Die Kommunikation strukturieren
Autoren: | |
Publikation: | 1.11.1998 |
Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Wenn die/der Lehrende der Vermittler zwischen der Wissenschaft und den Schüler/inne/n sein will, müssen beide Parteien sie/ihn als Vermittler akzeptieren. Für die Schüler/innen ist sie/er jedoch an erster Stelle der Wissende und Vertreter der Wissenschaft. Sie/er muss sich daher bemühen, so wenig wie möglich Partei zu ergreifen, die Meinungen auf beiden Seiten zu berücksichtigen, mit dem Ziel Einklang herzustellen. Zum Beispiel indem sie/er eine "Versuchslage" befragt (was sind die Faktoren, wie ändern sie sich?), genauso wie sie/er die Schüler/innen befragt oder auch indem sie/er die Schüler/innen sich ruhig irren lässt, ihnen die Möglichkeit gibt, etwas noch einmal zu versuchen, einen Weg, eine Überlegung wieder aufzunehmen (ohne sie dafür zur Rechenschaft zu ziehen).
Die/der Lehrende kann auch unter den Schüler/inne/n vermitteln. Dann ist es ihre/seine Aufgabe, den Austausch, die Kommunikation zu organisieren und dabei so wenig wie möglich Partei zu ergreifen. Doch darf sie/er das Ziel nicht aus den Augen verlieren, nämlich zu möglichst wissenschaftlichen Kenntnissen zu kommen. Deshalb muss sie/er währende des ganzen Dialogs – in den Debatten! – immer wieder auf die bekannten Annahmen aufmerksam machen, die Realität (die Versuchslage) wieder ins Spiel bringen, wobei der Rekurs auf die Autorität das eine Mal eine schriftliche Informationsquelle (Unterlagen, ein Buch, ein Artikel) das andere Mal das Wort einer Expertin oder eines Experten sein kann.
Aus fortlaufenden Beobachtungen von Klassen, deren Lehrende sich bemühen,
"Vermittler" zu sein, ergibt sich ein Resümee dessen, was sich in Sachen
Sprache, Wissenschaft und Behandlung der Problematik abspielt:
- Die/der Lehrende, "großer Kommunikator" mit den Schüler/innen, strukturiert
gleichzeitig auch die Kommunikation unter den Schüler/inne/n. Sie/er nimmt
wieder auf, formuliert um, wiederholt, aber sie/er verteilt auch die Rollen.
- Der/die Lehrer/in bringt Informationen ein, fördert eine
wissenschaftliche Herangehensweise,
betont die Rolle des Experiments.
- Der/die Schüler/in soll sich dessen, was er/sie tut, bewusst sein. Daraus
ergibt sich ein Verhalten in der Klasse, eine Haltung zur Klasse, eine Haltung
der/des Lehrenden in seinem Vorgehen, in seiner Art die Schüler/innen
anzuleiten.
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023