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Homepage > Aktivitäten > Nachhaltigkeit > Der Ozean, mein Planet und ich! > 3: Der Ozean und der Mensch > 3.7: Die Fischerei

3.7: Die Fischerei

Autoren:
Publikation: 20.6.2017
Lernstufe: 3
Übersicht: Die Fischerei ist überall auf der Welt ein wichtiger Wirtschaftszweig. Durch Überfischung sind einige marine Arten so sehr bedroht, dass sie ausster­ben könnten. Mögliche Gegenmaßnahmen sind die Fischzucht im Meer sowie nachhaltiges Fischen.
Angestrebte Kenntnisse:
  • Der Mensch findet im Ozean Nahrung.
  • Durch Überfischung sind einige Arten bedroht, und damit auch die Men­schen, die von der Fischerei leben.
  • Die Fischzucht im Meer ist immer weiter verbreitet.
Wortschatz: Nachhaltige Fischerei, Überfischung, Biomasse, Aquakultur
Dauer: 1,5 bis 2 Stunden
Material: Für die Klasse: Für jeden Schüler:
Herkunft: La main à la pâte, Paris

Pädagogische Anmerkung

In dieser Unterrichtsstunde wird viel gerechnet. Es wird vorausgesetzt, dass die Schüler mit Proportionalität und der Umrechnung von Einheiten umgehen können (Gramm, Kilogramm, Tonnen).

Ausgangsfrage

Die Unterrichtsstunde beginnt mit einer Diskussion rund um die Frage "Was holt der Mensch alles aus dem Meer?". Die Schüler erwähnen meistens nur, dass der Mensch dem Ozean Nahrung entnimmt. Er fängt Fische, Weichtiere und Krebstiere. Er legt Salinen an, um Meersalz zu gewinnen. Er sammelt Algen als Nahrungsmittel bzw. als Grundstoff zur Herstellung von Treibstoff, Kosmetik­produkten, Medikamenten usw. Der Mensch sammelt auch Korallen, um daraus Schmuck zu machen.

Pädagogische Anmerkungen

  • Die Auswirkungen der Fischerei auf die Ökosysteme werden auch in der Unterrichtsstunde 2.6 (Die Störanfälligkeit der Ökosysteme) behandelt.
  • Die dieser Unterrichtsstunde zugrunde liegende Mathematik ist nicht ganz einfach. Verschiedene Aufgaben wie Multiplikation, Division und die Umrechnung von Einheiten sind bewusst vermischt worden. Die Lehrerin wird den Schülern wahrscheinlich Hilfestellungen geben müssen, damit diese die Aufgaben in mehreren Teilschritten lösen können.
  • Die Schüler müssen zum Teil mit sehr großen Zahlen rechnen (zum Bei­spiel 80 Milliarden Mahlzeiten). Ihnen sollten daher Taschenrechner zur Verfügung stehen, die solche großen Zahlen gut darstellen.

Literaturrecherche: Fischen, Überfischen, Aquakultur

Die Lehrerin stellt nun folgende Frage: "Die Fischbestände schrumpfen und die Fischerei-Industrie steckt in der Krise. Habt ihr eine Idee, welches die Gründe sein könnten?"

Die Lehrerin notiert die Hypothesen der Schüler an die Tafel und verteilt an­schließend das Arbeitsblatt 40 (Gedankenspiele zur Fischerei). Die Texte wer­den nacheinander vorgelesen und die Fragen gemeinsam beantwortet. Es fol­gen einige Antwortbeispiele.

A. Der Ozean, ein unendliches Reservoir an Fischen

  1. Die meisten Kabeljaue erreichen nicht das Erwachsenenalter. Viele wer­den von anderen Meeresbewohnern gefressen (Fische, Robben, Wale). Gäbe es zu viele Kabeljaue, hätten diese auch irgendwann Schwierigkei­ten, Nahrung zu finden.
  2. Theoretisch könnte ein Kabeljauweibchen – unter der Annahme, dass es 5 Millionen Eier legt und 20 Jahre geschlechtsreif ist – in seinem ganzen Leben 100 Millionen Eier legen.
  3. In Wirklichkeit erreichen nur 100 Nachkommen eines Kabeljauweibchens das Erwachsenenalter.
  4. Dies entspricht einer Biomasse von 10 Tonnen in 20 Jahren.

B. Das Elend der Fischer in Neufundland

  1. Im 17. Jahrhundert fingen die Fischer in Neufundland etwa 1000 ausge­wachsene Kabeljaue pro Saison.
  2. Unter der Annahme, dass 1968 ein ausgewachsener Fisch 100 kg wog (was angesichts der auch damals schon bestehenden Überfischung mit Sicherheit eine utopische Annahme ist), würde der Rekord von 1968 be­deuten, dass 8 Millionen Kabeljaue gefischt wurden.
  3. Hätten die Fischer die Abnahme des Kabeljaubestands vor Neufundland ernstgenommen, hätten sich die Bestände eventuell erholen können.

