Unterrichtsstunde 2: Biodiversität der Individuen, der Arten und der Habitate
Autoren: | |
Publikation: | 23.10.2012 |
Lernstufe: | 3 |
Übersicht: |
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Ziele: |
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Angestrebte Kenntnisse: |
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Wortschatz: | Biodiversität, Lebewesen, Art, Habitat, ordnen, sortieren |
Dauer: | 1h 10min |
Material: |
Für jede Schülergruppe:
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Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Eingangsfrage: Die Welt der Lebewesen
Die Schüler werden aufgefordert, sich an die Begriffe der ersten Unterrichtsstunde zu erinnern und die Definitionen für "Lebewesen" und "Biodiversität" nachzulesen. Sie sollen nun versuchen, das Gelernte zu erweitern und werden zu diesem Zweck ein "Sortierspiel" spielen.
Aktivität 1: Die Vielfalt der Lebewesen in Schachteln gepackt
Die Klasse wird in Arbeitsgruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhält ungefähr zehn Klarsichthüllen, Papierschilder und ein Satz Fotos von Lebewesen (Bildtafeln 1, 2, 3, 4). Die Schüler schneiden geschwind die Einzelbilder der Bildtafeln aus und legen sie offen, aber ungeordnet, vor sich hin: Clownfische, Goldfische, Goldbaumsteiger, Grasfrösche, Kornblumen, Gänseblümchen und Menschen.
Es folgt die Aufforderung: "Seht euch die Fotos genau an. Legt anschließend die Fotos der Lebewesen, die ähnlich aussehen, auf einen Haufen und steckt diesen jeweils in eine der Klarsichthüllen. Schreibt den Grund für die beobachtete Ähnlichkeit auf ein Schild und schiebt es zu den Bildern in die Klarsichthülle".
Abb. 1: Kinder beim Sortieren von Tier- und Pflanzenbildern
Pädagogische und praktische Anmerkungen
- An Stelle der Klarsichthüllen können auch Schachteln oder Teller verwendet werden.
- Die Einzelbilder erscheinen auf den Bildtafeln in bunter Mischung, so dass die Schülergruppen unbeeinflusst an die Arbeit gehen können.
- Die Einzelbilder müssen, zwecks Erkennbarkeit der Unterschiede der Individuen, unbedingt farbig ausgedruckt sein.
- Die Schüler sollten vorzugsweise in kleinen Gruppen arbeiten (zu viert oder fünft).
- Will man die Kinder hinsichtlich der Anzahl der hier zu findenden Gruppen von Lebewesen nicht beeinflussen, kann man ihnen einen Stapel Klarsichthüllen hinlegen und sie auffordern, nur so viele zu nehmen, wie sie zu brauchen meinen.
Sollen bereits Drittklässler diese Unterrichtseinheit bearbeiten, oder möchte der Lehrer die Aktivität einfacher gestalten, kann die Zahl der Bilder verkleinert werden. Man nimmt dann zum Beispiel ausschließlich die Fotos von Kornblumen, Grasfröschen und Menschen.
Übersicht Bildtafeln 1 bis 4: Bildreihen von Tieren und Pflanzen
Zu den nachfolgenden Abbildungen der Bildtafeln 1, 2, 3, 4: In den Bildlegenden sind auch die wissenschaftlichen Bezeichnungen der Arten angegeben, sie sollten aber in der Klasse nicht unbedingt erwähnt werden.
Abb. 2: Clownfische (Amphiprion ocellaris) [Bildnachweise]
Abb. 3: Goldfische (Carassius auratus) [Bildnachweise]
Abb. 4: Goldbaumsteiger (Dendrobates auratus) [Bildnachweise]
Abb. 5: Grasfrösche (Rana temporaria) [Bildnachweise]
Abb. 6: Kornblumen (Centaurea cyanus) [Bildnachweise]
Abb. 7: Gänseblümchen (Bellis perennis) [Bildnachweise]
Abb. 8: Menschen (Homo sapiens) [Bildnachweise]
Gemeinsame Erörterung
Nach einer Viertelstunde zeigt jede Gruppe, wie viele Klarsichthüllen gefüllt wurden und was sich darin befindet. In jeder Gruppe wird ein Sprecher ernannt, der erklärt, welche Indizien zur Klassifizierung benutzt wurden. Jedes Kriterium wird gemeinsam erörtert. Die Begründungen sind unterschiedlich: "Weil sie Flossen haben". "Weil das Clownfische sind". Notfalls kann der Lehrer fragen "Was haben ihre Körper gemeinsam, was ist es, das euch sagen lässt, dass sie sich ähnlich sind?"
