8.1: Beeinflusst der Personen- und Güterverkehr die Ökosysteme?
Autoren: | |
Publikation: | 5.3.2015 |
Lernstufen: | 2, 3 |
Übersicht: | Die Schüler äußern ihre Vorstellungen vom Einfluss des Personen- und Güterverkehrs auf die Umwelt. Sie dokumentieren die Eingriffe in die Ökosysteme anhand von Bildern und überlegen, wie der Zerstückelung der Lebensräume Einhalt geboten werden kann. |
Angestrebte Kenntnisse: |
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Wortschatz: | Biodiversität, Ökosystem, Zerstückelung der Habitate |
Dauer: | 1 Stunde 20 Minuten |
Material: | |
Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Ausgangsfrage
Die Lehrerin beginnt die Unterrichtsstunde mit der Frage: "Welche Auswirkungen hat der Personen- und Güterverkehr auf Lebewesen?". Die Schüler beantworten die Frage jeder für sich in ihrem Versuchsheft.
Gemeinsame Erörterung
Die Antworten werden gesammelt und diskutiert. Eventuell muss an dieser Stelle auf die Definition des Begriffs "Ökosystem" eingegangen werden: "Ein Ökosystem ist die Gesamtheit der Lebewesen einer bestimmten Umgebung; die Umgebung und die Lebewesen wechselwirken miteinander". Auch weitere Begriffe wie Biodiversität, Umwelt, natürliche Umgebung, Habitat sollten den Schülern klar sein. Siehe dazu: "Biodiversität macht Schule! – wissenschaftliche Hintergründe".
Die Lehrerin verteilt das Arbeitsblatt 23 (Auswirkungen des Verkehrs auf die Ökosysteme) und projiziert, wenn möglich, eine bunte Version des Arbeitsblattes an eine Wand (Leinwand). Die Schüler vervollständigen ihre Antworten zur Frage nach den Auswirkungen des Verkehrs auf Lebewesen. Die Lehrerin achtet dabei auf passende Wortwahl.
Beispiel für eine Liste der Auswirkungen:
- Zerstückelung und Zerstörung von Habitaten, Entstehung von Habitatinseln
- Flächenverbrauch (bebaute und asphaltierte Flächen anstelle naturbelassener Flächen)
- Abfallentsorgung
- Ressourcenentnahme (zum Beispiel Ölförderung)
- Gewässerausbau und Entwässerung
- Tod durch Verkehrsunfälle (Menschen und Tiere)
- Einführung invasiver Arten aus anderen Ländern/Kontinenten [1]
- Luft- und Wasserverschmutzung
Literaturrecherche (Gruppenarbeit)
Die Lehrerin fragt jetzt: "Was meint ihr, zerteilen nur die Eisenbahnlinien die Habitate?". Die Lehrerin schreibt die Antworten der Schüler an die Tafel. Anschließend verteilt sie das Arbeitsblatt 24 (Zerstückelung der Habitate). Auf diesem Arbeitsblatt sieht man eine Karte des Schwarzwaldes, dem größten zusammenhängenden Mittelgebirge Deutschlands. Es sind die verschiedenen Verkehrsachsen eingezeichnet: Eisenbahnlinien sowie Autobahnen und Hauptstraßen (Nebenstraßen sind nicht hervorgehoben, aber im Hintergrund zu erkennen). Die Klasse diskutiert über die Probleme, die von den Verkehrswegen und der damit einhergehenden Zerstückelung der Habitate herrühren: Isolation von Individuen, Verminderung der genetischen Vielfalt (verringerte Fortpflanzung), überfahrenen Tiere, ... [2]
Auch hier kann die Lehrerin das (bunte) Arbeitsblatt wieder an eine Wand (Leinwand) projizieren. Das ist dann besonders sinnvoll, wenn die Fotokopien schwarz-weiß sind.
Die Schüler überlegen in Vierergruppen, wie man Straßenüberquerungsmöglichkeiten für Tiere schaffen könnte:
- Bäume auf beiden Seiten einer Verkehrsader. So werden die Vögel gezwungen, Straße oder Schienen in höherer Höhe zu überfliegen. Nachteil: Bei Sturm können die Bäume auf die Straße oder die Gleise fallen. Als Überflughilfe werden an manchen Stellen auch hohe Wälle auf beiden Straßenseiten gebaut.
- Krötentunnel, Wildunterführung, Eichhörnchenbrücke, Grünbrücken, Stege, Talbrücken, Wildschutzzäune, Umgehungsstraßen, ...
- Es gibt weitere Einrichtungen wie zum Beispiel Wildwarngeräte, die Tiere nachts davon abhalten sollen, die Straße zu überqueren (rote oder blaue Reflektoren an den Leitpfosten am Straßenrand – sie reflektieren das Scheinwerferlicht der Autos, manche geben sogar einen Warnton ab; oder am Auto angebrachte Ultraschall-Wildwarner).
Abb. 1: Grünbrücke bei Böblingen
(Foto: Klaus Föhl, Quelle:
Wikimedia Commons,
CC BY-SA 3.0)
Abb. 2: Krötenbrücke mit Leitblechen
(Foto: Christian Fischer, Quelle:
Wikimedia Commons,
CC BY-SA 3.0)
Gemeinsame Erörterung
Die einzelnen Gruppen stellen der Klasse ihre Vorschläge vor. Die Vorschläge werden hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit sowie ihrer Vor- und Nachteile diskutiert.
Manchen Schülern stellt sich im Laufe dieser Unterrichtsstunde vielleicht die Frage, weshalb die Menschen überhaupt die Natur schützen sollten, oder gar einzelne Tierarten – "wo wir sie doch schließlich essen". Solche Reaktionen sind ein guter Anlass, allgemeiner über die Stellung der Menschen in der Natur, über ökologische Gleichgewichte, Nahrungsketten und Artenvielfalt zu diskutieren.
Abb. 3: Auswirkungen des Verkehrs auf die Ökosysteme – Schülernotizen [3]
Zusammenfassung
Die Klasse formuliert gemeinsam eine Schlussfolgerung.
Beispiel: Der Personen- und Güterverkehr hat vielfältige Auswirkungen auf die Ökosysteme. Insbesondere werden die Habitate der Lebewesen zerstückelt. Um der Zerstückelung entgegenzuwirken, kann man für die Tiere Querungshilfen bauen wie zum Beispiel Krötentunnel oder Grünbrücken.
Fußnoten
1: Beispiele: Der Halsbandsittich ist ursprünglich eine tropische Art, lebt heute aber auch in Europa; die Rotwangen-Schmuckschildkröte stammt ursprünglich aus Nordamerika, kam als Haustier nach Europa und verdrängt nun die heimische Sumpfschildkröte (siehe das Arbeitsblatt aus dem Unterrichtsmodul "Biodiversität macht Schule!": Eine invasive Art: die Rotwangen-Schmuckschildkröte).
2: Quellen für den Text unten auf dem Arbeitsblatt 24 (Zerstückelung der Habitate):
3: Abb. 1: 5. Klasse von Cécile Perrin (Le Kremlin-Bicêtre)
Letzte Aktualisierung: 23.9.2024