C. Ist die Aquakultur die Lösung?

  1. Um 800 000 Tonnen Zuchtlachs zu erzeugen, muss man sie mit 8 Millio­nen Tonnen Sardinen (oder mit anderen Fischen) füttern.
  2. 800 000 Tonnen Fischfleisch reichen für 8 Milliarden Mahlzeiten – das ist in etwa die Menge, die 10 Millionen Menschen in einem Jahr essen (wenn man annimmt, dass ein Mensch im Schnitt 100 g Fisch pro Mahlzeit isst).
  3. Wenn der Mensch direkt die Sardinen essen würde, die man für die Zucht­lachse braucht, würde das 80 Milliarden Mahlzeiten ergeben.
  4. Wollen bzw. sollen sich die Menschen weiterhin von Fisch ernähren, muss etwas geschehen: Es sollten (in Aquakultur) Fische gezüchtet wer­den, die sich vegetarisch ernähren. Außerdem sollte der Fang von frei lebenden Fischen so weit eingeschränkt werden, dass die Fisch­bestände bestehen bleiben.

Wissenschaftliche Anmerkungen

  • Kabeljauweibchen legen zwischen 2,5 Millionen Eier (5 kg schweres Weibchen) und 9 Millionen Eier (34 kg schweres Weibchen) [1]. Wer­den als Folge der Überfischung bereits jüngere Kabeljauweibchen ge­fischt, legen sie im Laufe ihres Lebens weniger Eier und der Bestand geht zurück.
  • Die hier angegebenen Zahlen spiegeln zwar die tatsächlichen Verhält­nisse wider, sie sind aber stark "vereinfacht". Man kann zum Beispiel nicht den ganzen Fisch essen, daher ist nicht seine gesamte Biomasse als Nahrung zu betrachten (man kann aus dem Fischgerippe aber zum Beispiel Klebstoff oder Tiermehl produzieren).
  • Die Aquakultur hat auch Nachteile. Neben der Problematik der Fütte­rung (mit anderen Meerestieren, die dann ihrerseits dezimiert werden) führt die hohe Anzahl der Fische, Krustentiere usw. in Aquakulturen zu einer hohen Anfälligkeit für Krankheiten. Durch die Fischzuchtindustrie gelangen große Mengen an organischen Abfällen und Arzneimittelresten in die Umwelt. Da gibt es noch großen Regulierungsbedarf.
  • Die intensive Fischerei, die unsere Entscheidungsträger im Moment noch fördern, wird nicht ewig fortbestehen können. Die Europäische Union hat bereits 2016 das Fischen mit Bodenschleppnetzen in den Tiefseeregionen des Atlantiks (ab Tiefen von 800 Metern) verboten. Wissenschaftler hatten diese Art der Fischerei zuvor scharf kritisiert, da für das Fangen einiger weniger Arten ganze Ökosysteme zerstört wer­den.

Literaturrecherche: Die Auswirkungen der Fischerei auf die Ökosysteme

Die Lehrerin fragt: "Wir haben gesehen, dass die Fischer in Neufundland wegen der Überfischung ihre Arbeitsgrundlage verloren haben. Außerdem wird der Kabeljau im Atlantik nach wie vor als "gefährdet" eingestuft. Welches sind eurer Meinung nach die Hauptunterschiede zwischen "nachhaltiger Fischerei" und "Überfischung"?

Die Schüler diskutieren. Die Lehrerin verteilt anschließend das Arbeitsblatt 41 (Überfischung versus nachhaltige Fischerei) und bringt eine große Version des Arbeitsblattes (A3 oder größer) an der Tafel an. Die Schüler ordnen die ver­schiedenen Aussagen den beiden Abbildungen zu: Das erste Bild stellt die Überfischung dar, das zweite die nachhaltige Fischerei. Die Schüler finden in den Aussagen einige ihrer eigenen Argumente wieder, sie entdecken aber be­stimmt auch neue.

Die Schüler diskutieren über die Zuordnungen. Anschließend überträgt jeder Schüler das Ergebnis in sein Exemplar des Arbeitsblattes.

Auswirkungen der Fischerei auf die Ökosysteme

Abb. 1: Auswirkungen der Fischerei auf die Ökosysteme – Lösung des Arbeits­blattes 41 (Überfischung versus nachhaltige Fischerei)

Zusammenfassung

Zum Schluss der Unterrichtsstunde formulieren die Schüler eine gemeinsame Zusammenfassung.

Beispiel für eine Zusammenfassung:

Die Fischfangtechniken haben sich stark weiterentwickelt. Der Mensch fängt heutzutage viel mehr Fische, als das Meer im gleichen Zeitraum "pro­duzieren" kann. Die Überfischung zerstört marine Ökosysteme, deren Wie­derherstellung Jahrzehnte dauert. Die Aquakultur von kleinen pflanzenfres­senden Fischen könnte eine Lösung sein, vorausgesetzt, man achtet sehr sorgfältig auf die Gesundheit der Zuchtfische sowie auf die Auswirkungen für die Umwelt.

Mögliche Erweiterungen

Es gibt zahlreiche Informationen und Ressourcen zur Fischerei, zur Problematik des Überfischens, zum MSC-Siegel usw. Eine Auswahl:


Fußnote

1: Quelle: Fischdatenbank des MNHN

Letzte Aktualisierung: 15.10.2024

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