Pädagogische und praktische Anmerkung
Die Einzelbilder können auch großformatig ausgedruckt und während der Diskussionsphase mit Magneten an der Tafel befestigt werden. So kann man sie verschieben, sortieren, Kreidekreise um die gefundenen Gruppen ziehen usw.
Der Lehrer fragt nun: "Warum sind sich die Lebewesen in jeder Klarsichthülle so ähnlich? Wie kann man Individuen nennen, die auf Grund ihrer Ähnlichkeit in einer Gruppe zusammengefasst wurden?"
Die Klasse diskutiert und schlägt verschiedene Formulierungen vor: "Sie ähneln sich, weil sie zur gleichen 'Familie', zur gleichen 'Rasse', zur gleichen 'Art' gehören". Der Begriff "Art" ist oft derjenige, der am längsten auf sich warten lässt, auch wenn die Schüler ihn kennen.
Pädagogische und praktische Anmerkung
Der Begriff "Rasse" mahnt zur Vorsicht, obwohl das Wort fast immer das erste ist, das die Kinder vorschlagen, denn sie kennen Hunde- und Katzenrassen (in denen die Individuen sich einander mehr gleichen als den Individuen der anderen Rassen).
Als Hilfe für den Lehrer in der Vorbereitung auf diese Frage sei auf die Erörterung der Begriffe "Art" und "Rasse" in den wissenschaftlichen Hintergründen zu diesem Modul verwiesen.
Abb. 9: Kinder beim Sortieren von Bildern
Die Fragestellung wird erweitert: "Was meint ihr, können die Individuen einer Klarsichthülle (vorausgesetzt es gibt sowohl weibliche als auch männliche Erwachsene) sich fortpflanzen ("Junge kriegen")? Und können die aus verschiedenen Klarsichthüllen das auch?" Meistens entscheiden die Schüler intuitiv, dass verschiedene Arten keine "gemischten" Nachkommen haben können. Das Nein ist meist kategorisch für Clownfisch und Mensch. Weniger sicher sind sich die Schüler bei den beiden Arten von Fröschen. Der Lehrer gibt ihnen die Antwort. Siehe dazu auch die wissenschaftlichen Hintergründe.
Er sagt den Schülern, dass jede Art ihren eigenen Namen hat und schlägt vor, dass die Klasse jeder Gruppe einen Namen gibt (jeder Klarsichthülle). Im Allgemeinen kennen die Kinder die Lebewesen und die Namen: Clownfisch, Goldfisch, Kornblume, Gänseblümchen werden in der Regel mit Leichtigkeit benannt. Bei den Goldbaumsteigern und Grasfröschen wird der Lehrer die Antwort geben.
Die Schüler sollen sich anschließend genauer ansehen, was sich in jeder einzelnen Klarsichthülle befindet: "Was seht ihr innerhalb jeder Gruppe (jeder Art)? Ihr habt diese Individuen zusammen eingeordnet, weil sie sich ähnlich sehen, aber sind sie sich ganz gleich?" Die Schüler diskutieren und kommen zu dem Schluss, dass die Individuen auch innerhalb einer Art Unterschiede aufweisen.
Eine gemeinsame Definition verfassen
Gemeinsam wird eine Definition des Begriffs "Art" formuliert und ins Arbeitsheft geschrieben.
Beispiel für eine Definition:
Die Art ist eine Gesamtheit von Individuen, die sich gleichen und sich untereinander fortpflanzen können. Infolge kleiner Unterschiede ist jedes Individuum einer Art einzigartig.
Aktivität 2: Vielfalt der Habitate und Anpassung der Lebewesen
In dieser zweiten Aktivität werden die fotokopierten Bilder der Habitate an
der Tafel angebracht
(Bildtafeln 5, 6, 7, 8 und 9).
