2.7: Ausflug ans Wattenmeer
Autoren: | |
Publikation: | 29.5.2017 |
Lernstufe: | 3 |
Übersicht: | Klassen in Nordseeküstennähe können einen Ausflug ins Wattenmeer machen, um dessen Biodiversität zu erkunden. |
Angestrebte Kenntnisse: |
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Wortschatz: | Inventur, Wattenmeer, Watt, Biodiversität |
Dauer: |
1 Stunde zur Vorbereitung etwa eine Woche vor dem Ausflug + 2 Stunden für den Ausflug |
Material: |
Für jeden Schüler:
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Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Klassen, die in Nordseenähe wohnen, können im Rahmen eines Ausflugs die marine Biodiversität näher unter die Lupe nehmen. Sie werden eine Inventur der marinen Arten des Wattenmeers vorbereiten und diese Inventur anschließend durchführen. Für die Schüler ist es eine Gelegenheit, Feldforschung zu betreiben – ähnlich wie es auch Wissenschaftler machen.
Vor dem Unterricht
Bevor sich der Lehrer festlegt, wohin er den Ausflug ins Wattenmeer mit seiner Klasse machen will, sollte er sich Gedanken über den Grad der Anthropisierung machen: Wie stark prägt die Anwesenheit von Menschen diesen Ort? Der Ausflug sollte außerdem zeitlich so geplant werden, dass gerade Ebbe ist.
Hat er sich für einen Ort entschieden, sollte er sich über lokale, regionale und nationale Schutzmaßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität informieren: Welche Arten sind geschützt bzw. gefährdet? Gibt es (für manche Arten) ein Sammel- und Pflückverbot (allgemein: Naturentnahmeverbot)? Vielleicht kann der Lehrer sogar vorab einige Fotos machen, die für die Vorbereitung des Ausflugs nützlich sein können.
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Vorbereitung des Ausflugs
Eine Woche vor dem Ausflug lässt der Lehrer die Schüler wiederholen, was sie bisher über die im und am Ozean lebenden Arten gelernt haben: Sie haben sehr unterschiedliche Gestalten, bevorzugen ein bestimmtes Habitat (einen bestimmten Lebensraum), sind voneinander abhängig bzw. wechselwirken miteinander. Der Lehrer kündigt anschließend an, dass die Schüler eine Inventur machen werden: Sie werden alle Lebewesen, die an einem bestimmten Ort leben, auflisten und beobachten.
Pädagogische Anmerkung
Das Wort "Inventur" ist den Kindern in der Regel unbekannt. Der Lehrer erklärt das Wort: Eine Inventur der Biodiversität einer bestimmten Umgebung zu machen, bedeutet alle in dieser Umgebung vorkommenden Arten zusammenzutragen und in einer Liste einzutragen.
Der Lehrer stellt den Schülern den von ihm ausgewählten Ausflugsort vor. Sie werden ans Wattenmeer fahren und dort einen Abschnitt des Strandes untersuchen. Er kann den Schülern gegebenenfalls Fotos des Ausflugsortes zeigen und an die Wand hängen. Er erklärt, dass man Watt bzw. Wattenmeer den Bereich nennt, der bei Ebbe trockenfällt und bei Flut unter Wasser steht. Die Schüler diskutieren über die wesentlichen Bedingungen, denen im Watt lebende Arten ausgesetzt sind: Arten, die außerhalb des Wassers leben, müssen es überleben, wenn sie vom Meerwasser überspült werden; und Arten, die im Wasser leben, dürfen nicht ersticken oder austrocknen, wenn das Wasser sich bei Ebbe zurückzieht.
Der Lehrer fragt die Schüler, was sie ihrer Meinung nach im Watt finden werden: Welche Tiere, welche Pflanzen, wie groß werden sie sein? Diese kurze Fragerunde gibt allen einen Eindruck dessen, was sie erwartet: Algen, Seeanemonen, Möwen, Garnelen, Meeresschnecken, Napfschnecken ("Chinesenhüte"). Die Schüler werden eventuell nur Hinweise auf die Anwesenheit von Tieren finden: Federn, Spuren, Schreie, leere Muscheln.
