Unterrichtsstunde 5.3: Was ist ein ökologisches Viertel?
Autoren: | |
Publikation: | 12.4.2011 |
Lernstufe: | 3 |
Ziele: |
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Angestrebte Kenntnisse: |
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Schwerpunkt: | Geographie |
Wortschatz: | Öko-Viertel, Lebensweise, Wohnumgebung, Infrastruktur, Zusammenleben |
Dauer: | 1 Stunde |
Material: |
Für die ganze Klasse:
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Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Einstiegsfrage
Der Lehrer fragt die Schüler nach den Bedürfnissen der Frauen, Männer und Kinder in einer Stadt bzw. einem Stadtviertel. Diesmal geht es nicht um das Haus oder die Wohnung, sondern um die Wohnumgebung.
Was brauchen die Bewohner einer Stadt?
Alle Antworten werden an die Tafel geschrieben und gemeinsam erörtert. Der Lehrer achtet darauf, dass jede Idee diskutiert wird: "Ist das tatsächlich ein Bedürfnis?" Die Bedürfnisse der Bewohner einer Stadt sind sehr vielfältig. Die Schüler haben zahlreiche Antworten, die sie nach folgenden Gesichtspunkten gliedern:
- wohnen
- sich mit Nahrungsmitteln versorgen
- arbeiten
- sich bilden
- sich vergnügen, ...
Abb. 1: Wichtige Einrichtungen in einem Viertel (3. und 4. Klasse von Francis Bachelet, Rosheim, Frankreich)
Wenn die Liste abgeschlossen ist, wird gemeinsam über die Infrastruktur diskutiert, die erforderlich ist, um die verschiedenen Bedürfnisse abzudecken: Wohnungen, Büros, Schulen, Läden, Grünflächen, Freizeiteinrichtungen, ... und nicht zu vergessen: die Transportmöglichkeiten, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Der Lehrer verteilt jeweils eine Kopie des Arbeitsblattes 17 an die Zweiergruppen. Das Arbeitsblatt stellt das Vauban-Viertel in Freiburg vor.
Pädagogische Anmerkung
Das Vauban-Viertel ist ein berühmtes Öko-Viertel. Man sollte es nicht gleich als solches bezeichnen. Die Schüler können den Begriff Öko-Viertel definieren, indem sie das Öko-Viertel zum Beispiel mit dem eigenen Stadtviertel vergleichen.
Literaturrecherche
Die Aufgabe besteht darin, für jedes Foto des Arbeitsblattes zu erklären, worin das Vauban-Viertel in Freiburg dem eigenen ähnelt und wodurch es sich von ihm unterscheidet.
Wissenschaftliche Anmerkung: das Vauban-Viertel in Freiburg im Breisgau
Das 2006 fertiggestellte Viertel verdankt seine Entstehung dem Willen, aufgegebene und von Hausbesetzern bewohnte Kasernen nicht abzureißen, sondern instandzusetzen. Es liegt 3 km vom Stadtzentrum entfernt, erstreckt sich über 38 ha und beherbergt mehr als 5000 Personen in 2000 Wohnungen. Es unterscheidet sich in einigem von einem klassischen Stadtviertel:
Von den ersten Etappen der Planung und des Baus bis heute beteiligten und beteiligen sich Bürgerinnen und Bürger der verschiedensten Gruppen und Vereinigungen. Das Vereinsleben im Viertel ist sehr vielfältig und das Zusammenleben ausgesprochen gutnachbarlich.
Die Biotope wurden geschützt: Ein Bach durchquert das Viertel und wird von größeren bewaldeten Flächen umsäumt.
Es gibt eine Vielfalt der Berufe, der Dienstleistungen und der Wohnformen: In einem 6 ha großen Gewerbegebiet gehen 600 Menschen ihrer Arbeit nach. Das Viertel hat u. a. eine Schule, einen Kindergarten, eine Kirche, Geschäfte, einen Markt, ein Gemeindehaus und ein soziokulturelles Zentrum.
