landnutzung und der Bodenbedeckung können das lokale Klima einer Region durch Veränderungen der Wasser- und Energieverteilung erheblich verändern. Die Temperatur der Landoberfläche verändert sich mit der Albedo. Die Albedo ist ein Maß dafür, wie gut eine Oberfläche die Sonnenstrahlung reflektiert. Helle Oberflächen reflektieren mehr Sonnenstrahlung als dunkle Oberflächen (= dunkle Oberflächen absorbieren mehr Sonnenstrahlung als helle Oberflächen). So trägt zum Beispiel die Wüstenbildung zur Erderwärmung bei, weil die Vegetation, die CO2 aus der Atmosphäre absorbieren könnte, verschwunden ist. Andererseits erhöht der Rückgang der Vegetationsdecke die Albedo: Wüsten sind "weißer" als Wälder und reflektieren somit mehr Sonnenstrahlung als mit Vegetation bedecktes Land. Dies führt zu einer Abkühlung.
Global betrachtet sind die Auswirkungen von Veränderungen der Bodenbedeckung auf die Temperatur der Erdoberfläche gering im Vergleich zu anderen Faktoren wie Treibhausgasemissionen. Allerdings können sie auf lokaler Ebene signifikante Auswirkungen haben.
- In den borealen Regionen, in denen sich klimawandelbedingt die Wälder nach Norden ausdehnen und/oder die Vegetationsperiode länger wird, wird die Erwärmung im Winter zunehmen: Es wird dort weniger Schnee geben, was die Albedo verringern wird. Andererseits wird die Erwärmung während der Wachstumsperiode abnehmen, da durch Verdunstung mehr Wasser in die Atmosphäre abgegeben wird, was die Umgebung abkühlt (vermehrte Evapotranspiration).
- In tropischen Gebieten, für die eine Zunahme der Niederschläge vorhergesagt wird, wird die Erwärmung aufgrund des verstärkten Vegetationswachstums abnehmen.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
- Plane und mache ein Experiment, mit dem du zeigen kannst, dass sich eine Oberfläche mit geringer Albedo weniger aufheizt als eine Oberfläche mit hoher Albedo.
- Diskutiert über die Aussage (ein typischer Einwand von
Klimaskeptikern): "Mit steigender CO2-Konzentration in der
Atmosphäre steigen auch die Ernteerträge. Die Erderwärmung ist daher
gut für die Beseitigung des Hungers."
Hinweis 1: Mehr CO2 führt zu mehr Biomasse. Die Nährstoffmenge steigt allerdings nicht (die Nährstoffmenge pro Kilogramm Biomasse nimmt ab).
Hinweis 2: Auch wenn man meinen könnte, dass mehr Biomasse ein positiver Effekt ist: Denkt an all die negativen Auswirkungen einer höheren CO2-Konzentration in der Atmosphäre (höhere Temperatur, Anstieg des Meeresspiegels usw.).
Nimm eine Pflanze samt Wurzeln und stülpe ein Glas darüber, oder lege sie in eine durchsichtige Plastiktüte. Warte einen ganzen Tag. Du wirst beobachten, dass sich an der Glaswand/an der Innenseite der Plastiktüte kleine Tröpfchen gebildet haben.
- Erkläre, was passiert. (Schlüsselwort: Evapotranspiration)
- Erkläre die Vorteile von Parks und Straßenbäumen in der Stadt.
ZUKÜNFTIGE AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS AUF DAS LAND
Das Land ist eine wichtige Ressource, die aufgrund konkurrierender Anforderungen unter Druck steht. Der Klimawandel verschärft eine ohnehin schon herausfordernde Situation. Steigende Bevölkerungszahlen und Einkommen sowie ein verändertes Verbraucherverhalten führen zu einer erhöhten Nachfrage nach Nahrungsmitteln, Futtermitteln und Wasser. Diese Veränderungen haben große Auswirkungen auf die Landnutzung, die damit verbundenen Treibhausgasemissionen und die Kapazität der Landoberfläche, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen. Sie wirken sich auch auf die Biodiversität und die Ökosystemdienstleistungen aus, und damit auf die Ernährungssicherheit und die Verfügbarkeit von Trinkwasser.
Die Auswirkungen auf die Menschen werden je nach Region unterschiedlich ausfallen. Mit zunehmender Erderwärmung werden Häufigkeit, Intensität und Dauer von hitzebedingten extremen Ereignissen zunehmen, insbesondere im Mittelmeerraum und im südlichen Afrika. Nordamerika, Südamerika, der Mittelmeerraum, das südliche Afrika und Zentralasien könnten zunehmend von Waldbränden betroffen sein. In tropischen Regionen könnte die Erderwärmung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu noch nie dagewesenen klimatischen Bedingungen führen und einige Regionen unbewohnbar machen.
