Unterrichtsstunde 9c: Biodiversität in der Schulumgebung – Auswertung der Inventur
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Publikation: | 24.9.2012 |
Lernstufe: | 3 |
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Angestrebte Kenntnisse: |
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Wortschatz: | Inventur, Feldforschung, Erkundung, Habitat |
Dauer: | 2 Stunden oder mehr – je nachdem wie viel Zeit in das Biodiversitätsbuch gesteckt wird. |
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Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Vorbereitung der Unterrichtsstunde
Es wird empfohlen, diese Unterrichtsstunde möglichst bald nach dem Ausflug einzuplanen, am besten gleich am nächsten Tag, so dass die Schüler alles noch frisch in Erinnerung haben, und das gesammelte Material noch in gutem Zustand ist.
Vor der Stunde hat der Lehrer eine Auswahl der aufgenommenen Fotos ausgedruckt und zur Anregung der Diskussion an der Tafel befestigt. Auch die Bildtafeln "26: Verschachtelte Klassifizierung der Tiere" und "27: Verschachtelte Klassifizierung der Pflanzen und Grünalgen" sollten gut sichtbar angebracht sein.
Schließlich sollten zur Erleichterung der Auswertung alle Feldforschungsblätter fotokopiert werden, so dass jeder Gruppe ein vollständiger Satz zur Verfügung steht.
Auswertung der Inventur
Zunächst wird anhand der verschachtelten Klassifizierungen die Frage gestellt: "Erinnert ihr euch an die großen Gruppen von Tieren und Pflanzen?" Die Kinder sollten zumindest die großen Gruppen im Kopf haben – Insekten, Säugetiere, Moose, Koniferen – damit sie sie für die Auswertung parat haben.
Anschließend wird anhand der an der Tafel befestigten Fotos folgender Auftrag erteilt: "Hier sind einige der Lebewesen, die ihr am Erkundungsort gefunden habt. Zu welchen großen Gruppen von Tieren oder Pflanzen gehören sie? Wie begründet ihr eure Antworten?"
Abb. 1: Verschachtelte Klassifizierung der Tiere
Abb. 2: Verschachtelte Klassifizierung der Pflanzen und Grünalgen
Jeder schreibt ein paar Sätze als Antwort und zur Begründung seiner Klassifizierung in sein Arbeitsheft. Zum Beispiel: "Dieses Tier hat 6 Beine, also ist es ein Insekt" oder "Dieser Baum hat Zapfen mit Samen, also gehört er zu den Koniferen". Einige der Antworten werden an die Tafel geschrieben. Rasch ergibt sich ein erstes Bild der beobachteten großen Gruppen, und man kann zur Verfeinerung der Inventur übergehen und versuchen herauszufinden, wie viele Arten aus jeder Gruppe gefunden wurden.
Die Schüler werden in Arbeitsgruppen aufgeteilt. Jede Gruppe soll sich einen Bereich der Inventur vornehmen. Wurde beispielsweise eine Waldumgebung untersucht, kann man folgende Aufteilung vorschlagen:
- eine Gruppe erfasst die Gliederfüßer: Insekten, Spinnen, Krebstiere und Tausendfüßer;
- eine andere beschäftigt sich mit den Tieren, die einen weichen Körper haben: Mollusken (Weichtiere) und (Ringel-)Würmer;
- eine weitere untersucht die Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere;
- eine vierte zählt die Algen, Moose und Farne;
- eine fünfte Gruppe befasst sich mit Samenpflanzen: Koniferen und Blütenpflanzen.
Es werden die Feldforschungsblätter, die gesammelten Proben und diverse Unterlagen (Naturführer, Bestimmungsbücher, ...) verteilt.
"Schaut euch die Erfassungsbögen, die Proben und die Fotos genau an, wertet sie aus und versucht abzuschätzen, wie viele Arten der von euch bearbeiteten Tier- oder Pflanzengruppe wir bei dieser Inventur beobachtet haben. Sucht für jede dieser Arten einen geeigneten "Beleg" aus (eine Zeichnung, ein Foto oder ein Exemplar des Tieres/der Pflanze), die der Klasse gezeigt werden kann. Der Beleg kommt – wenn möglich – anschließend ins Biodiversitätsbuch. Die Namen müsst ihr nicht bestimmen, wir wollen die Arten hier nur zählen."
Pädagogische Anmerkungen
- Die Gruppen können die gleichen sein, die auch während der Feldforschung zusammengearbeitet haben. Oder man mischt die Gruppen und lässt diejenigen, die draußen Tiere beobachtet haben, nun Pflanzen zählen, und umgekehrt.
- Wenn möglich sollte die Klasse über einen Computer verfügen, damit alle aufgenommenen Fotos einsehbar sind. Wenn es keinen gibt, müssten alle Fotos ausgedruckt vorliegen.
- Eventuell muss noch einmal auf den Artbegriff eingegangen werden. Eine Definition wurde in der Unterrichtsstunde 2: "Biodiversität der Individuen, der Arten und der Habitate" erarbeitet.
- Auch sollte im Zweifelsfall darauf hingewiesen werden, dass es durchaus sein kann, dass zwei Beobachter die gleiche Art beobachtet/eingesammelt haben.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Manchmal ist es nicht ganz einfach zwei Arten voneinander zu unterscheiden. Die Vielfalt innerhalb einer Art erschwert oft die Aufgabe der Taxonomen und führt dazu, dass die Zahl der beobachteten Arten überschätzt wird. Das Umgekehrte kann allerdings auch passieren: Einige Arten sind sich so ähnlich, dass man zu Unrecht glaubt, es handele sich um die gleiche Art.