Man bewegt sich im Viertel vorzugsweise auf "sanfte" Weise (zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit der Straßenbahn). Fußgänger und Radfahrer haben hier Vorfahrt. Das Auto spielt kaum eine Rolle, Parkplätze liegen außerhalb des Viertels. So können Kinder ungefährdet auf der Straße spielen.
Die Bewohner kommen mit wenig Trinkwasser aus: Aufgefangenes Regenwasser dient zur Toilettenspülung, zum Gießen und zum Wäschewaschen. Statt Asphalt wurde ein durchlässiger Bodenbelag verwendet, so dass Regenwasser versickern kann.
Die Wohnungen sind umweltfreundlich, was Wärmedämmung, Ausrichtung und Baumaterialien angeht. Es gibt Sonnenkollektoren für Warmwasser und Fotovoltaikanlagen (das Vauban-Viertel zählt zu den größten "Sonnenenergie-Vierteln" Europas) sowie begrünte Dächer.
Gemeinsame Erörterung
Der Lehrer sammelt die Arbeiten der Zweiergruppen ein und fordert ein paar Schüler auf, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Freiburger Vauban-Viertels und des eigenen Viertels zu nennen. Es wird eingegangen auf Gebäude, Baumaterialien, Energie, Mobilität und Verkehr, soziale Bindungen oder auch die biologische Vielfalt.
Der Lehrer betont, dass das Vauban-Viertel ein tatsächlich existierendes Stadtviertel der Stadt Freiburg ist. Es ist ein Öko-Viertel, das heißt: Es genügt den meisten Bedürfnissen seiner Bewohner und ist trotzdem umweltfreundlich. Überdies lebt es sich dort sehr gut.
Abb. 2: Die Aufgabe aus Arbeitsblatt 17
Zusammenfassung
Die Zusammenfassung der Klasse wird in die Arbeitshefte und auf das Poster geschrieben. Zum Beispiel:
"Der Einsatz "guter" Baumaterialien und ein niedriger Energieverbrauch machen noch keine umweltfreundliche Umgebung aus. Man muss auch beim Städtebau umdenken. Wichtig ist eine ausgewogene Mischung von Wohnbauten, Dienstleistungs- und Freizeiteinrichtungen. Zur Fortbewegung sollte man Transportmöglichkeiten bevorzugen, die die Umwelt nicht belasten."
Hausarbeit (für die Eltern!)
Die Schüler bitten ihre Eltern, ihnen eine Zeichnung der täglichen Wegstrecken anzufertigen, mit Angabe der benutzten Transportmittel (Auto, öffentliche Transportmittel, Fahrrad, zu Fuß). Auch die Transportzeiten sollen sie vermerken. In der Klasse kann dann über Bevölkerungsdichte, Stadtausdehnung, öffentliche Transportmittel, Gebrauch des Autos usw. gearbeitet werden.
Abb. 3: Die täglichen Wege – ein Beispiel aus Berlin: Anna wohnt mitten in Berlin. Sie arbeitet an der Freien Universität Berlin (kurz: FU Berlin). Auf dem Weg zur Arbeit begleitet sie ihre Tochter zur Schule. Beide fahren mit dem Fahrrad. Anna stellt ihr Fahrrad am Hansaplatz ab, von wo aus sie mit der U-Bahn in den Süden Berlins fährt. Nachmittags werden alle Wege mit dem Fahrrad erledigt, ob es zum Sportverein geht, zum Supermarkt oder zum Bioladen. Ein Auto besitzt die vierköpfige Familie nicht – das braucht man nicht, wenn man mitten in Berlin wohnt.
Abb. 4: Die täglichen Wege – ein Beispiel aus dem Pariser Raum: Myriam wohnt in Villenoy, einer kleinen Gemeinde östlich von Paris. Sie arbeitet in Livry-Gargan und einmal in der Woche in Montrouge, am südlichen Rand von Paris. Sie bringt ihre Kinder nach Meaux zum Sport und erledigt gleichzeitig ihre Einkäufe in Nanteuil. Alles mit dem Auto, weil es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Nur nach Montrouge kommt sie – einmal quer durch Paris – mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023