Der Lehrer teilt die Schüler in Arbeitsgruppen auf und fragt: "Was für Werkzeug sollten wir mitnehmen, um Lebewesen (ob Pflanzen oder Tiere, groß oder klein) zu sammeln, zu beobachten und zu bestimmen? Wie können wir unsere Beobachtungen festhalten, dokumentieren, bebildern?" Oder anders gefragt: "Was muss in unsere Feldforschungskiste?" Die einzelnen Gruppen beschäftigen sich mit dieser Frage und stellen eine Liste von Ideen und Materialien auf. Für dieses Brainstorming kann eventuell eine Tabelle hilfreich sein.
- Sammeln: mit bloßen Händen, mit Handschuhen, einem Netz, einem Kescher, einer durchsichtigen Dose.
- Beobachten, bestimmen: mit bloßem Auge schauen, mit einer Lupe (für die kleinen Dinge), mit einem Fernglas (für das weit Entfernte), Lineal und Maßband (zum messen), Bestimmungs- und Sachbücher (zur Bestimmung der Arten).
- Aufbewahrung: Schachteln, Fläschchen, kleine Tüten, Müllsäcke (an wasserunlösliche Filzstifte zur Kennzeichnung denken).
- Dokumentieren (aufschreiben, zeichnen, Fotos machen): Notizheft, Buntstifte. Der Lehrer kann an dieser Stelle das Arbeitsblatt 23 (Feldforschungsblatt) vorstellen. Er kann auch die Feldforschungsblätter 4 bis 6 aus dem Unterrichtsmodul "Biodiversität macht Schule!" verwenden.
Jede Gruppe ernennt einen Sprecher. Anschließend wird an der Tafel eine ausführliche Liste des benötigten Materials aufgestellt. Bei jedem Gegenstand wird über seine Nützlichkeit diskutiert und der Lehrer kann mit Fragen zusätzliche Dinge ins Gespräch bringen. Zum Beispiel: "Und wenn man etwas weit Entferntes genau beobachten möchte?" oder "Und was können wir machen, wenn wir ein "Andenken" an ein gefundenes/beobachtetes Tier aufbewahren möchten, das Tier aber nicht töten wollen?" Nach dieser Erörterung wird die Liste ins Arbeitsheft übertragen. Der Lehrer stellt eine Feldforschungskiste in eine Ecke des Klassenzimmers, in die nach und nach das gesamte Material aus der Liste verstaut wird.
Inventur im Wattenmeer
Bevor es losgeht, sollte sichergestellt sein, dass das ganze Material mitgenommen wird und jeder Schüler sein Arbeitsheft und etwas zum Schreiben eingesteckt hat.
Den Kindern sollten die wichtigsten Verhaltensregeln klar sein. Neben den üblichen für Ausflüge geltenden Regeln sollten sie daran denken, aufgehobenes Holz zurückzulegen, umgedrehte Steine wieder umzudrehen, nichts zu zerstören (um zum Beispiel ein Tier aufzustöbern), keine Abfälle zu hinterlassen usw.
Pädagogische Anmerkung
Ideal ist es, wenn es pro Gruppe eine Begleitperson gibt. Und noch besser ist es natürlich, wenn die eine oder andere Begleitperson sich gut im Wattenmeer auskennt.
Einführung
Am Ausflugsziel angekommen, werden zunächst die Grenzen des zu untersuchenden Gebietes festgelegt. Anschließend sollen die Schüler ihre Sinneseindrücke beschreiben: "Notiert in eurem Arbeitsheft alle Wörter, die euch einfallen, wenn ihr euch umschaut, horcht, riecht und anfühlt, was euch umgibt!" Die Biodiversität ist auch eine Vielfalt von Sinneseindrücken (Körnigkeit des Sandes, Rauheit der Seepocken auf den Felsen, salziger Geschmack des Meerwassers, Jodgeruch der Algen usw.). Wenn die Schüler bei diesem ersten Kontakt hinsehen und hinhören, wird ihre Neugier geweckt.
Die Schüler beschreiben den Ausflugsort in ihrem Arbeitsheft. Sie suchen den Ort auf einer Karte, schauen, welches die Hauptmerkmale der Umgebung sind, und registrieren alle Hinweise auf menschliche Tätigkeit.
