Unterrichtsstunde 10: Was ich tun kann
Autoren: | |
Publikation: | 5.3.2009 |
Lernstufe: | 3 |
Ziele: |
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Angestrebte Kenntnisse: |
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Dauer: | 1 Stunde 30 Minuten |
Material: |
Für die ganze Klasse:
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Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Diese Unterrichtsstunde ist besonders geeignet, die Familien mit einzubeziehen. Sie soll die Schüler und Schülerinnen zu Akteuren in Sachen Klimaschutz machen.
Ein paar Tage vorher
Abb. 1: Die Zeichnung des Arbeitsblattes 18
Ein paar Tage vor dieser Unterrichtsstunde gibt die Lehrerin jedem Schüler eine Fotokopie des Arbeitsblattes 18. Darin sind Situationen des Alltagslebens dargestellt. Einige zeugen von einem mangelnden Umweltbewusstsein: ein leeres Zimmer, in dem der Fernseher läuft; ein Auto, das mit nur einer Person besetzt ist; eine überheizte Wohnung; eine offene Kühlschranktür; Erdbeeren auf dem Küchentisch, obwohl es ganz offensichtlich Winter ist; und so weiter und so fort.
Die Schüler sollen bei sich zu Hause "auf die Jagd nach schlechten Verhaltensweisen gehen" (leere Zimmer, in denen alle Lichter brennen; laufender Fernseher, auch wenn keiner davorsitzt; eine überheizte Wohnung, in der man nur im T-Shirt herumläuft, häufiges Baden usw.). Die Lehrerin kann die Schüler ermuntern, mit den Eltern zusammenzuarbeiten. Auf diese Weise wird die Familie mit einbezogen.
Am Tag X: Recherchearbeit anhand von Unterlagen
Die Schüler haben zu Hause Verhaltensweisen in ihrem Alltag aufgespürt, die Folgen für den Treibhauseffekt haben. Die Lehrerin bittet sie nun, in kleinen Gruppen zu überlegen, wie sie und ihre Familien ihre Verhaltensweisen ändern könnten, um die eigenen Treibhausgasemissionen zu verringern.
Dabei soll es um die drei folgenden Schwerpunkte gehen:
- Wohnen
- Transportwege
- Einkaufen
An jedem Schwerpunkt arbeiten mehrere Gruppen. Das Plakat aus der Unterrichtsstunde 8, das eine erste Annäherung an die Problematik darstellte, kann hier wieder zum Einsatz kommen.
Wissenschaftliche Anmerkungen
Die Schüler bringen den Stromverbrauch nicht immer mit dem Ausstoß von Treibhausgasen in Verbindung.
Strom wird aus unterschiedlichen Primärenergien erzeugt. 2021 wurden in Deutschland 44,1 % des Stroms aus fossilen Brennstoffen (Kohle, Öl, Erdgas) erzeugt, 11,8% aus Kernenergie, 19,3% aus Windkraft, 3,2% aus Wasserkraft, 7,6% aus Biomasse, 8,5% aus Fotovoltaik und 5,5% aus anderen Quellen (Müllverbrennung, ...) (Quelle: Statistisches Bundesamt).
In Österreich werden 60,4% des Stroms durch Wasserkraft erzeugt (= sehr geringe Treibhausgasemissionen), 19,2% durch Verbrennung fossiler Brennstoffe, 7,3% durch Verbrennung biogener und sonstiger Brennstoffe und 13,0% durch eneuerbare Energie (Wind, Solarenergie) (Daten für 2021, Quelle: E-Control-Statistikbericht). Diese Zahlen sind Angaben für den in Österreich produzierten Strom. Da fast 20% des Stroms exportiert und etwas über ein Viertel importiert wird, sehen die Zahlen für den im Land verbrauchten Strom etwas anders aus (Stand 2021).
In der Schweiz werden 61,5% des Stroms durch Wasserkraft, 28,9% durch Kernenergie, 6,0% durch diverse erneuerbare Energien, und 3,6% durch andere Energieträger erzeugt (Daten für 2021, Quelle: Bundesamt für Energie, schweizerische Elektrizitätsstatistik 2021).
Die genannten Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen und sagen noch nichts über den Anteil der Energieträger am Stromverbrauch aus. Dazu sind wegen des florierenden Stromhandels in Europa kaum verlässliche Zahlen zu bekommen.
In der Grundschule ist es nicht unbedingt sinnvoll, auf die Details der Stromerzeugung und des Stromverbrauchs einzugehen. Die zentrale Botchaft sollte sein: "Lasst uns Energie sparen, um weniger CO2 auszustoßen!"
