8.2: Die zunehmende Ausdehnung der Städte
Autoren: | |
Publikation: | 5.3.2015 |
Lernstufen: | 2, 3 |
Übersicht: | Anhand zweier Karten der Stadt Freiburg (1898 und heute) erkennen die Schüler, dass die Stadt zu Lasten von Naturflächen und landwirtschaftlich genutzter Flächen gewachsen ist. |
Angestrebte Kenntnisse: | Zersiedelung führt zum Verlust von land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen und zu längeren Fahrzeiten zur Arbeit/zur Schule. |
Wortschatz: | Zersiedelung, Zerstückelung der Habitate |
Dauer: | 45 Minuten |
Material: | |
Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Untersuchung anhand von Unterlagen (in Zweiergruppen)
Die Lehrerin verteilt das Arbeitsblatt 25 (Entwicklung der Stadt Freiburg). Auf dem Arbeitsblatt sind zwei Karten der Stadt Freiburg im Breisgau abgebildet, die eine stammt aus dem Jahr 1898, die zweite von heute. Die Lehrerin fragt: "Wie hat sich die Stadt in etwa 120 Jahren entwickelt? Wie können wir die Veränderungen deutlich erkennbar darstellen?". Die Schüler schlagen zum Beispiel vor, die Grenzen der bebauten Flächen auf beiden Karten jeweils auf ein Blatt Transparentpapier oder eine Overhead-Folie zu übertragen und die beiden Blätter bzw. Folien dann übereinanderzulegen. Oder auch, Naturflächen und bebaute Stadtflächen unterschiedlich auszumalen und zum Vergleich in einem darübergelegten oder -gezeichneten Raster Flächenquadrate auszuzählen.
- Ein Quadrat wird als urbanisiert betrachtet, wenn es zu mindestens 50% "bebaut" (grau) ist.
- Falls zwei nebeneinanderliegende Quadrate nur teilweise bebaut sind, aber die bebauten Flächen zusammengenommen über die Hälfte eines Quadrats ausmachen, kann man eins der beiden als "bebaut" zählen und kennzeichnen, das andere als "unbebaut".
Anmerkung: Falls Computer und Internet zur Verfügung stehen, können die Schüler die Untersuchung auch auf die eigene, ländliche oder städtische Umgebung ausdehnen und das aktuelle Verhältnis von Siedlungs- und Industrieflächen zu Naturflächen und landwirtschaftlich nutzbaren Flächen bestimmen. Dazu können Sie entweder Google Maps oder OpenStreetMap verwenden. In beiden Fällen lässt sich anhand des eingeblendeten Maßstabs ein Quadratraster über die Karte legen.
Abb. 1: Schüler bestimmen den Urbanisierungsgrad einer Stadt [1]. Links: Ein Schüler hat die Umrisse der Stadt (früher und heute) auf Transparentpapier übertragen. Rechts: Schüler malen die nicht bebauten Flächen am Stadtrand aus.
Gemeinsame Erörterung
Welche Methode auch immer zur Bestimmung der bebauten Flächen verwendet wird, die Schüler werden feststellen, dass die bebaute Fläche der Stadt Freiburg heute fast 20 Mal größer ist als 1898. Das ist natürlich nur eine grobe Schätzung.
Im Jahr 1898 | heute | |
---|---|---|
Bebaute Fläche | 5,5 Quadrate | 103 Quadrate |
Bebaute Fläche in km2 (1 Quadrat = 0,36 km2) |
2 km2 | 37 km2 |
Entwicklung über 120 Jahre | Die bebaute Fläche ist heute fast 20 Mal so groß. |
Tab. 1: "Auszählung" der bebauten Fläche 1898 und heute. Dass für die bebaute Fläche heute ca. 37 km2 herauskommt, würde bedeuten, dass Freiburg etwa zu einem Viertel bebaut ist (Fläche der Stadt Freiburg: 153 km2). Schaut man sich die Stadtgrenzen an, kommt das in etwa hin.
Die Lehrerin kann noch hinzufügen, dass – laut Erfassung der Landbedeckung und Landnutzung in Europa – die künstlichen Oberflächen in allen europäischen Ländern wachsen [2]. In Deutschland zum Beispiel haben künstliche Flächen zwischen 2000 und 2006 um 6256 km2 (3,4 %) zugenommen [2]; das ist etwa sieben Mal die Fläche von Berlin bzw. zweieinhalb Mal die Fläche des Saarlandes. Die Lehrerin regt damit eine Diskussion an über die Notwendigkeit, rund um die Städte Flächen zu erhalten, allein schon für die Versorgung der Stadt (mit Nahrungsmitteln, Wasser und Energie).
Zum Schluss stellt die Lehrerin die Frage: "Warum dehnt sich die Stadt aus?". Die Antwort ist nicht einfach, es gibt viele Gründe: das Bevölkerungswachstum, die Mieten im Stadtzentrum, die Verkehrsentwicklung (Stadtrandbewohner kommen heutzutage in der Regel sehr schnell ins Stadtzentrum, sei es mit dem Auto oder mit der Bahn), der Drang zum Eigenheim, und so weiter und so fort. Aber die Stadtentwicklung hat Folgen für Mensch und Umgebung (Versorgung, Fahrzeiten, Energieverbrauch).
Zusammenfassung
Die Klasse formuliert gemeinsam eine Schlussfolgerung.
Beispiel: Zersiedelung und Urbanisierung führen zum Verlust von land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen sowie zu längeren täglichen Fahrzeiten (zur Arbeit/zur Schule, zum Einkaufen). Längere Fahrzeiten bedeuten aber einen höheren Energieverbrauch.
Fußnoten
1: Abb. 1: 5. Klasse von Cécile Perrin (Le Kremlin-Bicêtre)
2: Umweltbundesamt: Veränderung der Landbedeckung und Landnutzung in Europa.
Letzte Aktualisierung: 14.10.2024