In Trockengebieten werden der Klimawandel und die Wüstenbildung zu einem allgemeinen Rückgang der Produktivität von Ackerbau und Viehzucht führen, die Zusammensetzung der Pflanzenarten verändern und die Biodiversität verringern. In Asien und Afrika wird die Zahl der Menschen, die von der zunehmenden Wüstenbildung bedroht sind, voraussichtlich am höchsten sein. Die Tropen und Subtropen werden den Prognosen zufolge am stärksten vom Rückgang der Ernteerträge bedroht sein. Der Klimawandel wird auch Auswirkungen auf Bevölkerungsgruppen haben, die von Wasserstress, Dürre und Degradation ihrer Lebensräume bedroht sind. Die Stabilität der Nahrungsmittelversorgung wird voraussichtlich abnehmen, da das Ausmaß und die Häufigkeit von Extremereignissen zunehmen wird. Gefährdete Bevölkerungsgruppen könnten daher auch vom Anstieg der Getreidepreise betroffen sein.
Der Klimawandel wird höchstwahrscheinlich auch die umweltbedingte Migration verstärken (aufgrund von Nahrungsmittel- und Wassermangel, Landdegradation usw.), und zwar innerhalb von Ländern und über Grenzen hinweg. Durch die vermehrten Umsiedlungen steigt die Wahrscheinlichkeit von Konflikten. Frauen, Kinder, ältere und arme Menschen sind am stärksten von den negativen Auswirkungen des Klimawandels bedroht.
Wie sich die Welt entwickelt, wird enorme Auswirkungen auf unsere Zukunft haben. Wenn zum Beispiel die Landumwandlung reduziert wird, entweder durch eine geringere landwirtschaftliche Nachfrage oder durch eine verbesserte Produktivität, dann kann die künftige Entwicklung zu einer geringeren Ernährungsunsicherheit führen. Es wird dennoch für die Zukunft vorausgesagt, dass die Nachfrage nach Wasser steigen und die Wasserknappheit zunehmen wird. Wenn sich in Zukunft die Anbauflächen weiter ausdehnen werden, wird das zu einem stärkeren Rückgang der Biodiversität führen. Um das zu verhindern, müsste man die Ausdehnung der Anbauflächen begrenzen.
Abb. 10: Mittlerer globaler Temperaturanstieg im Vergleich zur vorindustriellen Zeit [9]. Siehe dazu auch den IPCC-Sonderbericht über 1,5°C globale Erwärmung [11]. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
KURZ ZUSAMMENGEFASST
- Der Klimawandel führt zu einer zusätzlichen Belastung der Böden, was sich auf die Lebensgrundlagen, die Biodiversität, die Gesundheit von Menschen und Ökosystemen, die Infrastruktur und die Ernährungssysteme auswirkt.
FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
Zu den Folgen des Klimawandels gehören zum Beispiel Wüstenbildung, Waldbrände, Rückgang der Ernteerträge und Landdegradation.
- Erläutere, weshalb Kinder, ältere und arme Menschen stärker von den negativen Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
- Nenne die Hauptursachen, die in deiner Region/deinem Land die Migration von Tieren und/oder Menschen auslösen.
Fußnoten
1: Quelle: UN Food and Agriculture Organization (FAO, Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen); Autoren der Abbildung: Hannah Ritchie und Max Roser (2019), CC-BY, nach einer Infografik von Azote
2: Quelle: IPBES: The global assessment report biodiversity and ecosystem services (angepasst)
3: Quelle: Our World in Data: Agricultural area over the long-term, 1600 to 2016
4: Quelle: UNCCD: Global Land Outlook
5: Siehe "Entwicklung der Temperatur auf der Erde", Abb. 6.
6: Quelle: IPCC-Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme – Zusammenfassung für Entscheidungsträger, Abb. SPM.1 (angepasst)
7: Quelle: Cindy Starr, NASA’s Goddard Space Flight Center
8: Quelle: IPCC-Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme, Kapitel 6
9: Angepasst aus "Citoyens pour le Climat".
10: Angepasst aus Forest Research
11: IPCC-Sonderbericht über 1,5°C globale Erwärmung
Dunkle Erdhummel an Lavendel, Foto und © Jenny Schlüpmann
Letzte Aktualisierung: 14.10.2024