Hier soll nicht unbedingt die tatsächliche Anzahl der Arten bestimmt werden, es geht vielmehr darum, bei den Kindern den Blick für feine Unterschiede zu schärfen. Sie werden Schnecken sehen, die sich ähnlich sehen, aber verschiedene Zeichnungen aufweisen, oder an sich ähnliche Schmetterlinge, die sich aber leicht in der Farbe unterscheiden. Immer wieder werden sie mit der Frage konfrontiert sein: "Gleich oder nicht gleich?" Das wird sie dazu bringen, über die Eingrenzung einer Art nachzudenken.
Zusammenfassen der Ergebnisse
Nach ungefähr zwanzig bis dreißig Minuten (auch dies ist wieder nur als Richtwert zu betrachten) bestimmt jede Gruppe einen Sprecher, der mit Hilfe der gewählten Belege die gefundenen Arten vorstellt.
Wenn es sich um ein bekanntes Tier mit geläufigem Namen handelt, kann das Bild/das Exemplar mit dem entsprechenden Namen versehen werden. Manche Arten sind den Kindern sehr geläufig: (gefleckte) Weinbergschnecke, Eichhörnchen, Amsel, Löwenzahn, ... Der jeweilige lateinische oder wissenschaftliche Name der Tiere und Pflanzen (die binäre Nomenklatur nach Linné) kann angesprochen werden. Der Trivialname oder auch der in der Gegend verwendete Name lässt den Schülern allerdings einen größeren Freiraum für ihre Intuition und belastet sie nicht noch mit sprachlichen Schwierigkeiten.
Falls die beobachtete Art nicht geläufig ist, erhält der Beleg eine Nummer (zum Beispiel: Blütenpflanze Art 1, Art 2, Art 3, ...). Wenn der übrigen Klasse zwei "Arten" allzu ähnlich vorkommen, wird über das Für und Wider der Unterscheidung diskutiert.
Am Ende schreibt jeder Sprecher die Anzahl der in seiner Gruppe festgestellten Arten an die Tafel.
Abb. 3: Beispiel für die Anzahl der verschiedenen Arten
Unter Umständen kann die Klasse sich eine geeignete grafische Darstellung für die Ergebnisse ausdenken (Balkendiagramm, Tortendiagramm, ... ).
Die Frage "Welche Gruppe weist in unserem Habitat die größte Artenvielfalt auf?" lenkt die Aufmerksamkeit auf die große Anzahl der gezählten Gliederfüßer. Diese stellen praktisch immer die größte Gruppe dar, ganz gleich welches Habitat erkundet wurde. 80% der bekannten Lebewesen auf der Erde gehören zum Stamm der Gliederfüßer (Arthropoda).
Abb. 4: Beispiel für ein Histogramm, in dem die Anzahl der Arten aufgetragen ist.
Das Biodiversitätsbuch
Der Auswertung der Inventur wird im Biodiversitätsbuch ein neues Kapitel gewidmet. Die Klasse überlegt sich gemeinsam einen Titel. Beispiel: "Bericht von der Inventur der Biodiversität in einem Wald der gemäßigten Klimazone".
In das Kapitel kommen zum Beispiel Details zum Erkundungsort (Himmelsrichtung, Temperatur, Anzeichen menschlicher Tätigkeit), die Liste der Arten, die jede Gruppe gefunden hat, Fotos, Zeichnungen, Blätter, Federn, ...
Der Lehrer hilft bei der Strukturierung. Nach einer kurzen Beschreibung des Erkundungsortes (ergänzt durch ein paar Fotos) schreibt jede Arbeitsgruppe den Namen der von ihr inventarisierten Tier- oder Pflanzengruppe auf, zusammen mit der Anzahl der Arten. Anschließend wird für jede Art der ausgesuchte Beleg ins Buch geklebt und der Name der Art (falls sie bestimmt werden konnte) dazugeschrieben.
Pädagogische Anmerkung
Wenn der Lehrer die Unterrichtsstunde in den folgenden Schuljahren wiederholt oder eine andere Klasse eine ähnliche Arbeit durchführt, kann das Biodiversitätsbuch durch Inventuren anderer Ökosysteme (Teich, Wiese, ...) erweitert werden. Die Kinder können auf diese Weise ihre Erkundung als Teil eines Langzeitprojektes ihrer Schule betrachten.
Falls die Klasse Fotos von ihrer Feldforschung gemacht hat, könnten auch diese im Biodiversitätsbuch erscheinen – sozusagen als Making-of.
Mögliche Erweiterung: Verbreitung des Biodiversitätsbuches in der Schule
Wenn das Biodiversitätsbuch fertiggestellt ist, kann seine Verbreitung in der Schule beginnen. Die Schüler können sich einen Verbreitungsplan ausdenken, zum Beispiel – warum nicht? – auf einem Tisch eine kleine Ausstellung präsentieren (mit dem Buch, ein paar Proben, einem Fotoalbum) oder ihr Buch in der Schulbibliothek ausstellen.
Abb. 5: Auszug aus einem Biodiversitätsbuch
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023