Folgende Habitate sind abgebildet: eine Wüste, ein Korallenriff, eine
Wiese, tropischer Regenwald und arktisches Meereis. Folgende
Anweisung wird gegeben:
"Seht euch die Fotos aus verschiedenen Gegenden der Welt an. Welche
Lebensbedingungen herrschen dort (welche Temperaturen, welche
Luftfeuchtigkeit)? Sind es überall die gleichen Lebensbedingungen
oder seht ihr Unterschiede?"
Die zur Sprache kommenden Merkmale der verschiedenen Lebensräume werden an die
Tafel geschrieben (unter das jeweilige Foto) und gemeinsam diskutiert.
Abb. 10: Tafelbild
Pädagogische Anmerkung
Falls es den Schülern zunächst schwerfällt die Habitate zu beschreiben, kann man ihnen eine Liste von Wörtern vorlegen, die sie mit den jeweiligen Bildern in Verbindung bringen sollen: warm, kalt, trocken, feucht, hell, dunkel, Wasser, Luft, ...
Der Lehrer heftet Fotos eines Clownfisches, eines Goldbaumsteigers und
einer Kornblume an die Tafel; zusätzlich noch ein Foto
eines Kaktus' und das eines Eisbären
(Bildtafel 10).
Anschließend bekommen die Schüler folgenden Arbeitsauftrag:
"Versucht jetzt herauszufinden, in welcher dieser Gegenden die
einzelnen Arten wohnen. Schreibt in euer Arbeitsheft, aufgrund
welcher Indizien ihr eure Wahl getroffen habt: Welche ihrer
Merkmale versetzen diese Lebewesen in die Lage, in demjenigen "Habitat"
zu überleben, von dem ihr denkt, es sei das passende?"
Nach zehn Minuten werden die Einfälle der Schüler gemeinsam begutachtet und eine gemeinsame Definition für den Begriff "Habitat" formuliert.
Beispiel für eine Definition:
Habitat: Umgebung, in der eine Gruppe von Lebewesen leben und sich entwickeln kann. Die dort lebenden Tiere und Pflanzen haben an die Bedingungen des Habitats angepasste Merkmale (Beispiele: Der Clownfisch kann dank seiner Kiemen im Wasser atmen, der Eisbär ist durch sein dickes Fell vor Kälte geschützt, der Kaktus kann das in der Wüste so knappe Wasser speichern, ...).
Anmerkung von Sonnentaler
Das Wort "Habitat" kommt vom lateinischen Wort "habitare" (auf Französisch: habiter). Es bedeutet "wohnen, bewohnen, heimisch sein". Das Habitat ist also der Ort, an/in dem das Lebewesen "wohnt".
Der Lehrer zeigt auf die Klarsichthülle mit den Fotos von Menschen und fragt: "In welchem Habitat lebt der Mensch? Kann man sagen, er sei auch im Habitat des Clownfischs präsent? Wie das? Warum? Was hätte das für Konsequenzen?"
Übersicht Bildtafeln 5 bis 9: Habitate
Abb. 11: Verschiedene Habitate: die Wüste, das Korallenriff, die Wiese, der Regenwald und die Arktis [Bildnachweise]
Übersicht Bildtafel 10: Fotos von Lebewesen, die zu den Habitaten zugeordnet werden sollen
Abb. 12: Kornblume, Kaktus, Goldbaumsteiger, Eisbär und Clownfisch [Bildnachweise]
Gemeinsame Zusammenfassung
Die Kinder werden aufgefordert, die Begriffsdefinition für "Biodiversität" aus der ersten Stunde im Licht der neu erworbenen Kenntnisse zu ergänzen. Ein paar Minuten überlegt jeder für sich. Danach werden die Vorschläge gemeinsam erörtert und es wird versucht, sich auf eine Formulierung zu einigen.
Beispiel für eine Definition:
Die Biodiversität ist die Gesamtheit der möglichen Existenzen von Lebewesen auf unserem Planeten: Sie sind zahlreich und unterschiedlich. Die Biodiversität umfasst die Vielfalt der Lebewesen innerhalb jeder Art, die Vielfalt der Arten, die Vielfalt ihrer Habitate.
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023