4.2: Geschichte der Eisenbahn
Autoren: | |
Publikation: | 9.3.2015 |
Lernstufe: | 3 |
Übersicht: | Ausgehend von der Geschichte der Eisenbahn, untersuchen die Schüler den Aufbau und die Funktion der Lokomotive und ihrer Bauteile. |
Angestrebte Kenntnisse: |
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Wortschatz: | Kohle, Diesel, Elektroantrieb, Fahrgestell (Chassis) |
Dauer: | 1 Stunde |
Material: | |
Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Untersuchung anhand von Unterlagen (Einzelarbeit)
Die Lehrerin liest den Text des Arbeitsblattes 9 (Die Lokomotive 'The Rocket') vor. Jeder Schüler schreibt daraufhin in sein Versuchsheft, was ihm an diesem Text besonders aufgefallen ist. Nachdem die Lehrerin den Text noch einmal vorgelesen hat, wird an der Tafel zusammengetragen, was die Schüler aufgeschrieben haben.
Die Schüler werden gebeten, eine Zeichnung der "Rocket" anzufertigen, so wie sie sich die Lokomotive vorstellen. Nach etwa 10 Minuten wird das Arbeitsblatt 9 verteilt und die Schüler vergleichen ihre Zeichnungen mit der Abbildung der Rocket. Ein weiterer Vorschlag wäre, mit den Schülern einen Ausschnitt aus dem Film "Verflixte Gastfreundschaft" (1923) anzuschauen, in dem ein Nachbau von Stephensons Rocket zu sehen ist: Youtube-Video.
Zur Rocket könnten sich die Schüler zum Beispiel fragen: "Warum konnte sie nur 30 Personen befördern?". (Hypothese der Schüler: "Sie ist nicht stark genug"). Man kann auch anmerken, dass die Bezeichnung "Chauffeur" (französisch für "Heizer") aus der Zeit der Rocket stammt: Der Fahrzeugfahrer oder -führer musste die Brennkammer der Lokomotive mit Kohlen beschicken.
Es wird das Arbeitsblatt 10 (Geschichte des Schienentransports in Bildern) verteilt. Die Lehrerin bittet die Schüler (die paarweise zusammenarbeiten), die wichtigsten Entwicklungsfortschritte des Schienentransports herauszufinden und die Bilder chronologisch zu ordnen. Sie können die Bilder zum Beispiel ausschneiden und in ihr Versuchsheft kleben oder sie nummerieren.
Auf dem Arbeitsblatt 10
sind abgebildet:
1. Spalte: eine Elektrolokomotive, eine Diesellokomotive, die Lokomotive
von Trevithick, die Pferdeeisenbahn (von Budweis
nach Linz);
2. Spalte: der Hochgeschwindigkeitszug Eurostar, eine Straßenbahn,
die Londoner U-Bahn, eine alte Straßenbahn.
Abb. 1: Zeitgenössische Zeichnung der Rocket von Stephenson
Diskussion
Jede Gruppe stellt ihre chronologische Anordnung der Bilder vor. Die Lehrerin kann zu jeder Lokomotive Anekdoten erzählen (siehe die historischen Erläuterungen). Sie bittet die Schüler, die Bauteile der Lokomotive zu nennen und zu erklären. Anschließend leitet sie eine Diskussion über die Frage ein, mit welchen Energiequellen die verschiedenen Lokomotiven laufen.
Zusammenfassung
Die Schlussfolgerung dieser Unterrichtsstunde kann aus einer chronologischen Anordnung von Fotografien zum Schienentransport bestehen – inklusive ihrer Bezeichnung, ihrer Entwicklung und ihrer Energieversorgung.
Abb. 2: Chronologie des Schienentransports
Historische Erläuterung zum Schienentransport
Die Erfindung der Dampfmaschine im 18. Jahrhundert, zu Beginn der industriellen Revolution in England, führte zur Entwicklung der Industrie und insbesondere zur Entwicklung des Transportwesens. Richard Trevithick baute 1804 in England die erste Lokomotive. Ab 1825 konnten, dank der Lokomotive von George Stephenson, Passagiere befördert werden.
Die erste Eisenbahnstrecke – Stockton and Darlington Railway – gab es 1825 in England. Sie verband Kohleminen bei Shildon mit Stockton und Darlington. Die Wagen wurden von einer Dampflokomotive von Stephenson gezogen.
Abb. 3: Die erste Eisenbahnfahrt von Brusselton nach Darlington mit einer Dampflokomotive von Stephenson (27. September 1825)
In Frankreich entstand die erste Eisenbahnstrecke 1827: Sie verband Saint-Étienne mit Andrézieux. Dabei handelte es sich einfach um drei Wagons, die von Pferden gezogen wurden. Einige Wochen später ging der erste Abschnitt der Pferdeeisenbahnstrecke Budweis-Linz in Betrieb. Mit der Pferdebahn wurde hauptsächlich Salz von Oberösterreich nach Böhmen transportiert. Und 1832 gab es dann auch auf dem Europäischen Kontinent die erste Dampfeisenbahn. Sie verkehrte zwischen Lyon und Saint-Étienne.