Inventur
Der Lehrer gibt jedem Schüler das Arbeitsblatt 23 (Feldforschungsblatt). Um sicherzugehen, dass die Schüler verstanden haben, wie sie die Tabelle ausfüllen sollen, füllt der Lehrer die erste Zeile mit den Schülern gemeinsam aus. Der Lehrer gibt auf Anfrage Behälter und Tüten zum Sammeln von Proben aus sowie, falls benötigt, zusätzliche Feldforschungsblätter. Jeder Beutel und jedes Gefäß muss mit dem Namen des Sammlers und der Beobachtungsnummer, unter der die Probe beschrieben wurde, versehen werden – damit eindeutig zu erkennen ist, was der Plastikbeutel/das Gefäß enthält.
Abb. 1: Im Wattenmeer
Die Schüler erkunden in kleinen Gruppen den vorab abgesteckten Bereich des Wattenmeers. Sie tragen ihre Beobachtungen in das Arbeitsblatt 23 (Feldforschungsblatt) ein. Sie entdecken Lebewesen, die fest am Untergrund verankert sind (wie zum Beispiel Miesmuscheln, Seepocken, Flechten), oder solche, die sich auf dem Boden bewegen (wie zum Beispiel Springkrebse oder Ringelwürmer), solche die in Pfützen leben (kleine Fische, Nordseegarnelen), oder solche, die das Gebiet überfliegen (Silbermöwen, Austernfischer). Auf die Anwesenheit mancher Lebewesen kann man lediglich anhand bestimmter Hinweise schließen: Die zahlreichen "Sandspaghettihaufen" zeigen, wo Wattwürmer am Werke sind. Mit einem feinen "Netz" – gebastelt aus einer Feinstrumpfhose und einem Drahtring – lässt sich sogar Plankton fischen.
Nach etwa einer Stunde sammelt der Lehrer die Arbeitsblätter ein. Er überprüft, ob der Ausflugsort in dem Zustand verlassen wird, in dem er vorgefunden wurde und erklärt die Feldforschungsexpedition für beendet.
Pädagogische Anmerkungen
- Die Schüler müssen nicht die gefundenen Arten bestimmen können. Wichtiger ist, dass sie einen präzisen Wortschatz verwenden, um ihre Verschiedenheit zu beschreiben. Dennoch können das Arbeitsblatt 17 (Tabellen mit Merkmalen) und die in den Unterrichtsstunden 2.3 und 2.4 (Verwandtschaft der Arten) gemachte Klassifizierung bei der Bestimmung einiger Arten helfen – oder sie zumindest grob folgenden Kategorien zuzuordnen: Säugetiere, Vögel, Insekten, Weichtiere. Das Arbeitsblatt 23 (Feldforschungsblatt) soll den Schülern bei ihren Beobachtungen helfen; darin werden insbesondere einige Merkmale wiederholt, die die Schüler für die Klassifizierung mariner Lebewesen bereits verwendet haben.
- Wann immer es geht, sollten Fotos gemacht werden. Lebende Tiere dürfen nicht gestört werden, Pflanzen nicht gepflückt oder ausgegraben werden. Die Fotos sollten das Tier/die Pflanze in ihrer Umgebung zeigen.
Zusammenfassung
Die Schülergruppen können, falls es die Zeit erlaubt, noch am Ausflugsort ihre Beobachtungen austauschen. Ansonsten machen sie das später in der Schule. Der Lehrer weist die Schüler so oft wie möglich auf die Verbindungen zu den Aktivitäten der vorherigen Unterrichtsstunden auf: Klassifizierung, Nahrungsnetz usw. Wenn sich die Gelegenheit bietet, macht der Lehrer die Schüler darauf aufmerksam, wie sich die verschiedenen "Bewohner" des Wattenmeers an den Wechsel von Ebbe und Flut anpassen. Bei Ebbe: Die Seepocke und die Miesmuschel schließen sich, die Meeresschnecke verschwindet in ihrem Gehäuse, die Nordseegarnele zieht sich in Gezeitenbecken (kleine Wasserbecken) oder Priele zurück. Bei Flut: Die Nereiden verstecken sich in Felsspalten usw.
Im Klassenzimmer können die Skizzen und ausgedruckten Fotos der Schüler als Mosaik an der Wand befestigt werden. So wird die große Vielfalt der Wattbewohner veranschaulicht. Die Klasse verfasst gemeinsam eine Zusammenfassung der Ergebnisse ihrer Feldforschung.
Abb. 2: Ein ausgefülltes Feldforschungsblatt
Letzte Aktualisierung: 29.11.2023