Gemeinsame Besprechung
Jede Gruppe schreibt ihre Vorschläge auf ein Plakat, das anschließend an der Tafel vorgestellt wird (Gruppen, die zum gleichen Thema gearbeitet haben, kommen zusammen zur Tafel und stellen ihre Arbeit abwechselnd vor). Die Klasse fasst die infrage kommenden Verhaltensweisen zusammen. Diese sind sehr unterschiedlich und sicherlich alle von Nutzen (nicht nur für den Klimaschutz!): Hier ein paar (alles andere als ausschließliche) Beispiele:
Zu Hause:
- Die Wohnung weniger heizen: 19°C sind vollkommen ausreichend.
- Im Winter auch im Haus einen Pullover tragen, man muss nicht im T-Shirt herumlaufen.
- Im Winter abends die Fensterläden (falls vorhanden) schließen und die Vorhänge vorziehen, damit die Wärme nachts in den Zimmern bleibt.
- Im Winter die Fenster nicht auf Kipp oder gar ganz offen stehen lassen, sondern nur kurzzeitig lüften (Stoßlüftung).
- Geräte vollständig ausschalten, wenn man sie nicht benutzt (Licht, Computer, Drucker, Radio oder Musikanlage). Nicht nur auf Standby schalten.
- Nicht so viel Zeit vor Bildschirmen verbringen (Fernseher, Spielkonsole, Rechner).
- Lieber duschen als baden.
In der Schule
- Im Klassenzimmer (wie zu Hause auch) muss die Heizung nicht konstant voll aufgedreht sein.
- Das Klassenzimmer sollte zwar regelmäßig, aber jeweils nur durch kurzzeitiges Öffnen der Fenster gelüftet werden (Stoßlüften).
- Es sollte darauf geachtet werden, dass sowohl die Tür des Klassenzimmers als auch die Ausgangstüren der Schule nicht unnötig offenstehen – in den Gängen der Schule ist es meist kälter als in den Klassenzimmern.
Unterwegs
- Bei kurzen Wegen nicht das Auto benutzen, sondern zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren.
- Öffentliche Verkehrsmittel benutzen.
- Die Bahn dem Flugzeug oder Auto vorziehen.
Einkaufen
- Vorzugsweise Obst und Gemüse der Saison kaufen.
- Erzeugnisse aus der Umgebung vorziehen.
- Tiefkühlkost und Fertiggerichte vermeiden.
Entwurf einer Charta
Das persönliche Engagement jedes Einzelnen für den Klimaschutz ist wichtig, aber es ist noch wirkungsvoller, wenn das auch mitgeteilt, erklärt und von anderen geteilt wird. Die Lehrerin fragt: "Was können wir tun, damit die in unserer Klasse durchgeführte Arbeit auch anderen Klassen nützt?"
Wenn der Gedanke einer Charta nicht von selbst zur Sprache kommt, bringt die Lehrerin ihn auf. Zunächst machen sich die Lehrerin und die Schüler Gedanken über eine mögliche Darstellung. "Für wen ist die Charta bestimmt? Was sind die Ziele? Wie wird sie unter Schulklassen, Eltern usw. verbreitet? Wie soll die Charta vorgestellt werden? Wie sollen die verschiedenen Punkte formuliert werden?"
Die Charta wird gemeinsam formuliert, entweder auf einem Plakat oder am Computer. Dann wird sie illustriert und vervielfältigt, so dass jeder Schüler der Klasse ein Exemplar hat.
Anschließend entwirft die Klasse einen "Verbreitungsplan". Die Schüler sollen ihre Charta einer möglichst großen Anzahl von Menschen zur Kenntnis bringen. Sie können dazu die Hilfe weiterer Personen in Anspruch nehmen: Eltern, andere Lehrer und Schüler der Schule, Lokalpolitiker, Leiter von Freizeitzentren, lokale Presse, Vereine usw.
Abb. 2: Charta des umweltbewussten Erdbewohners [1]
(Zum Vergrößern auf das Bild klicken)
Mögliche Fortsetzungen
Die Charta kann der erste Schritt einer großen Kampagne sein, zu der zum Beispiel auch eine Ausstellung in der Schule gehören könnte oder Aufklärungsaktionen im Umfeld der Schüler: auf dem Markt oder vor dem Supermarkt (siehe dazu auch die mögliche Fortsetzung der Unterrichtsstunde 9), vor den Wohnhäusern in der Nähe der Schule, im Rathaus, usw.
Die Schüler können eine Recherche über internationale Abkommen zum Klimawandel durchführen – über bereits ratifizierte und über in Vorbereitung befindliche Abkommen.
Literaturquelle und Broschüre zum Klimaschutz für Schüler
- Stromsparen: weniger Kosten, weniger Kraftwerke, weniger CO2 (Publikation des Umweltbundesamtes)
- Zu viel Wurst ist Käse! – Wie du mit Köpfchen die Welt retten kannst (Schüleruni Nachhaltigkeit + Klimaschutz, Freie Universität Berlin)
Fußnote
1: Compayré-Grundschule in Meaux, Frankreich (angepasst)
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023