Abb. 4: Die Pferdeeisenbahn von Budweis nach Linz (Zeichnung von A. Krúzner)
Die erste deutsche Eisenbahnstrecke wurde 1835 in Bayern eröffnet. Die von fränkischen Kaufleuten finanzierte Eisenbahn fuhr stündlich die 6 Kilometer von Nürnberg nach Fürth. Meistens wurde sie von Pferden gezogen, nur zweimal täglich zog die aus Stephensons Werkstätten importierte "Adler" die bis zu neun Wagons. Ein erster "Dampfwagen", bei dem sich ein Antriebszahnrad auf einer neben der Schiene liegenden Zahnstange drehte, wurde schon 1816 von Johann Friedrich Krigar in Berlin gebaut und ausprobiert. Der Dampfwagen, der ursprünglich für die Königshütte in Oberschlesien geplant war, wurde dort allerdings nie eingesetzt.
In der folgenden Tabelle sind einige Entwicklungen des Schienentransports zusammengefasst.
Was | Jahr | Erfinder/ Konstrukteur | Technische Entwicklung |
---|---|---|---|
Elektrolokomotive | 1837 (Erfindung) 1879 (Personentransport) |
Robert Davidson Werner von Siemens |
Lokomotive mit 4 Rädern, deren Motor aus einer
Zink-Säure-Batterie gespeist wird,
Fahrgeschwindigkeit: 6 bis 7 km/h Stromzuführung über die Schienen |
Straßenbahn [1] | 1832 1852 (Schiene in Straße eingelassen) |
John Stephenson Alphonse Loubat |
Erste Pferdestraßenbahn in New York Erfindung der U-förmigen, in der Straßendecke eingelassenen Straßenbahnschienen [2] |
U-Bahn | 1863 (mit Dampf betrieben) 1890 (elektrisch betrieben) |
|
Die Metropolitan Railway löst in London Verkehrsprobleme.
Die City and South London Railway |
Diesellokomotive |
1924 1933 |
Juri Wladimirowitsch Lomonossow Bugatti-Gruppe |
Ein Dieselmotor treibt einen (elektrischen) Generator an. Erster "Schnellzug" mit einer durchschnittlichen Fahrgeschwindigkeit von ca. 120 km/h; Höchstgeschwindigkeit: 192 km/h. |
Hochgeschwindigkeitszug | 1964 | japanische Entwickler unter der Leitung von Hideo Shima und Shinji Sogō | Auf Schienen hält bis heute mit 574,8 km/h der
TGV den Geschwindigkeitsrekord. Im April 2015 fuhr die japanische Magnetschwebebahn Maglev 603 km/h. |
Abb. 5: Die 1879 von Werner von Siemens gebaute Elektrolok (auf der Berliner Gewerbeausstellung in Moabit, 1879)
Abb. 6: Die erste elektrische Straßenbahn verkehrte ab 1881 in Berlin-Lichterfelde (Quelle: Siemens).
Abb. 7: Die erste elektrische U-Bahn war die City and South London Railway in London (Quelle: Illustrated London News, 1890).
Abb. 8: Die erste Diesellokomotive – die von Juri Wladimirowitsch Lomonossow gebaute Eel2 (Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain)
Abb. 9: Ein Shinkansen der Baureihe 0 (erster japanischer Hochgeschwindigkeitszug, Foto: DAFJ, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)
Es sind heutzutage vier Lokomotivtypen in Betrieb:
- die Elektrolokomotive (in Europa die häufigste);
- die Hybrid- oder Zweikraftlokomotive, die sowohl mit Dieselkraftstoff als auch mit Strom betrieben werden kann;
- die Diesel-Elektrolokomotive, bei der ein Dieselmotor den Generator antreibt, der den Elektromotor der Lokomotive speist;
- die Diesellokomotive: Nach wie vor laufen eine ganze Reihe von Diesellokomotiven auf kleineren, nicht elektrifizierten Strecken.
Fußnoten
1: Die Straßenbahn ist ein öffentliches innerstädtisches oder zwischenstädtisches Verkehrsmittel auf ebenen (leicht zum Inneren der Fahrbahn hin geneigten) Schienen. Sie läuft auf eigener Fahrbahn oder auf in der Straße eingelassenen Rillenschienen.
2: Die erste Pferdestraßenbahn gab es zwar bereits 1832 in New York, sie war allerdings wegen der auf der Straße verlegten Schienen sehr unfallträchtig.
Letzte Aktualisierung: 23.9.2024